Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Bahn-Gewerkschaft GDL geht in die nächste Runde. Die Gewerkschaft um Claus Weselsky hat einen sechs Tage langen Streik begonnen, der bis Montagabend dauern soll. Folgen werden vermutlich Verspätungen und viele Zugausfälle sein.
Fahrgäste müssen auf andere Zugverbindungen weichen oder ihre Reise gar aussetzen. Wir haben zehn Menschen am Bahnhof in Würzburg gefragt, wie sehr sie das betrifft und wie sie mit Zugausfällen umgehen.
Melissa Roth (20) aus Erlabrunn, in einer Ausbildung zur Erzieherin: "Ich wollte am Wochenende auf ein Konzert nach Berlin fahren."
"Einerseits verstehe ich, dass man für das, was man möchte, streikt. Trotzdem finde ich es kritisch, weil es um die Kürzung von 41 auf 35 Stunden die Woche geht. Ich persönlich habe schon im Pflegebereich gearbeitet und kann mich nicht beschweren und bei einem Streik sagen: Ja, dann pflegen sich die Bewohner jetzt selbst. Ich wollte am Wochenende auf ein Konzert nach Berlin fahren. Leider kann ich das aufgrund des Streiks vergessen und bleibe auf den Kosten vom Hotel und den Konzertkarten sitzen. Es gibt zwar Alternativfahrpläne, aber man weiß nicht, ob die auch wirklich eingehalten werden. Die Stornierung des Hotels würde mich außerdem 180 Euro kosten."
Alex T. (34) aus Würzburg, Beamter: "Ich habe jetzt die Reise vorverlegen müssen."
"Man muss abwägen zwischen den Tarifparteien: Einerseits kann ich die Unzufriedenheit verstehen, weil die Inflation hoch ist und man einen möglichst guten Lohnabschluss erzielen möchte. Andererseits, wenn man jetzt Leidtragender ist, finde ich es ein bisschen unverhältnismäßig. Die Länge von dem ganzen Konflikt und die Frage, ob es wirklich darum geht, einen guten Lohnabschluss zu erzielen oder, ob es ein interner Machtkampf der Gewerkschaften ist. Ich bin tatsächlich betroffen, da mein Zug eigentlich erst morgen gefahren wäre. Ich habe jetzt eine Reise vorverlegen müssen."
Frederike Heumann aus München, Musikerin: "Ich bin hier festgefahren und komme nicht nach Hause."
"Als Betroffene ist man generell nicht sehr objektiv. Ich bin hier festgefahren und muss jetzt zwei Nächte ein Hotel bezahlen, weil mein Zug ausfällt. Eigentlich wäre ich heute nach Hause gefahren und Donnerstag wieder gekommen. Das ist nicht schön. Besonders, weil ich hier schon eine Woche im Hotel bin und einfach wieder in meinem Bett schlafen möchte.
Ich habe ehrlich gesagt keinen richtigen Durchblick, weshalb gestreikt wird. Ich denke, dass die Arbeit als Lokführer zum Teil ein sehr unerfreulicher Beruf ist und er dementsprechend bezahlt werden muss. Das Problem ist, dass die Bahn privatisiert ist. Aber eine Woche streiken, das ist schon hart. Der FlixBus fährt 6,5-9 Stunden nach München, weil man immer umsteigen muss. Es gibt also kaum Alternativen."
Wolfgang Schramm (72) aus Sommerach, hat beim BR gearbeitet: "Der Job als Lokführer ist harte Arbeit und das sollte anständig bezahlt werden."
"Ich finde den Streik völlig okay. Man wollte die Bahn privatisieren und die Lokführer haben damals nicht streiken dürfen, weil sie verbeamtet waren. Jetzt kommen die Vorstände und kassieren einen Bonus dafür, dass sie ihre Frauenquote erfüllen.
Der Job als Lokführer ist harte Arbeit und das sollte anständig bezahlt werden. Mit einer ordentlichen Bezahlung gäbe es bei der Bahn keinen so großen Personalmangel. Ich bin zwar von den Folgen des Streiks betroffen, aber das nehme ich gerne so hin. Zur Not fahre ich auch mit dem Auto."
