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Würzburg
Duelle mit Lauterbach und ein eigener Fan-Club mit über 80: Warum zwei Senioren statt Ruhestand lieber arbeiten
Seniorprofessorin Ulrike Holzgrabe und Hausarzt Peter Rost wollen nicht aufhören mit ihrem Beruf. Sie sagen, von ihrer Arbeit können noch viele profitieren.
Von wegen Rente und Ruhestand: Prof. Ulrike Holzgrabe und Dr. Peter Rost arbeiten weiter. 
Foto: Thomas Obermeier | Von wegen Rente und Ruhestand: Prof. Ulrike Holzgrabe und Dr. Peter Rost arbeiten weiter. 
Julian Bandorf       -  Julian Bandorf wuchs im Landkreis Schweinfurt auf und absolvierte zunächst eine Berufsausbildung als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. Danach machte er Abitur am Schweinfurter Bayernkolleg und studierte Germanistik und Political and Social Studies an der Uni Würzburg. 2021 begann er seine freie Mitarbeit bei der Main-Post, seit April 2024 ist er Redaktionsvolontär.
Julian Bandorf
 |  aktualisiert: 29.08.2024 02:44 Uhr

Es ist ein Tag, auf den die viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer lange im Voraus warten: Der Tag, an dem sie endlich in den Ruhestand gehen können. Doch fast jeder zweite Teilnehmende einer Umfrage des Sozialverbands VdK kann sich vorstellen, im Rentenalter noch zu arbeiten. Dabei spielt bei Arbeiterinnen und Arbeitern vor allem die niedrige Rentenhöhe eine wichtige Rolle. 

Für Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss ist laut dem VdK das Finanzielle eher untergeordnet. 70 Prozent von ihnen benennen die Freude an der Arbeit als Hauptgrund.

Seniorprofessorin kommt jetzt entspannter zum Dienst an der Uni Würzburg

Das gilt auch für Ulrike Holzgrabe. Die 68-Jährige ist Seniorprofessorin an der Universität Würzburg. 23 Jahre lang hatte sie den Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie inne. 2022 war es offiziell Zeit für den Ruhestand - doch die Pharmazeutin hatte andere Ideen.

An der Uni Würzburg müssen Seniorprofessoren mit 70 in den Ruhestand. In weniger als zwei Jahren auch Seniorprofessorin Ulrike Holzgrube.
Foto: Thomas Obermeier | An der Uni Würzburg müssen Seniorprofessoren mit 70 in den Ruhestand. In weniger als zwei Jahren auch Seniorprofessorin Ulrike Holzgrube.

"Damals war mein Nachfolger am Lehrstuhl noch nicht da und die Sache musste erstmal weiter laufen. Ich habe normal Vorlesungen gehalten und auch meine Doktoranden noch betreut", sagt Holzgrabe.

Die Anstellung als Seniorprofessorin ist für sie "ein Traum", sagt die Wissenschaftlerin. "Ich muss keine Verwaltung mehr machen. Die ganzen Sachen, die man an einer Professur nicht so gemocht hatte, fallen jetzt alle weg. Insofern komme ich morgens jetzt viel entspannter zum Dienst."

Hitzige Debatten bei Lanz und ein geplantes Buch

Mit der Seniorprofessur erschloss sich für Holzgrabe ein neuer Forschungsschwerpunkt - einer mit hoher Aktualität. Die Pharmazeutin untersucht die Lieferengpässe von Medikamenten, sie gilt als große Expertin auf diesem Gebiet.

Im vergangenen Jahr diskutierte Holzgrabe im ZDF in der Talkshow von Markus Lanz mit SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach. "Das gebe ich der Bevölkerung zurück: Dass ich Karl Lauterbach im Fernsehen widerspreche", sagt die 68-Jährige und lacht. Es sei ihr wichtig, auf die problematische Abhängigkeit von chinesischen Medikamenten aufmerksam zu machen. Sie plant bereits ein Buch zum Thema.

