Suchend durch den Wald schleichen, den Korb mit Steinpilzen, Maronen oder sogar Pfifferlingen füllen und die Ausbeute stolz präsentieren: Pilzesammeln ist eine beliebte Freizeitaktivität im Spätsommer und Herbst. In diesem Jahr lohnt sich schon jetzt ein Ausflug in die unterfränkischen Wälder.
Warum kann man jetzt schon "in die Pilze gehen"?
Rudi Markones, geprüfter Pilzberater der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG) aus Kist (Lkr. Würzburg), sucht eigentlich das ganze Jahr über nach Pilzen. Die Zeit, um genießbare Pilze zu sammeln, beginnt jedoch typischerweise Mitte bis Ende September und dauert ungefähr bis Ende Oktober.
Dass man Steinpilze und Co. in diesem Jahr schon jetzt findet, hänge mit dem Regen der vergangenen Wochen zusammen, meint er. Seit ein paar Tagen beobachtet der Experte ein geradezu explosives Pilzwachstum: "Jetzt ist die beste Zeit zum Pilzesammeln."
Wie bestimmt man Pilze korrekt und sicher?
Zur Vorbereitung auf die Pilzsuche empfiehlt Markones, an einer öffentlichen Führung teilzunehmen. Auch die richtige Literatur sei wichtig: Man solle sich in mehr als einem Pilzführer informieren und dabei auf Aktualität achten. "Heute stuft man einige Pilze als giftig ein, die früher als essbar galten", erklärt der Pilzberater.
Wenn man Pilze zum Verzehr sammelt, solle man "nur die mitnehmen, bei denen man sich zu 100 Prozent sicher ist", warnt Markones. Einen großen Bogen solle man um Pilzbestimmungs-Apps machen: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass solche Apps sehr unzuverlässig sind - das kann lebensgefährlich sein."
Auch Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern rät von Apps ab. Stattdessen empfiehlt sie, die gesammelten Pilze von einer Expertin oder einem Experten prüfen zu lassen. Die dafür zuständigen Pilzsachverständigen sind in den Datenbanken der BMG und der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) gelistet.
Welche Speisepilze sollte man kennen?
Von den rund 10.000 Pilzarten in Bayern seien etwa 100 genießbar, schätzt Markones. Etwa 20 seien tödlich giftig. Die Ursache für eine Pilzvergiftung liege aber häufig nicht in der Pilzart selbst, meint Daniela Krehl, sondern in der Frische: "Ist die Oberfläche des Pilzes schmierig, sollte man die Finger davon lassen."
Damit sie länger halten, solle man die Pilze nach der Ernte in einem luftigen Behälter wie einem Korb transportieren, nicht etwa in einer Plastiktüte. Wenn man die Pilze nicht am selben Tag verzehrt, solle man sie angemessen konservieren, rät sie, zum Beispiel, indem man sie trocknet oder einfriert.
Essbar: 1. Steinpilz
Essbar: 2. Parasol
Essbar: 3. Flockenstieliger Hexenröhrling
Essbar, aber geschützt: 4. Schwarzer Steinpilz
Welche Giftpilze gibt es in der Region?
Der Grüne Knollenblätterpilz gilt als der giftigste Pilz in Deutschland. Das Bundesinstitut für Risikobewertung schätzt, dass mindestens 80 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland von Knollenblätterpilzen verursacht werden.
Der Knollenblätterpilz werde häufig mit anderen Pilzarten verwechselt, meint Rudi Markones, zum Beispiel mit Champignons oder Täublingen. Bereits kurze Zeit nach dem Verzehr des Knollenblätterpilzes treten typische Unverträglichkeitssymptome im Magen-Darm-Trakt auf, zum Beispiel Erbrechen oder Durchfall. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass die Vergiftung damit erst beginnt. In den darauffolgenden Tagen kann es zu einem lebensbedrohlichen Leberversagen kommen.
Giftig: 1. Grüner Knollenblätterpilz
Giftig: 2. Pantherpilz
Giftig: 3. Satanspilz
Wie verhält man sich richtig, wenn man eine Pilzvergiftung vermutet?
Wer eine Pilzmahlzeit nicht vertragen hat und entsprechende Symptome bemerkt, sollte schnell ärztlichen Rat einholen. "Je nach Einschätzung der Situation gehen Sie zum Hausarzt, verständigen Sie eine der Gift-Notruf-Zentralen oder lassen Sie sich zum nächsten Krankenhaus bringen", lauten die Anweisungen der DGfM. Zusätzlich sollte man Pilzreste sicherstellen, von der Zubereitung oder auch aus Erbrochenem: "Dadurch können Fachleute viel schneller erkennen, um welche Vergiftung es sich handelt", erklärt Daniela Krehl.
Gift-Notruf-Telefon für Bayern: 089/19240