
Mathias Hofmann ist Lokführer seit dem Jahr 2000 und ein "typisches Arbeitskind der Deutschen Bahn", sagt er. Doch der Vater von zwei jungen Mädchen erzählt auch, wie schwierig die Arbeitsbedingungen bei der Bahn für ihn derzeit sind. "Ich arbeite bis zu sieben Tage die Woche und das zu ungünstigen Zeiten", sagt er. Einer von vielen Gründen, weshalb er streiken will.
Hofmann ist Mitglied bei der Gewerkschaft der Lokführer (GDL). Der von der GDL ausgerufene Weihnachtsfrieden ging am 7. Januar zu Ende. Jetzt hat GDL-Chef Claus Weselsky mehrere, bis zu fünf Tage andauernde, Streiks angekündigt. Zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen werden die Folge sein, sollte die Bahn die Streiks nicht noch stoppen können.
Was fordern GDL-Mitglieder aus Würzburg im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn?
Für Mathias Hofmann ist der wichtigste Streik-Grund die Arbeitszeit. Er komme teilweise erst um ein oder zwei Uhr nachts nach Hause und müsse am Tag darauf gleich wieder arbeiten, sagt der Würzburger. Seine Frau und seine sechs und zehn Jahre alten Töchter bekomme er dann so gut wie gar nicht zu Gesicht. "Geld ist zwar in den Verhandlungen auch ein wichtiges Thema, aber bei mir persönlich überwiegen ordentlich planbare Arbeitszeiten", sagt Mathias Hofmann.
Eine Kernforderung der GDL ist es, die Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche zu kürzen und mindestens zwei Ruhetage in der Woche einzuführen. Das wäre für Hofmann eine deutliche Erleichterung. Denn neben seiner regulären 41-Stunden-Woche müsse er häufig zusätzliche Überstunden machen. "Aktuell ist es aufgrund des Personalmangels teilweise möglich, bis zu sieben Tage die Woche und das zu ungünstigen Uhrzeiten zu arbeiten", sagt der Familienvater.

Die Bahn zahle zwar die Überstunden oder gewähre freie Ausgleichstage, aber mehrere Wochen ohne einen freien Tag mit der Familie seien für den GDL-Lokführer sehr deprimierend. "Die Deutsche Bahn ist bei den Verhandlungen taub auf beiden Ohren", sagt Hofmann. Die Deutsche Bahn selbst äußert sich auf Nachfrage nicht zu den Vorwürfen bezüglich der Arbeitszeiten.
Ein Grund für die vielen Überstunden sei der Personalmangel, sagt Markus Gößmann. Der Schweinfurter ist seit 1988 bei der Deutschen Bahn. Als Kundenbetreuer im Nahverkehr fürchtet er, dass es in den nächsten Jahren mit den aktuellen Bedingungen schwierig sein könnte, neues Personal zu finden oder auszubilden.
"Aufgrund der unattraktiven Arbeitsbedingungen, wie ungünstige Arbeitszeiten oder geringes Gehalt, wollen sich die jungen interessierten Menschen auf Dauer nicht binden lassen", sagt er. Zusätzlich fordere die GDL auch deshalb eine Entgelterhöhung auf 555 Euro. Dieser Schritt soll ein Attraktivitätsbonus für die Arbeit bei der Deutschen Bahn sein und mehr junges Personal an Land ziehen. Auch zu diesem Vorwurf zum Personalmangel äußert sich die Deutsche Bahn auf Nachfrage derzeit nicht.
Weil Markus Gößmann bei der Deutschen Bahn Beamter ist, darf er zwar nicht an Streiks teilnehmen, aber für das Anliegen seiner Bahnkollegen zeigt er vollstes Verständnis. Außerdem ist Gößmann Mitglied beim Betriebsrat der Bahn. "Ich finde die Maßnahmen der GDL richtig und ich unterstütze sie auch, soweit es meine Möglichkeiten hergeben", sagt er.
