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Würzburg
Erster Wellenstreik bei der Deutschen Bahn: Darum fahren am Hauptbahnhof in Würzburg trotzdem viele Züge
Bereits zum fünften Mal in der Tarifrunde legen die GDL-Lokführer ihre Arbeit nieder. Für Würzburg bedeutet das wieder Chaos am Hauptbahnhof – oder etwa nicht?
Die Bahnhofshalle war am Morgen des 7. März trotz des Streikes gefüllt.
Foto: Gina Thiel | Die Bahnhofshalle war am Morgen des 7. März trotz des Streikes gefüllt.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 10.03.2024 02:42 Uhr

Es ist viel los am Hauptbahnhof in Würzburg. Gegen 7.30 Uhr am Morgen tummeln sich viele Menschen im Bahnhofsgebäude. Aus einem gerade eingefahrenen Zug strömt eine lange Schlange mit Menschen, die eilig versuchen noch die nächste Straßenbahn oder den Bus zu erreichen. Ein ungewöhnliches Bild für einen angekündigten Streiktag.

Und auch an den Gleisen ist viel los. Gleich fünf Regionalbahnen warten auf die Abfahrt. Allesamt nur mäßig gefüllt und auch im einfahrenden ICE nach Hamburg scheinen bisher nur vereinzelte Menschen zu sitzen. Für eine Würzburgerin, die am Gleis wartet, bedeutet das Aufatmen. Ursprünglich wollte sie schon 6.30 Uhr mit dem Zug nach Göttingen fahren, nun fährt sie eine Stunde später. Gefrustet ist sie deshalb aber nicht. "Ich habe einen tollen Sparpreis bekommen und das Ticket war nicht teuer", sagt sie. Und erzählt auch, dass sie regelmäßige Bahnfahrerin ist – aus Überzeugung.

Trotz Notfallfahrplan der Deutschen Bahn stranden einige Reisende in Würzburg

Weniger gut ist die Reise mit der Deutschen Bahn für Matty Wiener gelaufen. Der Nürnberger sitzt auf einem der Sitzreihen in der Bahnhofshalle und ist in Würzburg gestrandet. Eigentlich wollte er bis nach Stuttgart fahren, doch daraus wird an diesem Streiktag nichts mehr. Stattdessen wartet er nun darauf, dass seine Familie ihn auf halber Strecke zwischen Nürnberg und Stuttgart abholt.

Am Montag hatte Claus Weselsky, Vorstand der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), erneut zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Seit diesem Donnerstag, 2 Uhr nachts, bis Freitag 13 Uhr soll der Personenverkehr bestreikt werden. Die Streiks im Güterverkehr begannen bereits Mittwoch, 18 Uhr und sollen bis Freitag, 5 Uhr, andauern. Es ist bereits der fünfte Streik im seit Monaten andauernden Tarifkonflikt.

Dass der Streik der letzte sein wird, davon ist nicht auszugehen – im Gegenteil. Claus Weselsky kündigte bereits am Montag an, dass ab sofort sogenannte Wellenstreiks stattfinden werden. Die GDL will also in Zukunft ihre Arbeitsniederlegung nicht wie sonst 48 Stunden vorher ankündigen. Stattdessen sollen die Streiks kürzer sein und dafür unangekündigt. "Wir haben nicht mehr vor, einzelne Streiks anzukündigen", sagte Weselsky verschiedenen Medien zufolge. Bahnreisende können sich somit nicht mehr auf die Zugverbindungen verlassen und auch nur schwer Notfallfahrpläne aufstellen. Damit sei "die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr", sagte Weselsky.

Wer am Donnerstag in den Urlaub will, den trifft der Streik gleich doppelt

Besonders schwer trifft die Situation all diejenigen, die geplant hatten, in den Urlaub zu fliegen. Denn auch das Bodenpersonal der Lufthansa hat beschlossen, an diesem Donnerstag die Arbeit niederzulegen. Viele Flugverbindungen wurden deshalb bereits im Vorfeld annulliert. So wie die von Anika und Mila Schwarzkopf. Die beiden Frauen hatten eigentlich geplant, an diesem Donnerstag in den Urlaub nach Vietnam zu fliegen. "Wir sind extra von Erlangen nach Würzburg gefahren, weil wir gesehen haben, dass der ICE nach Frankfurt hier wie geplant abfahren soll", sagt Anika Schwarzkopf.

