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Veitshöchheim
Filigrane Schwerstarbeit: Der neue Mainsteg Veitshöchheim nimmt Gestalt an
Ein spektakuläres Schauspiel ging am Freitag in Veitshöchheim über die Bühne. Das Aufrichten der Pylone gilt als ein wichtiger Meilenstein des Brückenbaus.
Durch das Aufstellen der Pylone wird die zukünftige Geometrie des Bauwerkes erstmals vor Ort sichtbar.
Foto: Thomas Obermeier | Durch das Aufstellen der Pylone wird die zukünftige Geometrie des Bauwerkes erstmals vor Ort sichtbar.
Dieter Gürz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:25 Uhr

Es war ein spektakuläres Bild, das sich am Freitag in Veitshöchheim auf dem Dreschplatz vis a vis der Mainfrankensäle gezeigt hat. Von zwei riesigen Autodrehkränen wurde auf Veitshöchheimer Mainseite, ebenso wie parallel dazu auch in Margetshöchheim, der 25 Meter hohe und 16 Tonnen schwere Pylon des neuen Mainsteges aus hochwertigem Baustahl wie ein Spielzeug querliegend durch die Luft balanciert. Ein Pylon ist ein turm- oder portalartiger Teil einer Hängebrücke. Der neue Mainsteg soll künftig die Gemeinden Margetshöchheim und Veitshöchheim verbinden.

Montagespezialisten hatten filigrane Schwerstarbeit zu leisten

Es dauerte dann aber auf der Veitshöchheimer Mainseite fast acht Stunden, bis das Konstrukt aus Mast, Abspannseilen und Koppelungseilen zum Pylon auf der anderen Mainseite stabil stand. Die vier routinierten Montagespezialisten der Firma Pfeifer structures hatten nach einem minutiös vorgegebenen Ablaufplan filigrane Schwerstarbeit zu leisten. Als erstes galt es den auf einer kleinen Kugel gelenkig stehenden Pylonfuß zu platzieren und gleichzeitig die unteren Ösen der beiden bereits am Pylonkopf vormontierten, jeweils zwei Tonnen schweren Abspannseile in die Halte-Öffnungen auf den beiden Bügelböcke einzupassen.

Vier routinierte Montagespezialisten hatten nach einem minutiös vorgegebenen Ablaufplan filigrane Schwerstarbeit zu leisten
Foto: Thomas Obermeier | Vier routinierte Montagespezialisten hatten nach einem minutiös vorgegebenen Ablaufplan filigrane Schwerstarbeit zu leisten

Dann zog das Montageteam ein zehn Millimeter starkes Windenseil auf die blaue Gleit-Vorrichtung am Pylonkopf. Ein Boot zog das Seil zum Pylon auf der andere Mainseite. Das dortige Montageteam befestigte am Windenseil zwei Koppelseile, die mit dem Windenseil nach Veitshöchheim gezogen dort am Mastkopf fest montiert wurden.

Eine Schreckminute gab es auf den Baustellen beiderseits des Mains, als ein Frachtschiff trotz Sperre sich bis auf 50 Meter den im Wasser liegenden, an beiden Pylonköpfen befestigten Seilen näherte, bevor es umdrehte.

Es wirkten gigantische Zugkräfte

In Margetshöchheim war es dann fast schon dunkel, bis dort durch die beiden Koppelseile, die sich gegenseitig stabilisieren, per Hydraulik die beiden Pylone gegeneinander mit 150 Kilo Newton (15 Tonnen) vorgespannt waren.

25 Meter hoch und 16 Tonnen schwer ist der Pylon des neuen Mainsteges.
Foto: Thomas Obermeier | 25 Meter hoch und 16 Tonnen schwer ist der Pylon des neuen Mainsteges.

Für die Zugabspannungen von Tragseil und Mast wurden bei Erstellung der Fundamente durch die Firma Lupp wegen der gigantischen Zugkräfte, die hier wirken, gar 16 Meter lange Gewindestäbe in den Untergrund gebohrt. Das Einpassen der Abspannseile in die beiden Bügelböcke war für die Monteure nicht ohne, denn der Bolzen zum Verbinden beider Teile hatte nur einen Spielraum von zwei Millimeter.

Wie Thomas Brang, der Projektingenieur der Firma Pfeifer structures, erläutert, sei das Konstrukt auch ohne Halt durch den Autodrehkran stabil. Der 300 Tonner-Kran der Firma BKL Baukran Logistik GmbH in Forstinning, der bis zu 65 Meter Höhe ausfahren kann, wurde schon am Samstag abgebaut. Nach den Worten von Mareike Bodsch, der Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes Aschaffenburg (WNA), wurde mit dem Aufrichten der beiden Pylone auf beiden Mainseiten, ein wichtiger Meilenstein des 8,4 Millionen Euro teuren und in dieser pfeilerlosen Form bislang einmaligen Brückenbaus entlang dem 547 Kilometer langen Mainverlauf erreicht.

Nach den Worten von Mareike Bodsch, der Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes Aschaffenburg (WNA), wurde mit dem Aufrichten der beiden Pylone ein wichtiger Meilenstein des Brückenbaus erreicht.
Foto: Thomas Obermeier | Nach den Worten von Mareike Bodsch, der Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes Aschaffenburg (WNA), wurde mit dem Aufrichten der beiden Pylone ein wichtiger Meilenstein des Brückenbaus erreicht.

Der neue Mainsteg mit einer Höhe von 6,40 Meter über dem höchsten schiffbaren Wasserstand hat eine Brückenbreite von drei Metern und behinderten- und radfahrergerechte Rampen auf beiden Uferseiten und zusätzlich einen Treppenaufgang in Form einer Wendeltreppe zum direkten Zugang zur Brücke auf Veitshöchheimer Seite.

Über die Kosten

Von den Gesamtkosten von 9,84 Millionen Euro, in denen auch die Kosten für den Rückbau des alten Ludwig-Volk-Steges enthalten sind, haben die beiden Gemeinden 5,06 Millionen Euro und den Rest der Bund (WSV) zu tragen.
Vom vorgenannten Gemeindeanteilsbetrag erkannte der Freistaat Bayern 4,4 Millionen Euro als zuwendungsfähig an (nicht förderfähig sind unter anderem Planungs- und Ausgleichmaßnahmenkosten). Somit verbleibt bei den Gemeinden ein Eigenanteil an den Baukosten von 1,9 Millionen.
Hinzukommen noch sonstige Bauausgaben in Höhe von 650 000 Euro, was einen Eigenanteil von insgesamt 2,55 Millionen Euro ergibt, von dem Veitshöchheim und Margetshöchheim aufgerundet jeweils 1,3 Millionen Euro zu tragen haben.
Quelle: gz
 
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Kommentare
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  • fischle
    Man man habt ihr Sorgen, is doch egal wie wo was wer, der Steg wird nie im Leben einmal unter Denkmalschutz gestellt darum is doch egal wo er steht uns wer was gemacht hat in 30 40 jahre wird er wieder abgerissen
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  • peterlesbub
    Es ist ein gemeinsamer Steg. Lediglich die formelle Bauherrschaft liegt bei Margetshöchheim, da sie nicht bei beiden Gemeinden liegen darf. Die Kosten und der spätere Unterhalt wird wie schon beim alten Steg (bisher konfliktfrei) von beiden Gemeinden hälftig geteilt. So gesehen wäre der angedachte Name "Höchheimer Mainsteg" gar nicht so verkehrt.
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  • 7548
    Der Steg gehört, nach meiner Meinung, zu Margetshöchheim grinsen
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