Bayerns Wissenschaftsministerin Marion Kiechle (CSU) will deutlich mehr Frauen in Professorenstellen bringen. „Es kann nicht sein, dass wir auf dieses Potenzial einfach verzichten“, sagte sie bei der Landesversammlung des CSU-Arbeitskreises Hochschule und Kultur am Samstag auf der Festung Marienberg in Würzburg. Sie kündigte Maßnahmen zur gezielten Förderung von Professorinnen an.
So will sie eine höhere Frauenquote in die nächsten Zielvereinbarungen für das Innovationsbündnis schreiben, das der Freistaat seit 2005 mit den bayerischen Hochschulen abschließt. Kiechle hatte selbst 18 Jahre lang den Lehrstuhl für Gynäkologie an der TU München inne und war Direktorin der Frauenklinik im Klinikum rechts der Isar.
Frauenanteil an Professuren: "Tragen die rote Laterne"
Was den Frauenanteil an Professuren angeht, habe sich über die Jahre kaum etwas geändert, kritisierte die 58-Jährige, „wir tragen in Bayern die rote Laterne.“ Kiechle forderte von den Hochschulen bessere Chancen für Frauen bei den Berufungsverhandlungen und mehr Anstrengung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Aus Sicht der Ministerin kommt ein höherer Frauenanteil auch der neuen Vätergeneration zugute: „Sie wollen ihre Kinder aufwachsen sehen.“ Außerdem sei erwiesen, dass geschlechtlich gemischte Teams wissenschaftlich dynamischer und besser arbeiten.
Nur jede fünfte Professorenstelle ist weiblich besetzt
Nach Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik waren zuletzt (2016) nur 19 Prozent der knapp 7000 bayerischen Professuren weiblich besetzt. Immerhin: Der Anteil hat sich damit innerhalb von zehn Jahren von mageren elf Prozent (2006) bereits deutlich erhöht.
Würzburgs Uni-Präsident Alfred Forchel unterstützt die Initiative der Ministerin, spricht von einem „riesigen Nachholbedarf“. Die Julius-Maximilians-Universität (JMU), sagte er am Rande der Tagung, berücksichtige in Berufungsverhandlungen bewusst Frauen. Liegt ihr Anteil insgesamt im Bayernschnitt, betrage er zumindest bei den Neuberufungen zwischen 30 und 40 Prozent. „Wir setzen gesellschaftliche Veränderung um“, so Forchel. Dies brauche allerdings Zeit. Er verwies auch auf die mittlerweile dauerhafte Zertifizierung der JMU als familienfreundliche Universität.
Bei Studierenden mehr Frauen als Männer
Für den CSU-Arbeitskreis Hochschule und Kultur sprach sich dessen Landesvorsitzender, der Würzburger Landtagsabgeordnete Oliver Jörg, ebenfalls für eine stärkere Frauenförderung bei den Wissenschaftskarrieren aus.
Umgekehrte Vorzeichen übrigens bei den Studierenden: Hier stellen Frauen an bayerischen Hochschulen schon seit einigen Jahren mehr als die Hälfte aller Eingeschriebenen.
Universität Würzburg hofft auf Exzellenz-Anträge
Ein zentrales Thema der Landesversammlung war die Exzellenzstrategie von Bund und Ländern für die Hochschulen. Die Uni Würzburg ist in der laufenden Runde noch mit drei so genannten Cluster-Anträgen im Rennen, die gemeinsam mit Partnerunis eingereicht wurden. Die Entscheidung der Expertenkommission fällt Ende September.
Während Wissenschaftsministerin Kiechle die akademische Regionalisierung lobte („In Bayern hat es niemand weiter als 30 Kilometer zur nächsten Hochschule“), gab es deutliche Kritik an der bisherigen Vergabe der millionenschweren Exzellenzmittel. Hier sahnten seit 2006 vor allem die beiden Münchner Unis ab, für den Norden Bayerns blieb nicht viel.
Kritik an Konzentration der Exzellenzmittel in München
Wie Uni-Präsident Forchel zeigte, sind die Exzellenz-Standorte in Baden-Württemberg deutlich gleichmäßiger verteilt. Auch MdL Jörg bemängelt: „Wir sind hier von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Bayern weit entfernt.“ Umso wichtiger seien die Anstrengungen für exzellente Forschung vor Ort. Die Uni Würzburg und die Hochschule für angewandte Wissenschaften seien auf einem guten Weg.
Einig zeigte sich Jörg mit Forchel in der Einschätzung, dass vor allem außeruniversitäre Einrichtungen, wie etwa das neue Helmholtz-Institut in Würzburg, entscheidend für die Ausbildung von Spitzenforschung sind.
Freistaat will bayerisches Krebsforschungszentrum aufbauen
Ministerin Kiechle kündigte an, sich bei Bundesforschungsministerin Anja Karliczek für eine nachträgliche Erhöhung der vorgesehenen Exzellenzmittel einzusetzen.
Bei der Tagung in Würzburg bekräftigte sie den Aufbau eines bayerischen Krebsforschungszentrums (Bavarian Cancer Center) im Verbund der bayerischen Universitäten. Ziel sei es, neue Therapien, Diagnostik und Möglichkeiten der Prävention zu entwickeln. Ministerpräsident Söder hatte das Zentrum in seiner Regierungserklärung angekündigt, es solle seinen Schwerpunkt an den Unis Erlangen und Würzburg haben.