
Mit der umstrittenen Gasumlage will die Bundesregierung einen Zusammenbruch von Importeuren infolge stark gedrosselter russischer Gaslieferungen verhindern. Das wird Verbraucherinnen und Verbraucher mit Gasheizung teuer zu stehen kommen. Ein Überblick:
Wie hoch wird die Umlage?
2,419 Cent pro Kilowattstunde werden vom 1. Oktober an als Aufschlag auf den ohnehin drastisch gestiegenen Gaspreis fällig. Viele Menschen sind betroffen, denn etwa die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt.
Für einen Einpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden bedeutet die Umlage ohne Mehrwertsteuer jährliche Zusatzkosten von rund 121 Euro; mit Steuer wären es rund 129 Euro. Für einen Familienhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden liegen die Mehrkosten bei rund 484 Euro im Jahr, inklusive Mehrwertsteuer sind es 517 Euro.

Wann kommt die Umlage bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an?
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) rechnet damit, dass Versorger die Umlage schon ab dem 1. Oktober ihren Kundinnen und Kunden in Rechnung stellen.
Die Umlage wird laut Bundeswirtschafsministerium monatlich abgerechnet und kann alle drei Monate angepasst werden. Sollte Russland seine vertraglich zugesicherten Mengen wieder vollumfänglich erfüllen, werde die Preisanpassung auf null gesetzt.

Sind auch Kundinnen und Kunden fränkischer Versorger betroffen?
Die Gasversorgung Unterfranken (gasuf) wird den Preis pro Kilowattstunde ab 1. Oktober in voller Umlagen-Höhe anheben. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Würzburg besitzt eigenen Angaben zufolge Erdgasnetze in 72 Städten und Gemeinden in Unterfranken und in Teilen Südhessens. Auch N‑ERGIE versorgt eigenen Angaben zufolge große Gebiete Nordbayerns mit Strom, Erdgas, Wasser und Fernwärme.
Am Mittwoch teilte die Aktiengesellschaft mit, dass die Erdgaspreise für Kundinnen und Kunden zum 1. Oktober 2022 steigen werden. Die Kilowattstunde kostet inklusive der Mehrwertsteuer nach derzeitigem Stand dann damit 2,88 Cent mehr: "Je nach Erdgasprodukt und -verbrauch entspricht das einer Preissteigerung von durchschnittlich rund 28 Prozent für Privathaushalte", teilt das Nürnberger Unternehmen mit.
Wie funktioniert die Umlage?
Kern sind Ausgleichszahlungen an die Gasimporteure. Sie sollen ausreichen, um Insolvenzen zu verhindern, wie es heißt. Mit der Umlage sollen "weitere massive Preissteigerungen durch den insolvenzbedingten Ausfall für den Markt wichtiger Gasimporteure" verhindert werden. Der finanzielle Ausgleich für betroffene Gasimporteure ist zeitlich beschränkt auf die Erfüllung von vertraglichen Lieferverpflichtungen vom 1. Oktober 2022 bis zum 1. April 2024.
Bis Oktober tragen laut Ministerium die betroffenen Gasimporteure alle Kosten für die Ersatzbeschaffung allein. Danach tragen sie zehn Prozent der Kosten dauerhaft selbst. Für die Berechnung der Umlage gibt es eine komplexe Formel, die unter anderem den Unterschied zwischen dem vertraglich vereinbarten und dem aktuellen Einkaufspreis berücksichtigt.
Die Höhe der Mehrkosten muss von Wirtschaftsprüfern testiert werden. Der Ausgleich erfolgt laut Ministerium über die Gaslieferanten, die die Kosten in aller Regel an ihre Kundschaft weitergeben werden.
Warum ist die Umlage überhaupt nötig?
Gasimporteure haben Lieferpflichten gegenüber ihrer Kundschaft, vor allem gegenüber Stadtwerken. Die Importeure können diesen Lieferpflichten nur gerecht werden, indem sie die ausgefallenen Mengen aus Russland durch den Kauf deutlich teurerer Mengen am Kurzfristmarkt ersetzen.

