
Im Jahr 2021 haben die größten am Würzburger Stein und am Pfaffenberg ansässigen Weingüter Juliusspital, Bürgerspital und Staatlicher Hofkeller mit der Stadt Würzburg das Projekt Bewässerung Würzburger Weinberge angestoßen. Der Grund: Sie sehen die berühmte Lage in Zeiten des Klimawandels in großer Gefahr. Die Stadt Würzburg habe die Dringlichkeit sofort aufgegriffen, da sie Synergien für die Bewässerung ihres urbanen Grüns sieht, so Robert Haller, Weingutsdirektor des Bürgerspitals.
Inzwischen gibt es erste Ergebnisse, aber auch die Nachricht, dass die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) einen eigenen Antrag auf Bewässerung ihrer sechs Hektar Weinberg am Pfaffenberg genehmigt bekommen hat. Dies beschäftigt inzwischen auch den bayerischen Landtag. Der SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib stellte eine Anfrage an die Staatsregierung, warum die zum Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten gehörende LWG aus dem Würzburger Konzept ausschere. "Wir brauchen gemeinsame Konzeptionen für zusammenhängende Gebiete", so Halbleib auf Nachfrage.
Baumreihen am Würzburger Stein?
Erste Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Potenzialanalyse würden zeigen, dass zum größten Teil die Bewässerung über Wasserrückhalt gesichert werden könne, so Würzburgs Klimabürgermeister Martin Heilig. Allerdings werde sich auch der Weinbau verändern müssen. Zum Beispiel durch Begrünung, aber auch durch teilweise Aufforstung, um Erosion und Austrocknen zu verhindern.
Die Reaktionen aus den Weingütern dazu seien nicht nur positiv gewesen, es handele sich nun einmal um beste Lagen. Zudem sei es sehr teuer. Nur die Stadt Würzburg und die beteiligten Weingüter könnten das millionenschwere Projekt nicht stemmen. In dem Moment, in dem beispielsweise der Stein auch mit Baumreihen begrünt sei, verbinde das Projekt urbane Klimaanpassung mit Klimaanpassung für den Weinbau. Für so ein Pilotprojekt könne er sich gut vorstellen, auch Gelder aus Berlin zu bekommen, sagt Heilig. Da wäre es von Vorteil, die LWG dabei zu haben.
Projekt Weinbau ohne Bewässerung
Man müsse sich die Frage stellen, ob Bewässerungsprojekte, wie sie derzeit für die Würzburger Weinberge geprüft würden, ökologisch und ökonomisch sinnvoll seien, so Matthias Mend, Leiter des Institutes Weinbau und Oenologie bei der LWG. Kosten von bis zu 140.000 Euro pro Hektar Rebfläche stünden hier im Raum. Die LWG habe das am eigenen Leib zu spüren bekommen, so deren Präsident Andreas Maier. So habe man sich aus Kostengründen vom ursprünglichen Bewässerungskonzept am Würzburger Pfaffenberg verabschieden müssen.
Für den Pfaffenberg plane man jetzt etwas ganz anderes, sagt Daniel Heßdörfer, der sich bei der LWG unter anderem um die Adaption des Klimawandels in den Weinbau kümmert. Am Pfaffenberg werde man vertiefend Weinbau ohne Bewässerung erforschen. Dennoch werde ein kleinerer Vorratsbehälter mit 500 Kubikmeter für die Bewässerung insbesondere der Junganlagen errichtet. Die Befüllung erfolgt mit einer mobilen Pumpe aus dem Main und mittels Tankwagen in der abflussreichen Zeit der Winter- und Frühjahrsmonate.

Zum einen bräuchten vor allem junge Reben in den ersten Jahren in trockenen Sommern Bewässerung. Zum anderen könne man nicht vorhersagen, wie Weinbau komplett ohne Bewässerung auch in extrem trockenen Jahren bis zur Lese funktionieren könne, so Heßdörfer. Darum forsche man am Trockenweinbau, denn die 6000 Hektar Rebfläche in Franken komplett zu bewässern, sei nicht möglich.
Was das Würzburger Bewässerungskonzept am Stein und Pfaffenberg betreffe, legt Mend Wert darauf, dass die LWG nie offizieller Projektpartner gewesen sei. Zum einen habe man die eigene Machbarkeitsstudie nach trockenbedingten Ernteausfällen in den Jahren 2015 und 2019 bereits 2020 in Auftrag gegeben, also vor dem Projektstart in Würzburg 2021. Zum anderen mache die Teilnahme für ein staatliches Unternehmen keinen Sinn, weil man von staatlichen Förderungen gar nicht profitieren dürfe. Gerne unterstütze man das Projekt jedoch beratend.
Da Bewässerung nicht überall zu realisieren sei, müsse gerade in den fränkischen Steillagen mit Erosionsschutz durch Begrünung und Laubwandmanagement die Reben vor Trockenstress geschützt werden, so Heßdörfer. Ob man dazu in Weinbergen auch Gehölze als Windbrecher benötige, müsste sich zeigen. Denn in extrem trockenen Zeiten würden diese Pflanzen in Konkurrenz zur Weinrebe treten.