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Würzburg
Ehrenamt: Würzburger Arzt hilft auf den Philippinen via Telemedizin
Seit vergangenem Jahr engagiert sich der Würzburger Arzt, Dr. Günther Schuster, für die Organisation "German Doctors". In Corona-Zeiten nun auch digital via Telemedizin. 
Würzburger Arzt Günther Schuster hilft seit 2019 ehrenamtlich als Arzt auf den Philippinen. Wegen Corona kann er nicht vor Ort arbeiten, hilft seinen Patienten aber jetzt via Internet. 
Foto: Thomas Obermeier | Würzburger Arzt Günther Schuster hilft seit 2019 ehrenamtlich als Arzt auf den Philippinen. Wegen Corona kann er nicht vor Ort arbeiten, hilft seinen Patienten aber jetzt via Internet. 
Lukas Brand
Lukas Brand
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:29 Uhr

"Ich war schon immer daran interessiert, auch mal unter anderen Bedingungen zu arbeiten", erklärt der Würzburger Arzt Dr. Günther Schuster. Schon vor ein paar Jahren hätte er sich deshalb bei Ärzte ohne Grenzen beworben. Weil der Allgemeinmediziner für seinen ersten Einsatz mindestens fünf Monate weggeschickt worden wäre - zu diesem Zeitpunkt jedoch noch eine eigene Praxis in Würzburg hatte - wäre das damals nicht möglich gewesen. Heute arbeitet er als angestellter Arzt in einer Praxis im Frauenland. Durch einen Tipp des Tropenmediziners Prof. Dr. Stich von der Missionsärztlichen Klinik sei Schuster auf die "German Doctors" aufmerksam geworden.

"German Doctors" ist eine Organisation, die ehrenamtliche Arzteinsätze in medizinischen Notstandsgebieten durchführt. Von den Philippinen über Bangladesch bis nach Sierra Leone leitet die Organisation Projekte in Entwicklungsländern, um dort medizinisch zu helfen, wo die Not groß ist.

Ehrenamtliche Hilfe in Entwicklungsländern

Weil das Krankheitsspektrum in diesen Ländern ein komplett anderes ist als in Deutschland, müssten sogar erfahrene Ärzte zunächst eine ganze Reihe an verschiedenen Fortbildungen durchlaufen, um an einem solchen Projekt teilnehmen zu können, erklärt Schuster. Nachdem er diese abgeschlossen hatte, ging es für ihn im Juli 2019 zu seinem ersten sechswöchigen Einsatz auf die Insel Mindoro im Westen der Philippinen.

Die German Doctors sorgen für eine basismedizinische Versorgung in Entwicklungsländern.
Foto: Günther Schuster | Die German Doctors sorgen für eine basismedizinische Versorgung in Entwicklungsländern.

Die Hilfsangebote dieses Projekts richten sich insbesondere an das Ureinwohnervolk der dort ansässigen Mangyanen. Nach Angabe der "German Doctors" wurden die Mangyanen im Laufe der letzten Jahrzehnte von Einwanderern immer mehr von der fruchtbaren Küstenregion in schwer zugängliche Bergregionen verdrängt. Dort leben sie heute zurückgezogen in traditioneller, "für uns archaisch anmutender Weise", so Schuster. Die Lebensstandards seien sehr niedrig. Dass er in seiner Hütte fließendes Wasser hatte, sei schon als großer Luxus zu verstehen. "Zu essen gab es morgens Reis, mittags Reis mit Fisch und abends Fisch mit Reis", erzählt er scherzend.

Während seines Aufenthalts war Schuster meist mit der sogenannten "Rolling Clinic", einer Art mobilem Krankenhaus verpackt in einem Kleinbus, unterwegs. So fuhren sie täglich zu wechselnden Orten, um den Menschen dort zu helfen. "Sehr abenteuerlich war das, wir fuhren auch mal mehrere Kilometer lang durch einen Fluss", berichtet Schuster. Auch die Mangyanen hätten teilweise kilometerlange Fußmärsche durch Berge und Wälder auf sich genommen, um ihre Kranken zur medizinischen Versorgung zu bringen.

Viele unterernährte Kinder

Neben vielen akut Erkrankten, insbesondere mit Augen-, Lungen- oder Hauterkrankungen, habe Schuster auch einige chronisch Kranke wie Diabetiker oder Menschen mit Psychosen zur Behandlung gehabt. Auch Schlaganfälle kämen auf den Philippinen vor. Besonders besorgt klingt Schuster, wenn er über die "unglaublich vielen" kranken Kinder berichtet, von denen ein Großteil stark unterernährt ist. Die Medikamente und Geräte, auf welche die Ärzte vor Ort zurückgreifen können, seien alle von der Organisation gestellt worden und deshalb zum Teil auch sehr abhängig von Spenden, schildert er. So sei es auch schon vorgekommen, dass ein benötigtes Medikament einfach nicht vorrätig war, erklärt Schuster.

Vom Philippinenarzt zum Telemediziner

Aufgrund der Corona-Pandemie steht das komplette Mangyanengebiet seit dem 1. März unter Quarantäne. Das Militär überwacht die Grenzen, so dass niemand mehr rein- oder rauskommt. Der diesjährige Einsatz der "German Doctors" fiel also ins Wasser. Dennoch hatte die Organisation eine Idee, um trotzdem helfen zu können. Die medizinische "Sprechstunde" wurde so ins Digitale übertragen. Auch Schuster erklärte sich zur Mithilfe bereit.

Ein Großteil der Patienten auf den Philippinen sind Kinder.
Foto: Günther Schuster | Ein Großteil der Patienten auf den Philippinen sind Kinder.

Hierfür wurden unter den Mangyanen sogenannte "Health Worker" ausgewählt und mit einem Smartphone ausgestattet. Ihre Aufgabe ist es, im Fall eines gesundheitlichen Problems die jeweiligen Symptome und Bilder an die Stationen der "German Doctors" außerhalb des Quarantänegebiets zu schicken. Hier wiederum sitzen einheimische Mitarbeiter, welche die Nachrichten übers Internet an die Ärzte in Deutschland weiterleiten. Anhand der Bilder und Angaben versuchen diese dann, eine Diagnose zu stellen. Dies sei nicht immer einfach, meint Schuster. "Oft können wir helfen, oft aber auch nicht."

243 Fälle in 45 Tagen

Seit dem 5. Mai wird diese Form der "Telemedizin" schon praktiziert. Seitdem berichtet Schuster von insgesamt 243 Fällen, die er zusammen mit zwei anderen Ärzten bearbeitet hat. "Früh um fünf Uhr kommen meist schon die ersten Nachrichten. Manchmal sind es nur drei am Tag, es waren allerdings auch schon einmal 20", berichtet Schuster.

 
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