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Würzburg
"Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim: Welchen Einfluss hat "Political Correctness" auf die Comedy von Ines Procter und Sebastian Reich?
Worüber darf man heute noch lachen? Sebastian Reich und "Putzfraa" Ines Procter aus dem Landkreis Würzburg erklären, ob sie heute noch dieselben Witze wie früher machen würden.
Worüber darf man eigentlich noch lachen? Der Comedian und Bauchredner Sebastian Reich aus Höchberg und die 'Putzfraa' Ines Procter erzählen, wie sich ihr Programm in den vergangenen Jahre geändert hat.
Foto: Silvia Gralla/Collage MP | Worüber darf man eigentlich noch lachen? Der Comedian und Bauchredner Sebastian Reich aus Höchberg und die "Putzfraa" Ines Procter erzählen, wie sich ihr Programm in den vergangenen Jahre geändert hat.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:13 Uhr

Sind wir alle zu empfindlich geworden? Während man vor ein paar Jahren mit sexistischen und frauenfeindlichen Witzen noch ganze Olympiastadien füllen konnte, ertönt heute nur noch vereinzelt verhaltenes Lachen. Auch Gags über gesellschaftliche Randgruppen, "Ausländer" oder Körperformen haben viele Comedians mittlerweile aus ihrem Programm gestrichen.

Das Publikum hätte sich weiterentwickelt und die Gesellschaft sei anspruchsvoller als früher, so häufig die Begründung. Und böse Stimmen behaupten gern: Gerade die junge Generation, die sich gern als "woke" (deutsch: besonders aufmerksam für soziale Benachteiligung und Ungleichheit) bezeichnet, werde immer empfindlicher und fühle sich von allem angegriffen. Sie könnten über gar nichts mehr lachen und seien humorbefreit, so häufig der Vorwurf aus dem Gegenlager.

Sebastian Reich bestätigt: Comedy hat sich verändert 

Das kann "Fastnacht in Franken"-Star Sebastian Reich nicht bestätigen. Seit mehr als 21 Jahren steht der Bauchredner aus Höchberg mit seiner Nilpferd-Puppe Amanda auf der Bühne. Zwar habe auch er bemerkt, dass sich beim Thema Comedy mittlerweile viel verändert habe, doch das liege gar nicht unbedingt an einer empfindlichen jungen Generation. 

Archivbild: Bei der Sitzung der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG e.V.) hat Ines Procter den Humor der Anwesenden voll getroffen. 
Foto: Daniel Peter | Archivbild: Bei der Sitzung der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG e.V.) hat Ines Procter den Humor der Anwesenden voll getroffen. 

Seiner Beobachtung nach gäbe es durchaus auch Menschen älteren Jahrgangs, die über bestimmte Witze nicht lachen könnten, die jungen dafür schon. Das Ganze funktioniere aber auch in die andere Richtung. Also keine reine Generationsfrage. "Ich kann nicht bestätigen, dass es nur die jungen Leute sind, die sich Witzen gegenüber verschließen oder besonders kritisch sind", so der Komiker.

Vorsichtiger bei den Vorbereitungen und Formulierungen 

Dennoch ist auch er in seinen Programmvorbereitungen mittlerweile vorsichtiger geworden. Besonders mit Blick auf die sozialen Netzwerke. "Ich überlege mir genauer, wie ich Dinge formuliere, damit sie nicht falsch verstanden oder aus dem Kontext gerissen werden können", sagt der Bauchredner.

Zu oft habe man es erlebt, dass Künstlerinnen und Künstler online einen sogenannten Shitstorm (deutsch: Beleidigungswelle) kassiert hätten, weil Sätze aus dem Zusammenhang gerissen worden und im Netz geteilt worden seien. Dies hat auch Reich mittlerweile im Hinterkopf und macht sich bei der Formulierung seiner Auftritte im Vorfeld mehr Gedanken als früher, wie er sagt.

Die fränkische "Putzfraa" Ines Procter geht da anders vor. Witze aus dem Programm gestrichen, weil sie heute mit dem Argument der "Political Correctness" nicht mehr gemacht werden dürften, habe sie bisher nicht. Bei ihrem Soloprogramm setze sie nur selten Grenzen, denn: "da erwarte ich, dass mein Publikum aus freien Stücken kommt und somit auch offen für meinen Humor ist, mit allen Facetten."

Über beleidigende Witze kann Ines Procter nicht lachen 

Bei öffentlichen Veranstaltungen wie "Fastnacht in Franken" hingegen sei die Grenze schon deutlich höher angesetzt. Doch wo setzt sie diese an? "Ich versuche immer, dass ich niemandem zu nahe trete", erklärt die Erlabrunnerin. Dieses Mantra hat sich auch Sebastian Reich auf die Fahne geschrieben. Wichtig sei, dass alle mitlachen können und man keine Witze unter der Gürtellinie mache. 

Doch ist Ines Procter überzeugt: "Witze sind die schönste Art, Zähne zu zeigen." Deshalb müsse man über alles lachen dürfen – gerade in schlechten Zeiten. Und auch sogenannte Randgruppen seien davon nicht ausgenommen. "Letztendlich ist es häufig nur eine Sache der Formulierung", sagt die 49-Jährige. Vor Fettnäpfchen fürchte sie sich nicht, denn recht machen könne man es ohnehin nie allen Menschen. Doch es gibt auch Punkte, über die selbst die Komikerin nicht lachen kann und das sind beleidigende Witze, die auf einzelne Personen abzielen.