Alessandra Junow (18) aus Würzburg, macht eine Ausbildung als Bauzeichnerin: "Man zahlt viel Geld für einen Zug der am Ende nicht kommt."
"Ich finde sechs Tage für einen Streik zu viel. Ich muss zu meiner Berufsschule fahren, die in Heilbronn ist. Ich brauche eine Stunde für die Fahrt. Da muss ich morgens um fünf Uhr aufstehen, damit ich meinen Zug um sechs Uhr bekomme. Wenn jedes Mal die Züge wegen der Streiks ausfallen, komme ich jedes Mal zu spät oder gar nicht auf die Arbeit oder zur Schule.
Ich versuche immer, mit Freunden aus der Nähe Auto zu fahren oder einen Bus zu bekommen. Das dauert aber auch immer ein bisschen länger. Man zahlt viel Geld für einen Zug, der am Ende nicht kommt."
Benji Hofmann (30) aus Würzburg, auf Jobsuche: "Grundsätzlich ist es für die Demokratie ziemlich wichtig."
"Ich finde streiken an sich richtig gut. Es ist zwar supernervig und betrifft auch mich zum Teil, aber grundsätzlich ist es für die Demokratie ziemlich wichtig und man kann dem Kapitalismus mal auf die Füße zu treten. Ich wollte dieses Wochenende eigentlich nach Berlin fahren - jetzt muss ich mich um eine Alternative bemühen und mit BlaBlaCar fahren. Es ist zwar nervig, aber ich bin ganz optimistisch, dass es irgendwie funktioniert."
Erika Kieser (87) aus Würzburg, hat bei der DB gearbeitet: "Ich war früher auch bei der Gewerkschaft und habe die Bedingungen dort hingenommen."
"Der Claus Weselsky soll doch mal zufrieden sein. Das ist doch völlig ausreichend, was die Bahn vorgeschlagen hat. Die anderen Leute bekommen auch nicht mehr in ihrem Beruf.
Wenn ich zu Verwandten muss, fahre ich auch mal mit dem Zug. Durch den Streik muss man halt mit dem Auto abgeholt werden. Ärgerlich ist es trotzdem. Ich finde die Länge von sechs Tagen nicht gerechtfertigt. Ich war früher auch bei der Gewerkschaft und habe die Bedingungen dort hingenommen."
Luis Zehnter (20) aus Reichenberg, Student: "Ich finde es komisch, dass man sich über die Arbeitszeit beschwert."
"Grundsätzlich finde ich Streiks nicht schlecht. Das ist auch das Schöne in Deutschland: Hier darf man streiken, ohne dabei Angst zu haben, weggesperrt zu werden. In anderen Ländern schaut das ganz anders aus.
Die Bedingungen in Deutschland sind bei der Deutschen Bahn gar nicht gut. Gerechtfertigt finde ich die Forderungen jedoch nicht. Ich finde es komisch, dass man sich über die Arbeitszeit beschwert. Man sollte eher bei der Bezahlung ansetzen. Ich finde 40 Stunden die Woche ganz normal. Für meine Schwester müssen ich oder unsere Eltern jetzt Taxi spielen, damit sie zur Arbeit kommt."
Christina Rüppel (35) aus Karlstadt, Hotelfachfrau: "Ich habe die Möglichkeit, mit dem Firmenwagen zu fahren."
"Die Streiks finde ich gerechtfertigt. Die Lokführer haben einen anstrengenden Job mit viel Schichtarbeit und werden dabei nicht anständig bezahlt. Außerdem müssen die Zugfahrer viel zu viele Stunden arbeiten. Das Geld für eine Verkehrswende ist da, zudem gibt es viel Verbesserungsbedarf bei der Infrastruktur. Wenn sie den Vorständen einen 1,8 Millionen Euro Boni auszahlen können, dann kann die Bahn auch ihre Mitarbeiter ordentlich bezahlen. Ich hoffe, dass das auch andere Branchen motiviert, mehr für ihr Arbeitsrecht und für bessere Löhne zu streiken. Auch bei mir fallen die Züge aus. Aber ich habe die Möglichkeit, mit dem Firmenwagen zu fahren. Ich könnte mir auch das Auto von meinen Großeltern ausleihen."