GDL-Mitglieder vermissen bei der Bahn derzeit Wertschätzung für ihre Arbeit
Ein Thema liegt Hofmann und Gößmann besonders am Herzen: Wertschätzung. "In Bezug auf das, was wir an Leistung bringen, wofür wir Verantwortung übernehmen und das, was wir an Freizeit opfern, fehlt uns die Wertschätzung in Form von besseren Arbeitszeitmodellen und einem höheren Lohn von der Deutschen Bahn", sagt Hofmann.
Gößmann findet, dass Personal teilweise bis zur Überlastung arbeite und viel Freizeit opfere. Dieses Engagement würden die "Führungsetagen und Mittelvorstände" kaum wertschätzen.
Die GDL ist eine von mehreren Gewerkschaften in Deutschland. Sie frage regelmäßig die Zufriedenheit ihrer Mitglieder mit der Deutschen Bahn als Arbeitgeber ab. "Die Unzufriedenheit dem Arbeitgeber gegenüber ist konstant bei über 90 Prozent und bei der Urabstimmung sogar von 93 auf 97 Prozent angestiegen", sagt GDL-Mitglied Mathias Hofmann.
Die GDL will ihre Streiks für Bahn-Kundinnen und Kunden rechtzeitig ankündigen
Oft würden Gewerkschaftler bei ihren Streiks auf Unverständnis der Kundinnen und Kunden stoßen, berichtet Hofmann. Diese würden sich darüber beschweren, dass etwa ihre Fahrten zur Arbeit ausfallen. "Die Maßnahmen werden rechtzeitig angekündigt, also bleibt einem auch die Zeit noch rechtzeitig zu reagieren", sagt Hofmann dazu. "Dann muss ich mal in den sauren Apfel beißen und statt einer, zwei Stunden vor Arbeitsbeginn losfahren."
Vor allem hoffen Mathias Hofmann, Markus Gößmann und auch ihre Kollegin Annika Weber darauf, dass die Bahn auf die Forderungen der GDL eingeht und sie in Zukunft nicht mehr streiken müssen. "Die Deutsche Bahn bekommt es momentan nicht gebacken, geeignete Konzepte zu finden", sagt Gößmann.
Diese Forderungen sind ungerecht, unsozial und sorgen nur dafür dass jede Gewerkschaft meint mit dieser Dimension des Forderungspaketes durchzukommen!
Tarifautonomie ist keine Einbahnstraße!
Diese Forderungen mögen für die beiden im Bericht oder für den Reporter als begründet erscheinen, dies sieht aber nach einer Selbstbedienungsmentalität aus um den Arbeitgeber nur zu ruinieren!
Wer zudem hier meint, die Boni der Führung sei zu kritisieren, der möge sich bitte bewerben um den Job als soziales Engagement zu machen! Diese Boni sind in Summe "Peanuts" gegen die Folgen der Überzogenen Forderungen!
Und mal ehrlich, glaubt allen ernstes jemand, dadurch Arbeitnehmer zu gewinnen? Die nicht mehr vorhandene Ressource Arbeitskraft word nicht da sein!
Aber natürlich dürfen Sie eine Meinung haben das die eigenen Proteste wichtiger sind als die Proteste/Streiks von Anderen.
Die Lokführer mussten letztes Jahr fast 6% mehr für Lebensmittel bezahlen. D.h. die geforderte Lohnerhöhung ist nicht grundlos. In Belgien und Luxemburg werden Löhne/Gehälter automatisch - ohne zutun von einer Gewerkschaft - an die Inflation gekoppelt. Das würde auch in Deutschland vieles einfacher machen.
Anhebung der Entgelte für alle um 555 Euro – entsprechend auch ein Plus für Auszubildende
Absenkung der Arbeitszeit von jetzt 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich
Eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro
Fünf Prozent Arbeitgeberanteil für die betriebliche Altersvorsorge
Eine Fünf-Schichten-Woche für Beschäftigte im Schichtdienst.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/lokfuehrer-traumjob-100.html
"Teilweise habe er die Verantwortung für bis zu 1.000 Reisende an Bord, und dieser Verantwortung müsse man sich immer bewusst sein. " Der Beruf ist also auch nichts für die Taugenichtse vom Bürgergeld.
