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Höchberg
Erhalt oder Abriss? Nach Monaten der Diskussion findet Höchberg eine Lösung für das Kunstwerk "Fröhliche Bewegung"
Ein Wandgemälde bringt ein Millionenprojekt ins Stocken: Die Grundschule muss dringend ausbauen, die Wand inklusive Gemälde müsste weg. Jetzt ist eine Lösung in Sicht.
Diese Wand müsste für den Ausbau der Ernst-Keil-Schule weichen: Das gefällt nicht jedem, wie sich September 2024 herausstellte. Knapp sieben Monate später herrscht immer noch Uneinigkeit.
Foto: Johannes Kiefer | Diese Wand müsste für den Ausbau der Ernst-Keil-Schule weichen: Das gefällt nicht jedem, wie sich September 2024 herausstellte. Knapp sieben Monate später herrscht immer noch Uneinigkeit.
Sarah Gräf
 |  aktualisiert: 03.04.2025 02:38 Uhr

Ein leidiges Thema im Gemeinderat in Höchberg: Es geht mal wieder um das Bild "Fröhliche Bewegung", das eine Wand der Ernst-Keil-Grundschule ziert. Die abstrakte Kunst wurde dort in den 50er Jahren vom unterfränkischen Künstler und Kulturpreisträger Dieter Stein angebracht – und löst seither immer wieder große Diskussionen aus. Am Dienstagabend entschied der Höchberger Gemeinderat schließlich über das Schicksal des Kunstwerks. 

Das Problem hat seinen Ursprung ein paar Jahre zuvor. Ein neues Gesetz stellt die Gemeinde vor eine Herausforderung: Ab August 2026 haben Grundschulkinder ein Recht auf Ganztagsbetreuung. Und um diesem Bedarf gerecht zu werden, soll die Aula sowie das Hauptgebäude der Ernst-Keil-Grundschule für circa zwei Millionen Euro ausgebaut werden – das Bild jedoch müsste für dieses Bauvorhaben weichen. Was also tun? 

Seit Monaten regt sich Widerstand: Eine Initiative fordert Erhalt des Wandbildes

Gemeinderat Walter Feineis (fraktionslos) hatte sich bereits im September 2024 Jahr klar gegen einen Abriss des Bildes geäußert. Dem Beispiel folgten auch andere: So forderte auch Kunst- und Architekturhistorikerin Suse Schmuck im November 2024 bei einer Veranstaltung, "alles zu versuchen, das Wandgemälde dauerhaft zu erhalten." Henrike Holsing, die stellvertretende Leiterin des Museums im Kulturspeicher (MiK), sehe darin "einen unwahrscheinlichen Schatz" und erklärte, wie revolutionär abstrakte Kunst im bischöflichen Würzburg gewesen sei.

Die Höchberger Ernst-Keil-Grundschule soll saniert werden, doch das abstraktes Gemälde macht bislang Probleme.
Foto: Johannes Kiefer, Montage Jutta Glöckner | Die Höchberger Ernst-Keil-Grundschule soll saniert werden, doch das abstraktes Gemälde macht bislang Probleme.

Schließlich sammelte sogar eine Initiative circa 1000 Unterschriften und überreichte diese an den Höchberger Bürgermeister Alexander Knahn, mit dem Appell, das Kunstwerk zu erhalten. Knahn, selbst einmal Student des bekannten Künstlers Stein gewesen, betont in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, dass bisher nie konkret über einen Abriss gesprochen wurde. 

Stattdessen wird seit Monaten rege diskutiert: Kann man das Kunstwerk erhalten? Wenn ja, wohin damit und wie? Gibt es andere Möglichkeiten, das Bild sogar an Ort und Stelle belassen zu können?

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An diesem Dienstagabend scheint es endlich Antworten zu geben: "Wir haben uns mit dem Umgang mit dem Bild intensiv beschäftigt und eine gute Lösung gefunden", gibt Knahn mit großer Zuversicht bekannt. Die gewählte Variante, die er dem Plenum kurz darauf vorstellt, sei die "Sinnvollste".

Nach langem Hin und Her: "Stacco a massello" soll jetzt die Lösung sein

Was wie eine italienische Nachspeise klingt, ist in der Kunstwelt eine Technik zur Abtragung von Wandgemälden. In mehreren Schritten soll die Wand inklusive Gemälde in fünf Segmente zerteilt und transportfähig gemacht werden. Anschließend verlädt geschultes Fachpersonal die Teile und bringt sie in das Atelier eines Restaurators. Dort sollen sie erstmal bleiben. Wohin die Reise für Steins Kunstwerk danach geht, ist, Stand jetzt, noch unklar.

32.500 Euro müsste die Gemeinde Höchberg für das Unterfangen blechen. "Es ist ein vertretbarer Kompromiss", sagt Bürgermeister Knahn. Das sehen jedoch nicht alle so: "Die Kosten tun etwas weh", sagt Martin Lerzer (Bündnis 90/Die Grünen). Vor allem, in Hinblick darauf, dass im neuen Haushaltsplan 2025 Leistungen im sozialen Bereich gekürzt worden seien.

"Kommt das Bild woanders hin, ist es letztlich ein Geschenk – dann hätte ich gerne das Geld zurück."
Martin Benthe (SPD), Gemeinderat in Höchberg

Bauchschmerzen bereiten diese Summen ebenfalls dem Gemeinderat Martin Benthe (SPD). "Kommt das Bild woanders hin, ist es letztlich ein Geschenk – dann hätte ich gerne das Geld zurück", sagt er und plädiert dafür, eine Refinanzierung abzuklären. Ob man das Gemälde nicht doch innerhalb der Ernst-Keil-Grundschule versetzen kann, danach erkundigt sich Sarah Braunreuther (CSU). 

Auch Feineis (fraktionslos) hält das für einen "schlechten Kompromiss". "Es fällt mir schwer, dem zuzustimmen, ohne zu wissen, wohin das Bild versetzt wird", gibt er zu bedenken und fordert eine Vertagung der Entscheidung und mehr alternative Vorschläge. 

August 2026 rückt näher: Gemeinde will ins Handeln kommen und beschließt die Abtragung

Eine Entscheidung dürfe aber nicht länger aufgeschoben werden – das betont daraufhin Gemeinderat Timo Koppitz (UWG). Die Schule sei seiner Meinung nach schon lange genug eine Baustelle; man müsse jetzt im Sinne der Kinder im Ort handeln. 

Das Wandbild „Fröhliche Bewegung“ des Künstlers Dieter Stein von 1957 soll im besten Fall den Höchbergern erhalten bleiben.
Foto: Dr. Suse Schmuck | Das Wandbild „Fröhliche Bewegung“ des Künstlers Dieter Stein von 1957 soll im besten Fall den Höchbergern erhalten bleiben.

Das Endergebnis an diesem Dienstagabend: Ein Kompromiss. In den Pfingstferien wird das Gemälde voraussichtlich abgetragen – die Anliegen der Gemeinderäte finden allerdings ihren Platz im Beschluss: "Wir werden nach Spenden und Fördermaßnahmen schauen, um das Projekt zu refinanzieren", sagt Knahn. Vorrangig soll das Bild außerdem wieder zurück in die Ernst-Keil-Grundschule. Wohin die Reise des Bildes schlussendlich geht, bleibt jedoch abzuwarten. 

 
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  • Georg Ries
    Schade, das klingt eher nach einem faulen Kompromiss, als nach einer guten Lösung. Da hätte ich mir von Architekt und Bürgermeister eine bessere Lösung erwartet.
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