Anika und Mila Schwarzkopf aus Erlangen sind gleich doppelt von den Streiks betroffen. Sie wollten ursprünglich nach Vietnam in den Urlaub fliegen.
Foto: Gina Thiel | Anika und Mila Schwarzkopf aus Erlangen sind gleich doppelt von den Streiks betroffen. Sie wollten ursprünglich nach Vietnam in den Urlaub fliegen.

Sie hoffen, dass die Lufthansa ihnen am Flughafen einen Alternativ-Flug anbieten kann und sie trotzdem noch nach Vietnam fliegen können. Sarah Hartmann hingegen wollte dem Notfallfahrplan der Deutschen Bahn nicht vertrauen. Kurz nach der Streikankündigung hat sie ein Ticket für den Flixbus gebucht. "Ich musste über 60 Euro für das Ticket zahlen und fahre jetzt doppelt so lang", sagt sie. Sie ist auf dem Weg nach Berlin für eine berufliche Fortbildung. Die gebuchten Tickets will sie sich erstatten lassen.

Sarah Hartmann fährt am Streiktag lieber mit dem Flixbus von Würzburg nach Berlin.
Foto: Gina Thiel | Sarah Hartmann fährt am Streiktag lieber mit dem Flixbus von Würzburg nach Berlin.

Deutsche Bahn rechnet mit massiven Einschränkungen

Bereits im Vorfeld erklärte die Deutsche Bahn auf ihrer Website, dass für die Zeit der Arbeitsniederlegung mit "massiven Einschränkungen im Güterschienenverkehr für Wirtschaft und Industrie" zu rechnen sei. Für den Personennah- und Fernverkehr hingegen versuche die Deutsche Bahn ein Grundangebot an Fahrten anzubieten.  Die Züge werden von Lokführerinnen und Lokführern gefahren, die sich nicht am Streik beteiligen, oder sich aufgrund ihrer Verbeamtung nicht beteiligen dürfen.

Für alle Fahrgäste, die sich ihre bereits gekauften Tickets zurückerstatten lassen wollen, hat das Unternehmen alle wichtigen Informationen auf der Website zusammengefasst.

 
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  • Barbara Fersch
    wenn man sich einen Fahrdienstplan eines Lokführers anschaut, ist es nicht verwunderlich, dass sie sich gegen einen derartigen unregelmässigen Arbeitsplan auflehnen. Von den Bahnvorständen sollten einige diese Pläne mal für 2 Monate praktizieren, dann würden sie eventuell merken, dass dies alles andere als über Jahrzehnte durchführbar ist. Da gibt es keinerlei Schlafrhytmus....im Gegenteil auf Dauer kann das zu Herzrhytmusstörungen führen, die dann zum frühzeitigen Ausscheiden aus diesem Beruf führen können.
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  • Klaus B. Fiederling
    ich finde es schlichtweg eine "Sauerei!" was sich die Bahn hier leistet. Man sollte doch erst mal marode Züge und Gleise wieder fahrtüchtig machen, damit die Passagiere pünktlich!!! zu ihrem Ziel gebracht werden. Über 60 % der Züge sind ja bekanntermaßen unpünktlich, oftmals ist dann der Anschlußzug weg. Habe kein Verständnis für die andauernden Streiks mehr bei der Bahn. Wenn ich von A bis Z mit der Bahn unterwegs bin, möchte ich auch anständig befördert werden. Man ist auf die Bahn halt angewiesen, wenn man aufs Auto verzichten will, ob geschäftlich oder Urlaub. Da müsste mal der Herr Verkehrsminister ein Machtwort sprechen. Für was ist der denn zuständig??
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  • Gina Thiel
    Hallo Harry Amend,
    vielen Dank für den wichtigen Hinweis. Die Aussage, dass er in Würzburg gestrandet ist und nach Stuttgart wollte, stammt von dem jungen Mann selbst. Auf der Strecke zwischen Erlangen nach Stuttgart fährt ebenfalls der IC2126, der nicht vom Go Ahead betrieben wird. Vermutlich wollte er diesen nutzen.
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  • Harry Amend
    Im Bericht ist ein Fehler, denn der Reisende nach Stuttgart kann in Würzburg wegen dem Streik gar nicht gestrandet sein da die Züge vom privaten Betreiber Go Ahead betrieben werden und die fahren alle. Die Züge fahren allerdings nur bis Möckmühl wegen Bauarbeiten, ab Möckmühl geht es mit einem Ersatzverkehr weiter. Dies hat allerdings alles nichts mit dem Streik zu tun. Sehr schlecht recherchiert.
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