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Margetshöchheim
Eine (fast) unendliche Geschichte: Wie es um den Bau des Höchheimer Stegs steht und wann er jetzt eröffnet wird
Was lange währt, wird endlich gut, heißt es. Beim Höchheimer Steg über den Main jedoch können einem Zweifel an dieser alten Weisheit kommen. Wie der Sachstand ist.
Ein aktuelles Drohnenfoto des Höchheimer Stegs von der Veitshöchheimer Seite aus mit Blick nach Margetshöchheim. Im Januar hieß es, das Bauwerk werde wahrscheinlich Mitte des Jahres eröffnet.
Foto: Silvia Gralla | Ein aktuelles Drohnenfoto des Höchheimer Stegs von der Veitshöchheimer Seite aus mit Blick nach Margetshöchheim. Im Januar hieß es, das Bauwerk werde wahrscheinlich Mitte des Jahres eröffnet.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 04.07.2024 02:45 Uhr

Still ruht der Steg. Betrachtet man von den Parkplätzen an den Mainfrankensälen aus die Baustelle des Höchheimer Stegs, so hat man das Gefühl, dass dort schon länger kein Hammer mehr geschwungen und kein Bauteil mehr montiert worden ist. Weit und breit ist kein Arbeiter auf oder an der neuen Fußgänger- und Radbrücke über den Main zwischen Veitshöchheim und Margetshöchheim zu sehen, hinter dem Bauzaun wachsen Wildkräuter munter in die Höhe.

Mitte dieses Jahres, so hatte der Margetshöchheimer Bürgermeister Waldemar Brohm im Januar gehofft, könnte der Steg nach gut dreieinhalb Jahren ereignisreicher Bauzeit seiner Nutzung übergeben werden und der alte Steg abgebaut werden. Danach sieht es aber derzeit überhaupt nicht aus. Was ist da los?

"Wir werden den Rückbau nun im Juli neu ausschreiben."
Mareike Bodsch, Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg

"Wir hatten vergangene Woche einen Termin mit der Baufirma", erklärt Mareike Bodsch, Leiterin des Aschaffenburger Wasserstraßen-Neubauamtes (WNA) auf Anfrage. Im Rahmen der Nachbearbeitungen stünde die Nachbesserung der Oberflächenbeschichtung auf dem Plan. Mit der solle in der Woche ab dem 1. Juli begonnen werden. Das ist der kommende Montag. "Aber dazu muss das Wetter passen, es muss absolut trocken und warm sein", erklärt Bodsch. Auch die Schwingungsdämpfer des 311 Meter langen Stegs, von dem 112 Meter stützenfrei über den Main führen, gingen nun endlich in die Fertigung. "Das dauert sechs bis acht Wochen und dann müssen sie eingebaut werden."

Der Rückbau des alten Ludwig-Volks-Steges muss neu ausgeschrieben werden

Der Rückbau des alten Ludwig-Volks-Steges müsse neu ausgeschrieben werden, bestätigt sie einen entsprechenden Bericht des Bayerischen Fernsehens im Magazin Quer, der kürzlich ausgestrahlt wurde. Die Baufirma habe ja den Vertrag ja schon länger gekündigt. "Da haben wir versucht, wie bei der Fertigstellung des Neubaus, den Rückbau ebenfalls über eine Vereinbarung zu schaffen, aber da hat die Firma nun endgültig erklärt, dass sie dies nicht möchte", so die Leiterin des WNA.

Ein Baustellenfoto vom Juni vorigen Jahres. Viel verändert hat sich seitdem nicht.
Foto: Johannes Kiefer (Archivfoto) | Ein Baustellenfoto vom Juni vorigen Jahres. Viel verändert hat sich seitdem nicht.