Oliver Kunze (23) aus Leipzig, Student: "Ich finde es nur schade, dass ein Bahnstreik so viele Folgen für die Öffentlichkeit hat."
"Der Streik kam sehr spontan und vor allem aus dem Nichts. Arbeitskampf ist immer eine gute Sache, weil man ja für ein gutes Arbeitsverhältnis einstehen will. Ich finde es nur schade, dass ein Bahnstreik so viele Folgen für die Öffentlichkeit hat. Viele Reisende kommen deshalb nicht an ihr Ziel.
Ich fahre heute zu einer Präsentation nach Stuttgart, da ist die Verbindung zum Glück ganz gut. Morgen wird es aber schwierig – die Verbindung wurde komplett gecancelt. Ich komme also erstmal nicht nach Hause und muss umplanen. Ich habe mir die FlixBus-Verbindungen angeschaut. Die Busse fahren nur ein bis zwei Mal am Tag. Das Auto ist für mich die letzte Alternative, weil das deutlich teurer ist und ich Bahnfahren entspannter finde."
Soviele Worte Aus Unkenntnis oder nur vom Hörensagen. Wer sagt was die verdienen? Es war doch schon bei den letzten Streiks immer das selbe! Es wurden doch schon Verbesserungen erzielt! Was ist an den Stunden auszusetzen? Die Bedingungen waren klar!
Wo kommt das Geld für die Verkehrswende her? Von uns allen nicht von der Bahn! Und mal ehrlich, die Boni sind besch..., aber diese Erhöungen ruinieren den Konzern und wir müssen auch das zahlen!
Die Forderungen sind jenseits von gut und böse!
Ich fahre niemals mit so einem Transport, ich bleibe frei, flexibel und individuell.
Dies ist der größte Drahtzieher bei der GDL. Warum sitzt man nicht mit der Bahn erst
einmal an einen Tisch, da hätte es bestimmt Möglichkeiten gegeben, dass alle zufrieden
wären.
Aber dieser eingebildete Gockel ist so was von hochnäsig und arrogant, einfach nur beschämend für die GDL. Es sind bestimmt ettliche Millionen die der Bahn diese Woche fehlen, da hundertausende von Menschen nicht mit der Bahn fahren können und es auch keinen Güterverkehr gibt. Mann o Mann ei,...
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Die Lokführer bekommen mal eben das beste jemals in der Geschichte erstrittene Angebot unterbreitet.
Unter anderem satte 13% mehr Geld !
Und was ist deren Antwort ?
Es wird noch nicht einmal an den Verhandlungstisch gesetzt, sondern es folgt tatsächlich der längste jemals am Stück durchgeführte Streik der Geschichte.
Passt das zusammen ? In Weselsky´s Welt passt das perfekt.
Da wurde offenbar Maß und Mitte längst verloren.
Und wohin soll das noch führen ?
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich völlig „bahnfrei“ aufgewachsen bin und gleichzeitig viel zu gerne Auto fahre.
Bei der Bahn bricht jetzt mal für geschlagene 6 Tage ziemlich alles zusammen.
Und wenn bei der Straßenbahn bei einer von 20 Fahrzeugen eine von 12 Schwingen gebrochen ist, geht da für Monate gar nichts und der Ersatz ist eine Zumutung für tausende Nutzer....
Ist im Gleis etwas Eis, geht für einen Tag für tausende Nutzer nix.
Fällt viel Schnee oder ein Baum um, bleibt alles stehen.
Hängt Eis an der Oberleitung, kann man nur auf Tauwetter warten.
Finde den Fehler.
Mit Gleisen kommt man eh schon kaum wo hin (kennt jemand eine Zahnarztpraxis am Bahnhof und wohnt selbst an einem anderen Bahnhof?).
Und wenn irgendwas ist, kommt man gar nicht hin.