Die Pandemie ist ein Härtetest für die Gesellschaft. "Diese Krise weckt unsere tiefsten Ängste. Aber sie ruft auch das Beste in uns hervor", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor einem Jahr. Er dürfte damit nicht das Drängeln beim Impfen gemeint haben, und schon gar nicht handfeste Betrügereien, um schneller an der Reihe zu sein oder der lästigen Maskenpflicht zu entkommen. Unlautere Methoden und Maschen sind auch in Mainfranken zu beobachten.
Wenn Ärzte Atteste per Ferndiagnose und e-Mail ausstellen
Da sind dubiose ärztliche Atteste. Schon vor einem Jahr hatten selbsternannte "Corona-Rebellen" in der Region gegen das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes gewettert und über ihre Kanäle eine Ärztin aus dem Rhein-Neckar-Kreis empfohlen. Sie stelle – bei angeblichen Atembeschwerden – per Mail ein ärztliches Attest zur Maskenbefreiung aus. Der Tipp stießt auf große Resonanz, fünf Euro waren dafür auf das Konto der Ärztin zu überweisen.
Bei ihr hatte sich auch ein 33-jähriger Würzburger ein solches "Fantasie-Attest" besorgt, um ohne Maske an einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Schweinfurt teilzunehmen. Nach einer Kontrolle durch die Polizei erhielt er einen Strafbefehl gleich hinterher: Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse nach Paragraf 279 Strafgesetzbuch. Das Amtsgericht Schweinfurt verdonnerte den Mann vor kurzem zu einer Geldstrafe von 825 Euro.
Die Bayerische Landesärztekammer verweist darauf, dass gemäß der Berufsordnung ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt zwingend ist. Eine Behandlung dürfe nicht "ausschließlich über Print- und Kommunikationsmedien" erfolgen. Deutschlandweit laufen Ermittlungen gegen Ärzte, die Gefälligkeitsgutachten zur Maskenbefreiung ausgestellt haben. Die Zahl der Verfahren dürfte mittlerweile in die hunderte gehen.
Wenn sich Betrüger als Ärzte ausgeben und an Attesten verdienen
Kriminelle Energie steckt hinter einer anderen Masche: Hochstapler geben sich im Internet als Ärzte aus und liefern gegen saftige Gebühren auf ein Privatkonto die gewünschten Atteste. So geschehen in einem Fall, der jüngst vor dem Würzburger Amtsgericht verhandelt wurde. Nur ein paar Kreuzchen auf einem digitalen Fragebogen zu Problemen beim Maskentragen - schon gab es ein Dokument mit Arztstempel, wonach der Patient in der Praxis medizinisch betreut werde und man "alternative Schutzmaßnahmen" besprochen habe. Auch hier wurde der Tipp offenbar in Querdenker-Kreisen herumgereicht.
Wer auf eine solche Masche falscher Ärzte hereinfällt oder sie bewusst in Anspruch nimmt, wird zur Kasse gebeten: Eine Strafe von 450 Euro musste der Angeklagte in Würzburg bezahlen, weil er ein falsches Gesundheitszeugnis vorwies. Die fingierte Ärztin hatte offenbar Tausende solcher Maskenatteste ausgestellt.
Wenn gefälschte Impfpässe über das Internet verkauft werden
Ebenfalls lukrativ ist für Betrüger das Geschäft mit gefälschten Impfpässen. Überall in Deutschland werden sie derzeit zum Kauf angeboten, in der Regel über das Internet. In den Pässen werden dann angebliche Corona-Impfungen eingetragen, mit gefälschten Stempeln, Unterschriften und Chargen-Aufklebern. Betroffen war zuletzt das Impfzentrum in Lohr (Lkr. Main-Spessart). Die in den Pässen angegebenen Impfungen hatten nie stattgefunden.
Mit dem Foto des gefälschten Lohrer Impfausweises wurde über den Nachrichtendienst Telegram auch gleich eine Preisliste mitgeschickt: Ein nachgemachter Pass kostet demnach einen dreistelligen Eurobetrag, es gibt sogar Mengenrabatt. Falls die Käufer die Ausweise auch tatsächlich erhalten.
