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Aschaffenburg/Würzburg
Wegen Missbrauchsgutachten: Gemeinde in Aschaffenburg setzt Gottesdienste aus
In der katholischen Gemeinde "Maria Geburt" finden an den kommenden Sonntagen keine Gottesdienste statt. Stattdessen will man aus dem Münchener Missbrauchsgutachten vorlesen.
Eine katholische Gemeinde in Unterfranken sorgt mit einer Solidaritätsaktion für Aufsehen.
Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild) | Eine katholische Gemeinde in Unterfranken sorgt mit einer Solidaritätsaktion für Aufsehen.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:00 Uhr

Nach dem erschütternden Gutachten zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Erzbistum München und Freising greift der Aschaffenburger Pfarrer Markus Krauth zu drastischen Mitteln: An den kommenden drei Sonntagen fallen in seiner Gemeinde "Maria Geburt" die Gottesdienste aus.

"Was uns als Gemeinde dieser Kirche schockiert, ist nicht nur das unsägliche Leid, das so viele Menschen durch Priester, Bischöfe und Generalvikare erfahren mussten", heißt es in einem offenen Brief des Gemeindevorstands an den Würzburger Bischof Franz Jung. "Was uns besonders erschüttert, ist der Verrat an Opfern, am Evangelium und eigener Verantwortung." Die Verfasserinnen und Verfasser des Schreibens sprechen von einem "Skandal", der "ein Verrat am Wort Gottes und der auf ihn verweisenden Sakramente" sei.

Würzburger Generalvikar kritisiert die Aktion

Man wolle "das unerträgliche 'Weiter so!' wenigstens punktuell unterbrechen", heißt es weiter. Daher sollen bis 13. Februar keine Gottesdienste in der Gemeinde gefeiert werden. Stattdessen soll an diesem Sonntag in der Kirche Maria Geburt eine bemerkenswerte Solidaritätsveranstaltung stattfinden: "Wir hören Erzählungen von Betroffenen, lesen aus dem Gutachten, schweigen in der Gegenwart Gottes", heißt es in dem Brief an den Bischof. Außerdem sollen für den Würzburger Betroffenenbeirat Spenden gesammelt werden. Für die Teilnahme an der Aktion in Aschaffenburg ist eine Anmeldung erforderlich.

Im Bistum stößt die Aschaffenburger Aktion auf Kritik. Generalvikar Jürgen Vorndran sagte am Freitag in Würzburg, dass man die Solidaritätsaktion zwar in vollem Maße unterstütze. Aber es sei nicht richtig, dafür drei Wochen lang keine Sonntagsmesse zu feiern. "Denn die Eucharistie sollte ein Raum sein, der frei ist von jeder Instrumentalisierung", so Vorndran, der die Verantwortlichen bat, die Aktion zu überdenken. "Wir werden das trotzdem machen", entgegnet Krauth auf Anfrage dieser Redaktion. Es sei ihm "ein Bedürfnis", nach den jüngsten Ereignissen ein sichtbares Zeichen zu setzen. Ob es seitens der Bistumsleitung zu Sanktionen kommen wird, könne er nicht einschätzen.

Das vom Erzbistum München und Freising selbst in Auftrag gegebene Gutachten war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren. Es wirft auch den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem heute emeritierten Papst Benedikt XVI., konkret und persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vor.

