
Landkreis Bad KissingenEs ist beschlossen: Um systemrelevante Gasimporteure zu retten, sollen Verbraucherinnen und Verbraucher ab Oktober 2,419 Cent pro Kilowattstunde mehr zahlen. Das gilt vorerst bis 1. April 2024. Die gesetzliche Grundlage dafür läuft allerdings weiter bis zum 30. September 2024. Die Umlage könnte also bis dahin verlängert werden.
Stadtwerke: Klärungen notwendig
Was das genau für die Stadtwerke als regionale Gaslieferanten bedeutet, ist noch nicht klar. Nachdem das Umlagegesetz bekannt gegeben wurde, müssen sich beispielsweise die Bad Kissinger Stadtwerke mit der Thematik befassen. "Das Thema ist mit besonders heißer Nadel gestrickt worden", sagt Manfred Zimmer, Geschäftsführer der Bad Kissinger Stadtwerke.
"Es stehen noch einige Fragen offen, wie im Verhältnis mit den verschiedenen Kundengruppen umzugehen ist." Der Stadtwerke-Chef betont: "Auf Seiten der Verbände und Unternehmen ist erst noch eine entsprechende Klärung notwendig, die mit Hochdruck vorangetrieben wird."
Bestenfalls könnten gegen Ende der kommenden Woche Details zur Umsetzung an die Öffentlichkeit kommuniziert werden. "Hierbei ist zu beachten, dass seitens der Bundesregierung noch nicht einmal geklärt ist, ob die Gasumlage Umsatzsteuerpflichtig ist."
"Es gibt viele Fragezeichen"
Auch bei der Stadtwerke GmbH Hammelburg ist laut Geschäftsführer Matthias Metz eine verstärkte Verunsicherung der Verbraucher spürbar. Etliche Anrufer wollen wissen, wie sich die Gasumlage auf ihre Heizkostenrechnung auswirken wird. Für verbindliche Antworten sei es noch zu früh.
"Es gibt viele Fragezeichen", sagt Metz. Wegen der zahlreichen Unwägbarkeiten bei der Anwendung der Umlage sei wohl erst Anfang Oktober mit einer Auswirkung auf den Geldbeutel der Gaskunden zu rechnen. Genauere Zahlen zur Höhe der künftig angesetzten Preise erwartet Metz erst kommende Woche.
Dies liege auch daran, dass zur Neuberechnung neben der Beschaffungsumlage auch eine Bilanzierungsumlage und eine Speicherungsumlage herangezogen werden müssten. Unklar sei zudem noch, ob dazu jeweils die Umsatzsteuer fällig wird. Und weil neue Gaspreise üblicherweise sechs Wochen vor ihrer Erhöhung veröffentlicht werden müssen, werden sie samt Umlage voraussichtlich erst Anfang Oktober wirksam, blickt er voraus.
Nahwärmekunden betroffen?
Aufklärungsbedarf spürt der Stadtwerke-Geschäftsführer auch zur künftigen Preisgestaltung bei den Nahwärmekunden, die an Blockheizkraftwerke der Stadtwerke angeschlossen sind. Ob die Gasumlage auch dafür fällig wird, sei noch nicht ganz heraus.
"Wir haben davon nichts", sagt Metz zu dem erheblichen Aufwand für die Einkalkulierung der Gasumlage. "Aber unsere Risiken steigen", sieht er eine Herausforderung für die Stadtwerke. Nicht ausgeschlossen sei auch, dass es eine Klage gegen die Umlage gebe und damit wieder neue Rahmenbedingungen einträten.
In Bad Brückenau führen die Stadtwerke die Umlage ab 1. Oktober ein. Eine Härtefallregel wird es nicht geben. Die Kunden sollen entsprechend informiert werden.
Kostensteigerung für Verbraucher
Um welchen Betrag die Kosten steigen werden, ist von Haushalt zu Haushalt unterschiedlich. Der Gasverbrauch ist abhängig von verschiedenen Parametern - darunter Dämmung und Größe der Wohnung, das Heizverhalten aber auch die Effizienz und das Alter der Gasheizung spielen eine Rolle.
Auch ist noch nicht geklärt, ob auf die Gasumlage eine Mehrwertsteuer anfällt. Finanzminister Christian Lindner ( FDP ) verwies auf das Europarecht, das sie vorschreibt. Er beantragte jedoch eine Ausnahme.
Rund 600 Euro mehr
Nach derzeitigem Stand kann mit folgenden Mehrkosten gerechnet werden: Ein Single-Haushalt, der etwa 5000 Kilowattstunden verbraucht, hat durch die Gasumlage jährlich rund 120 Euro Mehrkosten (ohne Mehrwertsteuer). Ein Zweipersonenhaushalt zahlt bei einem Verbrauch von 7000 Kilowattstunden 170 Euro zusätzlich.
Eine vierköpfige Familie in kleinerer Mietwohnung, die sparsamer lebt und daher 15.000 Kilowattstunden verbraucht, zahlt etwa 360 Euro mehr im Jahr. Eine Familie in einem Haus mit größerer Wohnfläche, die 25.000 Kilowattstunden verbraucht, zahlt rund 610 Euro mehr.
Artikel von Wolfgang Dünnebier, Ellen Mützel und Johannes Schlereth
Gas über Nordstream 1 wollen wir haben.
Gas durch Nordstream2 wird abgeleht.
Wer soll das verstehen?