Bisher können diese Mehrkosten nicht weitergegeben werden. Die Folge: Bei Importeuren sind erhebliche Verluste entstanden, der Fortbestand der Unternehmen kann gefährdet werden. Deswegen hat der Bund mit dem Versorger Uniper ein milliardenschweres Rettungspaket vereinbart.
Zugleich beschloss die Bundesregierung auch, die Umlage auf alle Gaskunden anzuwenden. Die Alternative wäre gewesen, den finanziellen Ausgleich für die Importeure über den Staatshaushalt zu finanzieren. Dies wäre aber mit "erheblichen Belastungen" des Etats verbunden, heißt es in der Verordnung. Politisch setzt die Bundesregierung außerdem ein Preissignal: Gassparen lohnt auch finanziell.
Wird bei der Gasumlage die Mehrwertsteuer fällig?
Ja. Die Bundesregierung will für einen befristeten Zeitraum einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz auf Erdgas verlangen. Die Steuer solle von bisher 19 auf 7 Prozent reduziert werden, kündigte Kanzler Olaf Scholz am Donnerstag in Berlin an.
Welche staatliche Umlage kommt noch?
Auf Gaskunden könnten neben der Gasumlage noch weitere Umlagen zukommen. Vom 1. Oktober an müssen Gasversorger auf jede von Haushalten verbrauchte Kilowattstunde Erdgas 0,57 Cent für sogenannte Regelenergie zahlen, wie das Unternehmen Trading Hub Europe (THE) am Donnerstag mitteilte.
Bei Firmen beträgt die Umlage 0,39 Cent je Kilowattstunde. Ob und in welcher Höhe diese Umlagen von den Gaslieferanten auf die Endverbraucher umgelegt werden, ist offen. Sie kämen dann zu der bereits veröffentlichten Gasumlage von 2,419 Cent je Kilowattstunde hinzu.
Auch die Höhe der Gasspeicherumlage wurde am Donnerstag veröffentlicht. Sie beträgt 0,059 Cent je Kilowattstunde. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden würde das Mehrkosten von 11,80 Euro ohne Mehrwertsteuer pro Haushalt pro Jahr nur für die Gasspeicherumlage bedeuten. Auch hier ist allerdings noch unklar, ob und wie sie auf die Verbraucher umgelegt wird.

Mit Informationen von dpa
Die Essener haben offenbar erkannt, dass die Inanspruchnahme der Gasumlage politisch schwer vermittelbar wäre. Im ersten Halbjahr verdiente RWE 2,8 Milliarden Euro - über ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/gasumlage-gasimporteure-uniper-energiekonzerne-rwe-shell-101.html
Shell, der größte Ölkonzern Europas, verzeichnete im zweiten Quartal 2022 ganze 17,6 Mrd. Euro Gewinn – und damit fünfmal so viel wie im zweiten Quartal 2021.
Wie immer baden die Kleinen den Schaden aus, wenn die Großen das Maul nicht voll genug bekommen.
Quelle: Tagesschau 17.8.22
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/uniper-gaskrise-blick-zurueck-101.html
2020 zahlte ich für Heizöl 39 Cent, 2021 waren es 75 Cent, jetzt liegt der Preis bei 1,62 Euro.
Der Preis hat sich vervierfacht,wenn jetzt Industriebetriebe wieder aufs Öl umsteigen, wird es noch teurer. Doch keiner jammert, keine Medien berichten darüber wie bei Gas.
Und im Trüben fischen die Konzerne noch kräftiger ab.
Die Steuern zurückgerechnet ist Heizöl teurer als Diesel
Warum das Theater ums Gas?
Jahrelang war das Heizen mit Russengas das billigste, wo es Gasanschluß gab auch das einfachste. Es mußte nur gezahltwerden was verbraucht wurde, um die Bevorratung musste sich niemand kümmern, man konnte günstige Verträge für 2 Jahre Preisgarantie abschließen.
Jetzt hat sich halt alles geändert und man muß sich der Realität ohne Gas aus Rußland stellen.
Da müssten Sie mal ihren Heizölllieferanten fragen warum er so abkassiert. Rohöl ist von 2020 bis Heute nur um etwa 50% gestiegen.
Wir erinnern uns noch an das Wahlplakat vom Klimakanzler. Dieser Mann verkündete nun, dass die Mehrwertsteuer für einen fossilen Brennstoff reduziert werden soll. Das ist Realsatire. Wir warten weiterhin auf den Ausbau der Erneuerbaren oder gar Steuersenkungen auf EE. Warum begünstigt man etwas, von dem man weg muss? In der Psychologie nennt man das falsche Anreize.
Oder was würden Sie machen?
LOL
"die Politik" hat kein Geld. Sie haben nur entschieden, das die Allgemeinheit Uniper retten soll und nicht nur die Gaskunden. Jetzt ist es besser?
Im übrigen möchte ich nicht wissen, was hier los gewesen wäre, wenn man vor 2021 zu Gunsten teureren anderer Quellen auf das vergleichsweise billige Russen-Gas verzichtet hätte. So viel Ehrlichkeit sollten wir schon noch aufbringen
Leider ist es so, dass Unternehmen mit einer gewissen Größen in einen Oligopol nicht einfach pleite gehen ohne noch weiteren Schaden anzurichten.
Das ist eigenlich BWL 8 Klasse - also nicht unbeingt der schwerste und komplzierteste Stoff.
In der jetzigen Situation eines dieser Firmen hopps gehen kann man machen, wenn man den Schaden in die Höhe treiben möchte.
Auch gefällt mir das Wörtchen "nie" nicht. Das ist absoluter Schmarrn und faktisch falsch.
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Broschueren_Bestellservice/beteiligungsbericht-des-bundes-2021.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Wenn du Bock hast deinen persönlichen Gewinn zu steigern, dann frag mal auf der Bank deines Vertrauens nach einem Aktiendepot.
Risikobereitschaft musst du selber entscheiden von konservativ bis spekulativ.
Einfach das Hemdchen heben wie bei Sterntaler ist halt leider auch nicht.