Mit dem Rückbau des alten Stegs ist nicht vor dem zweiten Quartal 2025 zu rechnen

"Wir werden den Rückbau nun im Juli neu ausschreiben", erklärt sie. "Aber die Arbeiten können sowieso nur in der alljährlichen Zeit der Schleusensperre durchgeführt werden, und die ist immer im April oder Mai." Diese zwei Wochen würden benötigt, um ohne Gefährdung der Schifffahrt den Überbau des alten Stegs auszuheben und die Flusspfeiler rückzubauen zu können. Das heißt: Mit dem Rückbau des derzeit noch genutzten Ludwig-Volk-Stegs sei nicht vor dem zweiten Quartal 2025 zu rechnen.

Wenn die Restarbeiten und die anschließen Brückenprüfung positiv verlaufen würden und auch die beiden Gemeinden zustimmen würden, rechnet Bodsch mit der Eröffnung des neuen Höchheimer Stegs nun im September dieses Jahres, fast vier Jahre nach dem Baubeginn. Inwieweit sich die Verzögerungen auf die Baukosten auswirken würden, lasse sich derzeit noch nicht beziffern. "Das ist alles noch im Fluss", sagt sie. Veranschlagt waren ursprünglich 9,84 Millionen Euro für den Neu- und Rückbau.

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Der Neubau des Stegs zwischen den beiden Gemeinden sollte bereits 2022 beendet sein

Wie berichtet war der Neubau nötig geworden, weil der im Jahr 1967 einige hundert Meter weiter mainabwärts erbaute Ludwig-Volk-Steg mit seinen zwei Pfeilern im Main im Falle eines Schiffsanpralls mit den inzwischen größeren und schwereren Fracht- und Kreuzfahrtschiffen nicht mehr den Vorschriften entspricht. Dies war bereits im Jahr 2006 das Ergebnis einer Untersuchung des Stegs gewesen. Es dauerte aber bis zum Herbst 2020, bis die beiden Gemeinden und das WNA sich über Standort und Modalitäten einig waren und der Bau eines neuen Stegs begonnen werden konnte. Er sollte 2022 beendet sein. Nach der Eröffnung des neuen Höchheimer Stegs sollte anschließend der alte Ludwig-Volk-Steg abgerissen werden. So war zumindest der Plan.

Doch es kam zu Streitigkeiten um das Geld zwischen der Baufirma und dem WNA. Dieses wollte Zusatzarbeiten nicht bezahlen, die laut Baufirma vorher nicht absehbar gewesen wären, ohne die man aber mit dem Bau nicht hätte beginnen können. Es stand eine Nachforderung von rund zwei Millionen Euro im Raum. Nachdem aber kein Geld geflossen war, legten die Mitarbeiter der Baufirma ihr Werkzeug aus der Hand und die Firma kündigte den Vertrag. Der zu großen Teilen fertige Bau ruhte.

Erst unter der Mithilfe einer Mediatorin kam es zu einer Einigung

Erst mit der Vermittlung der beiden Gemeinden und unter Mithilfe einer Mediatorin kam es zu einer Einigung, wie es schien. Jedenfalls verschickte das WNA im Juli vorigen Jahres eine Pressemitteilung, der zufolge die Firma die Arbeiten wieder aufgenommen habe. "Es ist beabsichtigt, den Neubau in 2023 fertig zu stellen. Die Verhandlungen zum Rückbau des bestehenden Ludwig-Volk-Steges und zu Nachtragssachverhalten sind noch nicht abgeschlossen", war darin zu lesen.

Als der Höchheimer Steg im Januar dieses Jahres aber immer noch nicht eröffnet war, hieß es als Begründung, dies liege nicht an Uneinigkeiten zwischen der Baufirma und dem WNA. Man müsse auf besseres Wetter zur Abarbeitung der Nachtragsarbeiten warten. Zudem hätten Untersuchungen gezeigt, dass wie erwartet Schwingungsdämpfer eingebaut werden müssten. Jetzt, wieder fast ein halbes Jahr später, ist es wohl so weit. Scheinbar.

 
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Kommentare
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  • Barbara Fersch
    Welche Fa. erledigt Aufträge , wenn 2 Mio. Euro im Raum stehen, bzw. ausstehen? Der Stegabriss(ehemaliger Steg) wird sich wohl ebenso über etliche Jahre ziehen… denn auch dies muss bezahlt werden!!
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