
Sie halten die Coronakrise für eine von Politik und Medien betriebene Panikmache, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für überzogen und sehen sich ihrer Freiheitsrechte beraubt: Selbsternannte "Corona-Rebellen", die seit Wochen auch im mainfränkischen Raum zu Kundgebungen aufrufen.
Besonders schlecht sind die Corona-Kritiker auf den vorgeschriebenen Mund-Nase-Schutz zu sprechen. Viele von ihnen nennen die Maske einen "Maulkorb", den die Staatsregierung der Bürgern aufzwinge. Sie zweifeln die Wirksamkeit an, obwohl diese von immer mehr Studien bestätigt wird.
Corona-Rebellen machen Werbung für Blanko-Atteste
Auf den Demos, die seit Mitte April vor allem in Würzburg, Schweinfurt und Bad Kissingen stattfinden, trägt kaum ein Teilnehmer eine Maske. In öffentlichen Gruppen auf Telegram, einem digitalen Nachrichtendienst ähnlich dem Marktführer WhatsApp, über den sich die Protestbewegung organisiert, werben die Organisatoren und Administratoren aktiv dafür, sich per Attest von der leidigen Maskenpflicht zu befreien. Tenor: "Wer Angst vor Corona hat, der soll zuhause bleiben."
Besonders aktiv ist ein Wortführer der Demonstranten in Bad Kissingen. Immer wieder verweist er auf eine Ärztin aus dem Rhein-Neckar-Kreis, die er nach eigenen Angaben seit acht Jahren kennt. Sie stelle – bei angeblichen Atembeschwerden – per Mail ein ärztliches Attest zur Maskenbefreiung aus. Der Tipp stößt auf große Resonanz. Aus den Chatverläufen, die dieser Redaktion vorliegen, geht hervor, dass viele Nutzer davon Gebrauch machen und das Attest zum Beispiel in Supermärkten verwenden.
Der Versuch funktioniert: Innerhalb von zwei Tagen liegt den Autoren dieses Beitrags ein persönliches Attest aus der Arztpraxis vor – ohne den "Patienten" gesehen oder untersucht zu haben. Der Mundschutz, heißt es darin, sei "aus medizinischen Gründen kontraindiziert" und das "Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung unzumutbar". Fünf Euro sind dafür auf das Konto der Ärztin zu überweisen. Fragen zu ihrer zweifelhaften Attestpraxis beantwortet sie bis Redaktionsschluss nicht.
Der baden-württembergischen Landesärztekammer stößt derlei Großzügigkeit bei Attesten sauer auf. Auf Anfrage verweist Pressesprecher Tobias Langenbach auf die Berufsordnung. Ärzte müssten beim Ausstellen von Gutachten und Zeugnissen "alle nötige Sorgfalt" walten lassen. "Der direkte Austausch von Arzt und Patient ist dafür unabdingbar." Das Ausstellen eines Blanko-Attests ohne vorheriges Arztgespräch entspreche nicht der ärztlichen Sorgfaltspflicht.
Ärztin droht ein Ermittlungsverfahren
Als Berufsaufsicht kann die Ärztekammer nach Eingang einer Anzeige oder bei einem Anfangsverdacht ein Ermittlungsverfahren durch den Kammeranwalt einleiten. Damit muss besagte Ärztin nun rechnen. Denn ihre Fünf-Euro-Atteste stoßen in den sozialen Medien mittlerweile auch auf Kritik und Ablehnung. Anzeigen wurden angekündigt.
Auch die Bayerische Landesärztekammer verweist darauf, dass gemäß der Berufsordnung ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt zwingend ist. Eine Behandlung dürfe nicht "ausschließlich über Print- und Kommunikationsmedien" erfolgen. Ausnahme: "Der Patient mit seiner medizinischen Vorgeschichte ist dem Arzt bereits bekannt." Bei einem Verstoß könne der zuständige Bezirksverband eine Rüge mit Geldbuße verhängen. Noch aber seien der Bayerischen Landesärztekammer keine Beschwerden wegen missbräuchlich ausgestellter Mundschutz-Atteste bekannt, heißt es auf Anfrage.
Hessischer Urologe als Verschwörungstheoretiker
Dass es noch dreister geht, zeigt ein Urologe aus dem hessischen Trendelburg. Er spricht von "Corona-Hoax" (Schwindel) und einem "epidemiologischen Schwachsinn" – und davon, dass Deutschland noch immer unter Besatzung der Alliierten stehe. Als medizinischer Anwalt von Verschwörungstheoretikern lässt er seinen kruden Thesen in eigenen Kanälen auf YouTube und Telegram freien Lauf. Und er hat ein Mundschutz-Blanko-Attest zum Selbstausfüllen ins Netz gestellt. Es wird auch von mainfränkischen "Corona-Rebellen" rege verbreitet.
Pandemiebekämpfung durch Schutzmasken
- Die Meta-Studie im Original
anderen "Supergeleerten" wird halt von einem Teil der Bevölkerung mehr geglaubt als seriösen Wissenschaftlern.
Warum das so ist, ist genauso dubios wie das Wahlverhalten in den Neuen Bundesländern mit einem Viertel der Wähler für eine Nazipartei.
Also bitte scheren Sie nicht alle über einen Kamm!
P.S.: Ich trage meine Maske.
Aber da sind sie wieder, die ultraharten Realitätsverweigerer, die den Sinn der Hygienemasken trotz empirischer Fakten immer noch nicht anerkennen.
Und ich dachte immer, das Phänomen der alternativen Fakten verfängt nur bei geistig unterbelichteten Nordamerikanern … aber ignorante Sturköpfe, die aus ihrer Filterblase nicht mehr herauskommen, gibt es anscheinend auch bei uns zur Genüge …
Vielleicht sollten wir dann doch noch einmal über die Qualität unseres Bildungssystems nachdenken … ?
Ich möchte mich als Kunde auch nicht einem potentiellen Risiko aussetzen!
Alle Geschäfte und Einrichtungen sollten das so machen!
Und eine Artzt der dieses Spiel mitmacht, der hat als Artt auch nichts verloren!
https://www.worldometers.info/coronavirus/
USA 2.552.956
Brazil 1.280.054
Russia 620.794
India 509.444 usw.
Warum beziehen Sie diese Zahlen nicht in Ihren Überlegungen mit ein?
So sehr ich Ihre Haltung bez. Windräder schätze, aber hier kommen wir nicht zusammen.
Die einen bedienen halt – auf lukrative Weise - eine Nachfrage, die anderen machen es vielleicht aus Überzeugung.
Ärzte sind vor Irrtümern nicht gefeit. Das zeigen schon die weit über 20.000 Todesopfer durch Behandlungsfehler … pro Jahr, wohlgemerkt.
Es wäre im Gegenteil extrem überraschend, falls sich in der Ärzteschaft signifikant weniger ignorante Dödel fänden als im Rest der Bevölkerung …
Also an einem Behandlungsfehler zu sterben ist momentan ca 3 mal höher als an oder mit Corona zu sterben? Was ist dann gefährlicher: ein Besuch beim Arzt oder das Nicht tragen eines Maulkorbs bei momentan 4 Infizierten in Würzburg?