Dabei ist nicht nur das Fälschen eines Dokuments strafbar, sondern auch der Erwerb. Nach dem Strafgesetzbuch greifen zwei mögliche Tatbestände: die Fälschung von Gesundheitszeugnissen und Urkundenfälschung. Hinzu kommt der Missbrauch eines Titels – sich also fälschlicherweise etwa als Arzt auszugeben.
Wenn Hausärzte die Atteste zur Impfpriorisierung "großzügig" ausstellen
Weniger eindeutig ist der Sachverhalt bei ärztlichen Bescheinigungen, die eine höhere Priorisierung beim Impfen und einen früheren Termin bewirken. Wie ernst sind die Vorerkrankungen tatsächlich? Wie pflegebedürftig ist die betagte Mutter wirklich? Klar ist: Wer bei der Registrierung im Impfportal eigene Vorerkrankungen angibt oder sich als enger Kontakt einer pflegebedürftigen Person einträgt, muss dies beim Impftermin belegen können.
Dass Bescheinigungen dafür von Ärzten teilweise recht "großzügig" ausgestellt werden, will Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbandes nicht ausschließen. Gegenüber der "Wirtschaftswoche" warnte er vor Konflikten in den Praxen: "Dann beklagt sich der eine, dass die Nachbarin eine Bescheinigung bekommen hat, er selbst aber nicht. Das kann auch zu Doktorhopping führen."
Möglicherweise würden Atteste ausgestellt, um Ärger mit langjährigen Patienten aus dem Weg zu gehen. Für den Hausärzte-Vorsitzenden ein heikles Vorgehen. Denn Impfzentren könnten fragwürdige Atteste zurückweisen "und die Leute kommen voller Ärger zu uns zurück". Dazu müssten die Bescheinigungen in den Impfzentren allerdings ernsthaft überprüft werden – was schon vom Aufwand her gar nicht zu stemmen wäre, wie Michael Dröse, Verwaltungsleiter der beiden Impfzentren in Stadt und Landkreis Würzburg, bestätigt. Ärztliche Atteste in Frage zu stellen, übersteige zudem die Kompetenzen von Check-In-Mitarbeitern. Grund zur Beunruhigung sieht Dröse aber nicht. Bis dato seien in den Impfzentren in Würzburg und Giebelstadt keine auffälligen Bescheinigungen bekannt geworden.
für die es Corona doch nicht gibt bzw. das auch nur wie eine Grippe ist, denn so viel Geld für ein Attest für etwas ausgeben, was man gar nicht braucht?
Es wäre doch viel billiger sich bei einer Plattform anzumelden, die Impfungen zu akzeptieren (wenn das Virus harmlos ist, dann sind doch auch die abgeschwächten Impfungen harmlos) und kostenlos einen Ausweis zu erhalten.
Fragen über Fragen? Verstehen kann das vermutlich nur ein "Leerdenker".
Da das Internet und Digital bei uns auch Neuland ist dürfte es noch Jahre dauern bis es eine fälschungssichere Variante gibt - und dort werden dann im Zweifelsfalle die gefälschten Impfpässe hin übertragen und schon ist alles legal.
Solange wird es nicht dauern. Da wird die EU treibende Kraft sein. Im Juni wird das schon sichtbarer sein. Die Übertragung der Corona -Impfung zu einem fälschungssicheren Ausweis wird eher von den Gesundheitsämtern - haben auch Info über Genesene - als von irgendwelchen Aufklebern aus dem gelben Impfpass erfolgen. Zudem ist eine Impfung auch nur höchstens 6-12 Monate wirksam, auch im neuen Ausweis. Betrüger müssten sich dann wieder einen gefälschten Impfpass beschaffen.
https://www.wiwo.de/technologie/digitale-welt/eu-impfnachweis-ab-wann-der-digitale-impfpass-mehr-reisefreiheit-bringt/27146860.html
Was will man mit einem gefälschten Impfpass wenn dieser von keinem akzeptiert wird? Vielleicht für eine Querdenker-Demo, aber sicher nicht für Reisefreiheit in Europa.