Mit 70 Jahren endet gemäß der Richtlinien der Uni Würzburg Holzgrabes Seniorprofessur. Sie wird, wie sie sagt, an der Uni trotzdem weiter Zugang zu einem Büro und zur Bibliothek haben. Sie könne sich gut vorstellen, auch dann noch zu forschen - bis irgendwann die Lust nachlässt.

"Fanclub von Über-80-Jährigen": 82 Jahre alter Hausarzt in Randersacker

Dr. Peter Rost ist Hausarzt in der Würzburger Landkreis-Gemeinde Randersacker - und 82 Jahre alt. Und er weiß, dass seine Arbeit für seine Patientinnen und Patienten noch einen hohen Stellenwert hat. Eine Gesetzesänderung, die im Jahr 2009 die Altershöchstgrenze von 68 Jahren für Ärztinnen und Ärzte kippte, kam für ihn genau zum richtigen Zeitpunkt. Ein Glücksfall, sagt er. 

Seine Arbeit in der Hausarztpraxis ist für Peter Rost eine Familienangelegenheit. Sein Sohn Michael leitet die Praxis. "Offiziell bin ich sein Junior-Partner", sagt der 82-Jährige schmunzelnd. "Ich muss mich um die ganze Organisation nicht mehr kümmern, ich kann mich mehr auf die Patientinnen und Patienten konzentrieren als auf die Umsetzung von neuen Vorschriften."

Dr. Peter Rost in der Praxis seines Sohnes in Randersacker (Lkr. Würzburg). Jeden Vormittag betreut er hier Patientinnen und Patienten. Ein Ende seiner Tätigkeit sieht er noch nicht.
Foto: Silvia Gralla | Dr. Peter Rost in der Praxis seines Sohnes in Randersacker (Lkr. Würzburg). Jeden Vormittag betreut er hier Patientinnen und Patienten. Ein Ende seiner Tätigkeit sieht er noch nicht.

In seinem Berufsalltag treffe er Menschen, die er seit über 40 Jahren immer wieder behandelt und für die er sich Zeit nimmt, sagt Rost: "Die Leute kommen immer noch gern zu mir, vor allem die Älteren. Ich sage immer, ich hab einen Fanclub von Über-80-Jährigen."

Seine fachliche Eignung muss er regelmäßig nachweisen. Bislang mache ihm das jedoch keine Probleme, erklärt er. "Nur manuelle Therapien wie chirurgische Eingriffe werden bei mir schwieriger." Seine langjährige Erfahrung zahle sich aber in vielen Fällen aus.

Aktuell arbeitet Rost jeden Vormittag in der Praxis und macht Hausbesuche. Wie lange er noch arbeiten möchte? Es hänge davon ab, wie lange er noch die Zulassung bekomme, sagt der 82-Jährige. Trotz des Ärztemangels sei die Versorgung in Randersacker gut. Aber er würde sich freuen, wenn sich Kolleginnen und Kollegen auch in ländlicheren Regionen Gedanken machen würden, länger als nötig zu arbeiten. 

Hausarzt Rost: Starre Altersgrenzen sind generell nicht sinnvoll

Ulrike Holzgrabe und Peter Rost sind sich bewusst, dass es in ihren akademischen Berufen deutlich leichter ist, im Alter noch Leistung zu bringen. Wer körperlich tätig ist, für den würden ganz andere Maßstäbe gelten, sagt Rost.

Starre Altershöchstgrenzen sind für ihn deshalb nicht sinnvoll: "Wichtig ist das biologische Alter und nicht das numerische. Wenn man weiterarbeiten kann und das auch tut, ist das für die Gesundheit des Menschen im Allgemeinen gut."

 
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  • Felix Habermann
    Hallo Peter ! ! !
    Wenn es Dir Spaß macht und du
    weiterhin so fit bist mach doch weiter.
    Gruß Klaus.
    Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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