 
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  • osollner@yahoo.de
    Ich denke, nicht nur in Bayern gibt es diesen Mißbrauch. Es wird ihn wohl in den anderen Bistümern auch geben. Aber scheinbar wird da weiterhin alles verheimlicht.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Das Schlimme ist, es gibt diesen Missbrauch nicht nur in der Kirche!
    13.000 amtlich registrierte Fälle in Deutschland - PRO JAHR! (Aussage des Deutschen Kinderschutzbundes)
    Wo bleibt da der Aufschrei?
    Das macht mich mindestens genauso sauer wie diese ekelhaften Fälle innerhalb der Kirche (die zum allergrößten Teil gar nicht mehr geahndet werden können, weil die Täter inzwischen verstorben sind - von den 13.000 Fällen des Jahres 2021 kann man davon ausgehen: die leben noch!)
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  • festoessel@gmail.com
    Respekt Herrn Krauth und seiner Pfarrgemeinde. Vielleicht ist gerade jetzt der Dienst für Menschen angebrachter als ritualisierte Zeremonien, welche das Leid der Opfer nicht vermeiden und schon gar nicht wieder gut machen konnten. Solidarität mit den Opfern und die Forderung nach schonungsloser Aufklärung sind daher jetzt ganz richtige Konsequenzen, auch wenn das vielen Gläubigen weh tut. Deren Schmerz, keine Eucharistie feiern zu können, ist nichts gegen das Leid der Opfer sexuellen Missbrauchs durch Pfarrer. Zu fragen bleibt trotzdem die Frage, warum gerade in der katholischen Kirche so viele Kleriker so einsam und krank sind, dass sie sich derartig unmenschlich verhalten. Als psychisch Kranken helfen ihnen weder Vertuschung noch Gebete. Sie brauchen besondere ärztliche Hilfe, die ihnen ihre Schuld so klar macht, damit sie keine Opfer mehr finden können. Hier sind Kirche und Staat gleichermaßen in Justiz und Medizin gefragt.
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  • klafie
    sehr gut Herr Pfarrer Kraut, hoffentlich wird es für Sie nicht aber eine "Stolperfalle" wo dann die Kirchenfürsten wieder herumnörgeln. Aber: es müsste mehr schärferer Wind nach allen Seiten der Kirchenoberen wehen, damit sie endlich erkennen, was in den letzten Jahren alles falsch gelaufen ist, nicht nur bei Missbrauchsfällen und -aufarbeitung.
    Klar tut auch jeder einzelne austritt weh, da wird ja auch dann wieder das Kapital geschmälert. Aber: Hochmut kommt vor dem Fall, und jetzt kommt halt auch der Fall! Hoffentlich kann man diesen Fall noch aufhalten, denn es nützen keine salbungsvollen und wehleidigen Worte der Entschuldigung, es müssen vor allem taten folgen und die tun bekanntlich nun mal mehr weh, wie eine Entschuldigung! Das reicht nicht mehr aus!!
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  • elkatvelo@t-online.de
    genau so ist das richtig, von unten her, den Gemeinden muss den "Kirchenoberen" förmlich der Wind entgegen blasen, damit sich was ändert.
    Warum gehen der Bischof und der Generalvikar nicht zu dieser Veranstaltung, stellen sich der Verantwortung und unterstützen die Gläubigen vor Ort ??
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  • biene269
    Das Leid der Opfer mindert das nicht und auch das jahrelange Schweigen und Dementieren kann nicht wieder gut gemacht werden ... ABER immerhin ein kleines erstes Zeichen
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  • gabcht20581207
    Meine Hochachtung an Pfr. Krauth, danke für die Solidartät mit den Opfern, ohne die 'normale schweigende Betroffenheit' der Kath. Kirche.
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  • FischersFritz
    Zitat Jürgen Vorndran: "Denn die Eucharistie sollte ein Raum sein, der frei ist von jeder Instrumentalisierung..."

    Da schwillt mir doch schon wieder der Hals.

    Sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, die Kirchenanhänger für das Thema zu sensibilieren und wenigstens mal ein kleines Zeichen gegen das ewige Relativieren, Verharmlosen, Verschweigen und Vertuschen zu setzten ist KEINE Instrumentalisierung.

    Es zeugt zumindest von einem Rest von Anstand und Verantwortung - der leider so gut wie überall sonst in der Kirche fehlt. Hier Kritik zu üben ist komplett daneben...

    Sorry, Herr Vorndran - aber sie haben offenbar gar nichts verstanden... schade!
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  • lothar.unsleber@t-online.de
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  • GWM
    Vom "Schweigen in der Gegenwart Gottes" sollte das katholische Volk eigentlich ja schon genug haben.
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  • rasputin32
    Will man dadurch Neugierige in die Kirche locken?
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