Als im Oktober 2020 mit den Arbeiten für einen neuen Fuß- und Radsteg, den Höchheimer Steg, zwischen den beiden Maintalgemeinden Veitshöchheim und Margetshöchheim begonnen wurde, hätte man wohl jeden ausgelacht, der gewagt hätte zu sagen, dass es mehr als drei Jahre dauern würde, bis das Bauwerk fertig sei. Inzwischen ist den meisten Beteiligten das Lachen vergangen - und fertig ist der Steg immer noch nicht.
"Ich lehne mich da nicht mehr aus dem Fenster", sagt der Veitshöchheimer Bürgermeister Jürgen Götz. "Einweihung ist, wenn er fertig ist." Dass es noch nicht soweit sei, liege aber nicht an Uneinigkeiten zwischen der Baufirma und dem Aschaffenburger Wasserstraßen-Neubauamt, sagt Götz.
Denn eigentlich sollte der Höchheimer Steg schon im Sommer 2022 mit einem großen Fest eröffnet werden. Er ersetzt den aus dem Jahr 1967 stammenden Ludwig-Volk-Steg, der den heutigen Sicherheitsvorschriften nicht mehr genügt. Doch kurz vor Fertigstellung kündigte die Baufirma völlig überraschend Anfang August 2022 einseitig den Vertrag und stellte jegliche Arbeiten ein. Die Firma begründete dies mit Differenzen zu Nachtragsforderungen und offenen Rechnungen in Höhe von rund zwei Millionen Euro, die das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) in Aschaffenburg nicht zahlen wollte.
Nach Vermittlung der beiden Gemeinden nahmen WNA und Firma Verhandlungen auf
Nach Vermittlung der beiden Gemeinden und unter Mithilfe einer Mediatorin nahmen WNA und Firma Verhandlungen auf, um eine Lösung zu finden. Im Frühsommer vorigen Jahres wurde dann auch weitergebaut. Erst hieß es, man werde im Oktober, dann im November fertig. Dem ist aber nicht so. Was ist da los?
"Bei einigen Arbeiten, die im Moment noch offen sind, braucht man entsprechende Wetterbedingungen, die wir gerade nicht haben", so Götz. Zudem fehlen noch die Gitterroste für die Treppentürme auf der Veitshöchheimer Seite ebenso wie Schaltschränke für die Beleuchtung, erklärt der Veitshöchheimer Bürgermeister.
"Wir haben auch noch Nachbesserungsarbeiten am Belag", sagt sein Kollege Waldemar Brohm aus Margetshöchheim. Die könnten aber bei diesen Temperaturen nicht ausgeführt werden, sagt er. "Da braucht man auch nachts mindestens sechs Grad." Auch am Korrosionsschutz müsste noch nachgebessert werden.
Was das wichtigste ist: "Es wurde ein Schwingungstest durchgeführt, und der hat ergeben, dass wir uns bei dem Steg im Grenzbereich befinden, was die Eigenschwingung der Brücke betrifft", sagt Brohm. Es sei aber vorher schon klar gewesen, dass unter Umständen nachgerüstet werden müsse. "Da werden gerade die Schwingungsdämpfer berechnet, gefertigt und dann auch eingebaut."
Der alte Steg soll während der Schifffahrtssperre in diesem Jahr zurückgebaut werden
Auf ein Datum festnageln lassen will auch Brohm sich nicht mehr. "Da gibt man einen Termin weiter, der einem vorher als belastbar dargestellt wurde, und vier Wochen vorher kommt dann wieder ein 'Achtung, das klappt doch nicht' und man steht wieder blöd da", erklärt Brohm. "Deshalb sind wir jetzt sehr vorsichtig geworden." Er sagt: "Ich gehe davon aus, dass dieses Bauwerk im ersten Halbjahr 2024 seiner Bestimmung übergeben werden wird."
Was sagt man beim WNA? "Ziel ist, dass wir den alten Steg während der Schifffahrtssperre in diesem Jahr zurückbauen können", sagt Amtsleiterin Mareike Bodsch am Telefon. Die sei für April geplant. "Das heißt, die Arbeiten am neuen Stag müssten im März durch sein", sagt sie.
Ihr Problem: "Wir sind im konstruktiven Dauergespräch mit der Firma Lupp, haben uns bereits soweit verständigt, dass sie den neuen Steg fertigbauen", sagt Bodsch. "Aber zum Rückbau des alten hat sich die Firma noch nicht abschließend geäußert. Ich denke, das wird nun im Laufe des Januars erfolgen." Denn die Firma Lupp, die den neuen Steg baut, habe auch den Zuschlag für den Rückbau des alten erhalten, berichtet Bodsch. Es werde ihrer Ansicht nach noch eine "ganze Weile dauern", bis die Gespräche insgesamt abgeschlossen seien. "Wobei wir sagen, der Vertrag gilt."
Problem: Die Gemeinde Margetshöchheim möchte zum Herbst ihr Mainufer umgestalten
Denn: "Wir haben ja auch zeitliche Zwänge, weil die Gemeinde Margetshöchheim zum Herbst ihr Mainufer umgestalten möchte. Und dafür muss der alte Steg weg sein", so Bodsch. Was passiert, wenn nicht? "Dann müssen wir der Firma eine Frist setzen, das doch zu tun, anschließend muss der Vertrag von uns aus gekündigt werden, und die Leistungen müssen neu ausgeschrieben werden", erläutert die Amtsleiterin.
"Dann würde der Rückbau in diesem Jahr auf keinen Fall mehr erfolgen", befürchtet Bodsch. "Bis kommendes Jahr würden dann zwei Brücken zur Verfügung stehen. Und die Gemeinde Margetshöchheim hätte ein Problem bei der Uferneugestaltung. Das ist aber nicht das Ziel, das wir verfolgen", bekräftigt die Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes