
Vor 30 Jahren hat sich Ann-Katrin Palmetshofer ein Versprechen gegeben: Damals steckte sie mitten in ihrem Medizinstudium. Immer wieder habe es Situationen gegeben, in denen sie dachte, dass sie das Studium nicht schaffe. Eines Tages habe sie in einer Kirche gesessen und es sei der Moment gekommen, in dem sie gesagt habe: "Wenn ich das Studium schaffe, gehe ich in ein armes Land, wo ich als Ärztin wirklich gebraucht werde."
Inzwischen hat sich einiges verändert. Palmetshofer hat ihr Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen, leitete zehn Jahre als Oberärztin und schließlich als Chefärztin die Klinik Bavaria in Bad Kissingen. "Es wird Zeit und ich bin stolz mein Versprechen endlich einzulösen", freut sich die 54-Jährige. In wenigen Tagen fliegt sie, gemeinsam mit der Organisation German Doktors, für sechs Wochen auf die Philippinen, um dort medizinische Hilfe zu leisten.
Kaum medizinische Versorgung für indigene Minderheit im bergigen Hinterland
Seit 40 Jahren läuft das Projekt von German Doctors bereits auf den Inseln, erklärt Palmetshofer. Sie selbst werde sich während der Regenzeit, die von August bis Dezember andauert, auf der Vulkaninsel Mindoro aufhalten. Die Region sei bekannt für ihre Taifune und Umweltkatastrophen. "Das wird nochmal eine extra Herausforderung", sagt die Ärztin.
Nach Informationen von German Doktors lebt im Hinterland der Insel eine indigene Minderheit, die im Laufe der Geschichte von der Küste verdrängt wurde und nun als Kleinbauern um ihr Überleben kämpft. Neben der Armut sind die Einwohner durch das bergige Hinterland vollkommen vom staatlichen Gesundheitsdienst abgeschnitten und haben kaum medizinische Versorgung. Mit dem Projekt der German Doctors soll diesen Menschen geholfen werden. Laut Angaben der Organisation gehören rund 275.000 Filipinos dem Ureinwohnervolk der Mangyanen an.
Ärztin will sich für die Arbeit vor Ort nicht bezahlen lassen
Die ehemalige Harvard Studentin aus Würzburg wird Teil eines fünfköpfigen Teams sein, welches mit ihrer mobilen Klinik, der sogenannten "Rolling Clinic" vor allem die Ureinwohner "Mangyans" medizinisch versorgen will. Begleiten werden sie ein Fahrer, ein Dolmetscher und zwei von German Doctors vor Ort ausgebildete, medizinische Fachkräfte. "Wir besuchen jeden Tag ein anderes Dorf und kehren am Abend ins Basislager zurück, so können wir möglichst vielen Menschen helfen", sagt Palmetshofer.
Sie fühle sich so gut es geht vorbereitet, wisse jedoch, dass es nicht leicht werde. Im Zuge des Programms musste sie mehrere Schulungen und Seminare zu Themen wie Entführung, Terrorismus oder Naturkatastrophen absolvieren. Wichtig war ihr hierbei, dass sie dies auf eigene Kosten tat. "Ich finde es gut, dass ich das selbst zahlen musste und nicht die Organisation." So kämen die Spendengelder dort an, wo sie gebraucht würden. Sie sieht ihre Arbeit als Spende an und möchte nicht, dass andere dies bezahlen, sagt die Ärztin.
Ängste und Sorgen begleiten die Ärztin auf ihrer Reise
Neben der Freude schwinge auch eine gewisse Portion Respekt vor den kommenden Wochen mit. "Es wird schwierig für mich sein, unter den neuen Bedingungen und mit Krankheiten zu arbeiten, mit denen ich noch keine Erfahrung habe", so die Neurologin. Am meisten Angst habe sie vor dem Wissen, dass sie vor Ort manchen Menschen nicht werde helfen können, die sie in Deutschland retten könnte. "Vieles, was wir hier gut behandeln könnten, ist für die Menschen dort ein Todesurteil. Damit umzugehen, wird hart", so Palmetshofer.
Die medizinische Versorgung sei in den Regionen kaum gewährleistet, erklärt die Ärztin. Wenn eine Person vor Ort ins Krankenhaus komme, müssten die Familien die Person eigenständig in der Klinik versorgen. "Teilweise kümmern sich die zwölf Jahre alten Geschwister wochenlang um ihre Angehörigen in den Kliniken, weil kein Personal da ist." Wer ins Krankenhaus komme und keine Familie oder Angehörige habe, die sich kümmerten, sei oft dem Tode geweiht. "Genau aus diesem Grund, sind diese Einsätze so unglaublich wichtig", macht die 54-Jährige deutlich.
Für Palmetshofer, die schon als Kind Ärztin werden wollte, soll der Einsatz aber nicht ihr letzter sein. "Der Wunsch, Menschen zu helfen, war schon immer da", sagt sie. Aufgrund ihrer steilen Karriere und ihren Tätigkeiten habe sie jedoch nie die Zeit gefunden. In Zukunft will sie öfter Teil solcher Projekte sein. Aktuell sei sie freigestellt und möchte ihre eigene Praxis im Januar eröffnen, daher sei der Zeitpunkt für ihren Einsatz ideal. Doch damit nicht genug: "Ich hoffe, ich werde auch in Zukunft die Zeit finden, noch mehr Menschen zu helfen", sagt die Ärztin.
Ich stelle mir vor, was das medizinische Personal von "Ärzte ohne Grenzen" täglich bescheiden im Hintergrund alles leistet. Zum Beispiel in der dramaqtischen Rettung und Versorgung von Flüchtlingten auf dem Mittelmeer. Sicherlich auch mit ungtenannten Ärzt*innen aus unserer Region.
Dem ganzen Team viel Erfolg und alles Gute 🍀