Jugendliche hört auf eure Lehrer*Innen: Augen auf der Berufswahl
PS: aber Sie haben Recht, das soziale Berufe (Altenhilfe, (Behinderten-)Pflege, Frauenhilfe, Kinder-/Jugendschutz, Integrationsarbeit, Aufklärungshilfe, uvm.) seit Jahrzehnten zu schlecht bezahlt werden. Aber ob das ein guter Weg ist den anderen ihre Entlohnung zu neiden und weniger zu bezahlen? Na ja. Wäre es nicht wesentlich besser zb. den Mindestlohn zu erhöhen oder deren Arbeitsbedingungen zu verbessern, damit spätere Altersarmut verhindert wird?
Hier sollte die Bahn mal fest an ihrem Problem fest arbeiten. Man müsste halt mehr Leute einstellen, damit nicht immer mehr Züge ausfallen. Letzte Woche erst im Urlaub passiert:
Dieser Zug fällt wegen Personalmangels aus. Kann wohl nicht sein, dass hunderte Fahrgäste nur wegen Unfähigkeit der Bahn nicht an ihr Ziel kommen. Man muß halt erst mal seine
Hausaufgaben richtig machen, damit es bei der Bahn anders läuft. Nicht gleich protestieren.
fragen Sie mal die DB-Vorstände, die für das ganze (Miss-)Management auch noch jede Menge Boni kassieren. Vielleicht sollte man die verpflichten, sich bei Streiks "7*24" auf den Bock zu setzen/ den verärgerten Fahrgästen zu stellen statt ihnen trotz (anscheinender) Leistungsverweigerung auch noch (u. a.) den Dritturlaub zu finanzieren... da braucht sich kein Mensch zu wundern, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft abbröckelt, wenn Leistung an der Basis nicht wertgeschätzt, aber dem "Overhead" ohne plausible Begründung das Geld nur so nachgeworfen wird.
Auf den heutigen Chefs rumzuhacken ist genau so sinnfrei, wie die Schuld bei den Angestellten zu suchen.
und bin da auch mit der einen oder anderen Fachzeitschrift d'accord.
Durfte erst gestern wieder lesen, mit was für haarsträubenden Begründungen die Boni teilweise ausgeschüttet wurden. Eines ist mMn klar: egal wer möglicherweise für die Ausgangssituation verantwortlich war/ ist, seitdem ist es eher noch schlimmer geworden und ein Anlass zur Zahlung von Boni besteht daher sicher nicht. Das Geld hätten eher die Leute verdient, die an der Basis rackern und ihr Möglichstes tun, den "Schrotthaufen" (halbwegs) am Laufen zu halten. Aber nee: die sollen mal weiter für lau Überstunden schieben ohne Ende, weil "Dank" Fachkräftemangel sonst alles zusammenbricht. Und mit Abfeiern ist auch nix, weil das einem wochenlangen Lokführerstreik ziemlich gleichkäme...
Ein "Spaß" noch am Rande: G###eln Sie doch mal Norbert Hansen, seines Zeichens gewesener Transnet-Chef (GDL-"Konkurrenz"). Mal sehen, was Sie von dieser Karriere halten.
Das ist doch Unsinn.
Man könnte auch sagen keiner wird zum Landwirt gezwungen und es gibt genug Jobs in der Wirtschaft (Fachkräftemangel).
Das hat in den letzten 20 Jahren jeder 2te Landwirt gemacht trotz der hohen Subventionen. Bedarf es noch eines Beweises das der alte Weg - Großbetriebe erhalten überproportional mehr Förderung und die Kleinbetriebe nur ein Almosen - nicht funktioniert.