Kommt ja keiner drum rum. Wir essen und trinken, wir tragen Kleidung, wir brauchen täglich ein paar Dinge und manchmal noch ein paar Sachen mehr. Und irgendwo müssen Lebensmittel und Waren herkommen, bei irgendjemandem müssen wir sie . . . nun ja, meistens kaufen. Wir besorgen im Supermarkt viel, ziehen hier einen Snack aus dem Automaten, holen da Frisches am Marktstand, bummeln in der Innenstadt von Geschäft zu Boutique und shoppen jederzeit online. Die Handelswelt ist in Bewegung, das Warenangebot ändert sich ständig. Unser Konsumverhalten auch.
Wie's früher war? Wie und wo die Menschen in Unterfranken kauften und handelten durch all die Jahrhunderte bis heute? Darüber gibt es einiges zu erzählen - und das tut jetzt die neue Wanderausstellung der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Erste Station ist das Museum für Franken auf der Festung Marienberg in Würzburg.
"Gekauft" handelt (!) ...
... von den Menschen in Unterfranken, die handelten und handeln
Da ist die geschäftstüchtige Tuchhändlerin aus dem mittelalterlichen Volkacher Salbuch, die dienstags in Volkach auf dem Wochenmarkt stand mit ihren Ballen. Das Marktwesen war streng geregelt, städtische Mitarbeiter prüften Qualität, Gewicht und das rechte Maß der Waren genau. Die Preise legten sie auch fest.
Da sind die Händler, die von weither zum Jahrmarkt und zur Kirchweih kamen und allerlei Spezereien feilboten. Da sind die vielen Tante Emmas in den kleinen Orten auf dem Land. Gemischtwarenläden wurden zwar meist von Männern gegründet. Aber die Frauen halfen, verkauften - und wurden sie Witwe, übernahmen sie die Geschäfte selbst.
Da sind - den Discountern zum Trotz - die Marktleute von heute, die auf den Grünen Märkten in Würzburg und anderswo schon frühmorgens mit dem frischgeernteten Gemüse stehen. Und da ist der Schweinfurter Bäcker Oskar Zimmermann mit seinen rollenden Filialen.
... von den Waren, die in Unterfranken produziert und gehandelt werden
Schon von Natur aus hat Unterfranken eine Menge zu bieten: fruchtbare Böden, sonnenverwöhnte Rebhänge, Heilquellen, Rohstoffe. Sand und Kies aus dem Maintal, Basalt aus der Rhön, Gips vom Rand des Steigerwalds. Dazu Wein, Zuckerrüben und Kräuter und Gewürze aus dem Mainbogen bei Sennfeld, Gochsheim und Schwebheim.
So manches Erfolgsprodukt, das es aus der Region auf den Weltmarkt - und gar in den Weltraum - schaffte, zeigt die Ausstellung "Gekauft!" natürlich auch. Schnellpressen aus Würzburg, Orgeln aus Ostheim vor der Rhön, Kugellager aus Schweinfurt. Und das Lieblingsobjekt von Ausstellungsmacherin Dagmar Stonus von der Agentur "FranKonzept": das gelbe Dränrohr der Fränkischen Rohrwerke Gebrüder Kirchner aus Königsberg. "Das muss ich immer streicheln."
... von den Wegen, auf denen die Waren transportiert werden
Wie kommen die Waren in die Welt? Wie zu uns, den Kundinnen und Kunden? Zuvorderst in der Handelsgeschichte natürlich über den Waren-Fluss. Zwar gab es schon im Mittelalter ein ausgedehntes Netz an Fernstraßen wie der Birkenhainer Straße im Spessart. Ob der schlechten Wege beförderte man im 15. Jahrhundert jedoch viermal so viele Güter auf dem Main wie an Land. Der Schelch, das häufigste Transportschiff, konnte zwischen zehn und 100 Tonnen laden und war auf kurzen Strecken unterwegs.
Die Mainschiffe mit ihren geschlossenen Laderäumen schafften bis zu 200 Tonnen und längere Strecken. Fuhr man unter Brücken hindurch, legte man den Mast um. Für Raddampfer war der Fluss nicht tief genug, so schleppten ab 1886 Kettenschleppboote bis zu sieben Lastschiffe auf einmal durch den Main. Bis in die 1930er Jahre, bis die Schleusen kamen.
Die Eisenbahn fuhr im August 1852 das erst Mal durch Unterfranken. Fortan konnte große Fracht schnell und sicher transportiert werden. Bis der wachsende Gütertransport auf der Schiene schließlich vom motorisierten Lastenverkehr auf der Straße überholt wurde.
... von den Orten, an denen gehandelt und gekauft wurde und wird
Die traditionellen Handelsplätze sind die Marktplätze in den Städten, klar. Im Mittelalter war es ein Privileg, einen Markt abhalten zu dürfen. Welchen Orten das erlaubt war, entschied der Landesherr. Für die Bäuerinnen und Bauern waren die Viehmärkte wichtig. Die Geschäfte mit Schweinen und Pferden, Gänsen und Hühnern, Ziegen und Rindern besiegelten sie per Handschlag.
Vorläufer der Warenhäuser waren überdachte Verkaufsflächen in Rathäusern wie in Kitzingen zum Beispiel. Und Balthasar Neumann baute in Würzburg schon 1741 - direkt am Marktplatz - ein Kaufhaus.
So wie der jüdische Kaufmann Mathias Löwenthal 1913 in Aschaffenburg ein Kaufhaus mit Jugendstilfassade. 1930 wurde angebaut, im Stil der Neuen Sachlichkeit. Konsumtempel für die anspruchsvolle Kundschaft. Die Landbevölkerung versorgte der Gemischtwarenladen.
... vom selber Handeln und von Nachhaltigkeit
Als modulare Wanderausstellung konzipiert, lädt "Gekauft!" zum anfassen, riechen, ausprobieren ein. Für die Macher von FranKonzept gehört zum Konsum heute neben Genuss auch Verantwortung und ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen. Wände, Tafeln und Kisten sind aus Pappe und Holz - am Ende der Laufzeit alles recyclebar. Nicht mal für den Transport ist Kunststoff und Folie nötig.
Und so gibt die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern am Ende auch eine kleine Botschaft mit: verantwortlich konsumieren und nachhaltig handeln beim Kaufen. Kommt ja keiner drum rum.
"Gekauft! Unterfranken handelt" - bis 22. Oktober im Museum für Franken auf der Festung Marienberg in Würzburg: 10 bis 17 Uhr, außer montags. Ab 1. April 2024 ist die Wanderausstellung auf Schloss Aschach bei Bad Bocklet zu sehen. Dazu gibt es eine hübsche, informative Begleitbroschüre gratis. Infos und mehr: www.bezirk-unterfranken.de/ausstellung-gekauft
Manchmal haltensie auch extra für bestimmte Kunden, meist alter Damen, direkt vor dem Haus.