Beleidigungen und Diskriminierungen unter dem Deckmantel des Humors sind für viele Menschen heute nicht mehr akzeptabel. Eine Weiterentwicklung der Gesellschaft, wie Reich findet, der sich auch die Welt der Comedy anpassen muss. Für ihn steht fest: "Ich würde nie Witze über eine übergewichtige Person machen – außer mit Selbstironie über mich selbst."

Rassismus, Bodyshaming oder Behinderungen  – all das sind Themen, die die meisten Künstlerinnen und Künstler heutzutage ausklammern. Reich ergänzt das Themenfeld noch um die Gewalttaten. "Das sind Bereiche, da bleibt mir das Lachen im Hals stecken". Ein absolutes No-Go für den Künstler.

Die "Fastnacht in Franken" wird vom Bayerischen Rundfunk  am 10. Februar gezeigt. Die Prunksitzung aus den Veitshöchheimer Mainfrankensälen ist ab 19 Uhr live im TV zu sehen und die Übertragung dauert bis 22.30 Uhr. Zudem wird die Sendung auch im BR-Livestream übertragen. Wir berichten für Sie live auf mainpost.de!

 
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Kommentare
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  • Barbara
    Die Putzfraa, sollte allmählich einen Rückzieher machen....das ist nur noch altes Gelaber, ein Niveau das nicht ins Fernsehen gehört
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  • bobmannschaft@t-online.de
    Jeder darf eine Meinung haben, auch Sie 👍
    Ich denke in dem Fall handelt es sich um eine Minderheit die Ihrer Meinung ist.
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  • freihold
    Ein etwas ungewöhnlicher Erkenntnisgewinn, welchen uns die Redaktion hier vermittelt. Über die lokale Brille hinaus. Journalistisch interessant wäre gewesen, was Ingo Appelt hier beizusteuern hätte. Immerhin hat er einst in und nach seiner Jugend rund 15 Jahre in Würzburg gelebt, zuletzt beruflich als Bildunsreferent. Er spricht perfekt fränkisch und ist heute einer oder vielleicht der bekannteste deutsche Comedian. Regelmäßig auch als Gastgeber von "Kabarett Franken" des Bayerischen Fernsehens erfolgreich, wird Ingo Appelt in Würzburg und Mainfranken allzu sehr vernachlässigt. Ganz im Gegensatz zu Aachen bei der beliebten Verleihung des "Ordens wider den tierischen Ernst", wo er alljährlich mit seiner geistreichen Stand-up-Comedy und parodistischen Riesentalent stets zur ersten Garde zählt. Der Prophet
    gilt bekanntlich nichts im eigenen Land.
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  • giacomo
    Der Ingo Appelt ist wahrscheinlich schlicht zu teuer!!! In Köln werden beispielsweise schon mal 700 € für den Auftritt eines Büttenredners bezahlt (wohlgemerkt für e i n e n Auftritt!)
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  • flea11
    Tja, Herr Reich, ich nenne das Selbstzensur!!
    Die Empörungskultur und geradezu krampfhaft gesuchte sprachliche Verfehlung - die natürlich von den Empörten definiert wird - und entsprechend vorgetragen wird, ist ein großes Übel in unserer Gesellschaft. Nicht zu verstehen ist, dass sich alle (Medien, Behörden, Universitäten, Leserbriefschreiber, Autoren usw.) tatsächlich genötigt fühlen, sich dem verqueren Ansinnen dieser Wenigen zu beugen. Das Vorhaben dieser Wenigen ist antidemokratisch. Sie wollen Vielfalt propagieren und schaffen genau das Gegenteil! Und alle, nein, nicht alle (Gott sei Dank) viele machen bei der Abschaffung unserer freiheitlichen Demokratie mit. Sie merken es nicht oder wollen es nicht merken. Mit der Sprache fängt es an und wohin das führt, kann man in unseren Geschichtsbüchern nachlesen und an totalitär geführten Staaten (Iran, Ungarn, Russland, Türkei, Nordkoreoa, China ...) sehen. Wenn wir nicht aufpassen, ist es bei uns bald auch (wieder!!!) so weit.
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  • conmex@aol.com
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  • k.a.braun@web.de
    Wenn man " political correctness" mit "Höflichkeit" ersetzt, wird deutlich, worum es eigentlich geht: diejenigen, die sie verweigern, sind Menschen, die darauf bestehen, unhöflich zu sein, andere sprachlich auszugrenzen oder gar zu verletzen. Es ist gut, dass unsere heutige Gesellschaft hier aufmerksamer geworden ist. Einige Kommentatoren haben zwar offenbar noch Nachholbedarf, aber das wird schon noch mit der Zeit. In diesem Sinne: Helau!
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  • Mainheini
    Die ganze Verhunzung unserer Sprache, immer mehr "denglisch" und Genderismus (MainPost: "Einwohnende") und vieles mehr sind inzwischen lächerlich oder zumindest lachhaft. Witze darüber dürfen nicht gemacht werden, weil sich nicht eine Promille-, sond nur eine Promillchen-Minderheit darüber aufregt. Leute, schaltet mal euren GMV ein, wo sind wir denn hingekommen.
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  • emilylena
    Wie wäre es mit einem Orden: "Wider den bierischen Ernst??
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  • Pepo15
    Allein der erste Satz im Bericht ist schon traurig. Es ist schade das heute eine gefühlte Minderheit festlegen möchte was politisch korrekt und was nicht. Diese Leute möchten dann auch gleich noch festlegen was lustig ist oder welche Lieder man noch hören darf. traurig
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  • bobmannschaft@t-online.de
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  • FairPlay
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