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Höchberg
"Egal wo, wir streichen": Höchberger Haushalt radikal neu aufgestellt – Wo gespart wird und wofür es Kritik hagelt
Kaum ein Bereich blieb verschont: Am Dienstag stellte Höchberg einen neuen Haushaltsentwurf vor. Neben der Rathaussanierung fallen auch andere Investitionen weg.
Die lang herbei ersehnte Sanierung und Erweiterung des Rathauses muss auf sich warten lassen: Im Haushaltsplan 2025 ist an dieser Stelle gekürzt worden.
Foto: Daniela Hartlieb | Die lang herbei ersehnte Sanierung und Erweiterung des Rathauses muss auf sich warten lassen: Im Haushaltsplan 2025 ist an dieser Stelle gekürzt worden.
Sarah Gräf
 |  aktualisiert: 27.03.2025 02:38 Uhr

Eine Zahl nach der anderen fliegt an diesem Dienstagabend dem Gemeinderat in Höchberg um die Ohren. "Wir müssen mit den Ausgaben runter", sagt Bürgermeister Alexander Knahn. Über zwei Stunden lang besprechen Kämmerin Stefanie Grund und er akribisch alle Positionen mit dem Plenum, die sich im neuen Haushaltsentwurf 2025 im Vergleich zum vorherigen geändert haben.   

Anfang Februar hatte sich die Gemeinde Höchberg nach intensiven Diskussionen auf einen Haushaltsentwurf für 2025 geeinigt. Planmäßig hätte Höchberg auf Rücklagen in Millionenhöhe zurückgreifen wollen. Insgesamt sah das Landratsamt Würzburg "die dauerhafte Leistungsfähigkeit des Marktes [...] gefährdet", heißt es in einem Schreiben der Marktgemeinde. 

"Wir befinden uns in einer Situation, die hatten wir in den letzten 15 Jahren nicht."
Höchbergs Bürgermeister Alexander Knahn

"Ich glaube, wir begreifen gerade erst unsere Lage", mahnt der Bürgermeister. "Wir befinden uns in einer Situation, die hatten wir in den letzten 15 Jahren nicht. Alles ist schlichtweg teurer geworden." Der neue Haushalt steht deshalb unter dem Credo: "Egal wo, wir streichen", wie Knahn es ausdrückt. 

Knahn weiß um die bedrückte Stimmung im Gemeinderat. Denn die Einsparungen sind zahlreich und breit gefächert. Sie betreffen Kultur, Sport, Bildungseinrichtungen und vieles mehr. Das sei Knahn auch "nach wie vor viel wert".

Jetzt kann die Gemeinde sogar noch was zurücklegen

Damit es mit dem neuen Haushalt klappt, hat Höchberg jedoch den Rotstift an zahlreiche Investitionen angesetzt. Nur dadurch muss die Gemeinde jetzt doch nicht auf Rücklagen zurückgreifen. Stattdessen kann sie sogar eine halbe Million zusätzlich ansparen. Nicht zuletzt, weil die Gemeinde einen geplanten Grundstücksverkauf im Wert von einer Million Euro dieses Jahr für realistisch hält. Die geplante Kreditaufnahme in Höhe von 4 Millionen Euro bleibt jedoch.

Die lange herbei ersehnte Rathaussanierung und -erweiterung, eine der größten Investitionen mit veranschlagten Kosten von 3,5 Millionen Euro, ist im neuen Haushaltsentwurf komplett gestrichen. Auch bei der Sanierung und dem Ausbau der Grundschule, der so dringend nötig ist, um dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 gerecht zu werden, werden die Ausgaben um 800.000 Euro gesenkt. Die Kosten für den Bau eines Kindergartens am Hexenbruch wurden indes auf die kommenden Jahre aufgeteilt. 

Kleinere Summen an allen Ecken und Enden eingespart

Neben Investitionskürzungen hat Kämmerin Grund laufende Kosten unter die Lupe genommen: Wo sind reale Kosten, wie etwa Heiz – und Stromkosten, geringer ausgefallen? Einnahmen, beispielsweise der Kulturscheune, seien nun "aufgrund aktueller Entwicklungen optimistischer" in den Haushalt eingeflossen. Auch die Steuereinnahmen wurden nach oben korrigiert.

Bei der Ausstattung in den Räumen der Verwaltung wurde eingespart. Fahrzeuge des Bauhofs werden geleast statt gekauft. Baumaßnahmen an Straßen wurden teils verschoben, sowie beispielsweise der Ausbau des Geh- und Radwegs im Kapellenweg. Weitere Einsparungen gab es besonders bei den freiwilligen Leistungen der Kommune, wie etwa das Beachvolleyballfeld und die Rollsportanlage sowie Zuschüsse an Vereine und Institutionen. 

Knahn nach Kritik des Gemeinderats: "Ich will vermitteln, dass Sachen nicht vom Tisch sind"

"Ein Dauerzustand ist das nicht", beruhigt Knahn die Runde, die zunehmend ein Raunen durchdringt. "Ich will vermitteln, dass die Sachen nicht vom Tisch sind." Denn es hagelt Kritik an seiner Verwaltung. Susanne Cimander (Bündnis 90/Die Grünen) findet, man hätte dem Ort ein Gesicht geben können, hätte man klar priorisiert anstatt überall den Rotstift anzulegen. Sie hält nichts von den "möglichst breiten Einsparungen."

"Wir müssen uns von Verwaltungsseite an die eigene Nase fassen."
Höchbergs Bürgermeister Alexander Knahn

Karl Kieselbach (Freie Wähler Höchberger Mitte) kann nicht nachvollziehen, wieso der Gemeinde der "Haushalt um die Ohren geflogen ist". Er betont: "Ich möchte hier bewusst mahnend reden und daran appellieren, das in den kommenden Jahren anders anzugehen."

Neuer Haushaltsentwurf 2025 wurde letztlich beschlossen

Die Kritik nimmt die Verwaltung rund um Bürgermeister Knahn und Kämmerin Grund an. "Es ist ja nicht so, dass wir uns nichts mehr leisten können, es war einfach schlecht geplant", sagt Grund. Auch Knahn räumt ein: "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen als Verwaltung und nicht idealistisch, sondern realistisch planen." 

Trotz einiger Unstimmigkeiten hat der Gemeinderat den neuen Entwurf so angenommen. Ganze neun Millionen Euro kann die Gemeinde nämlich mit der neuen Planung in den kommenden vier Jahren einsparen. Grund und Knahn sind zuversichtlich, dass dieser genehmigt werde. 

 
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