
Zum Ende der Woche behandeln wir im Klinikum Würzburg Mitte 39 Covid-Erkrankte, davon einen Patienten auf der Intensivstation. Damit sind die Belegungszahlen erneut gestiegen. Hinzu kamen zwei Covid-Patienten, die am Freitag in der Notaufnahme vorgestellt wurden: Eine Frau, die auf ein Spenderherz für eine Transplantation wartet und die entsprechend vorerkrankt ist. Der zweite Patient hat ein Lymphom und steht unter einer Erhaltungstherapie. Bei beiden stellte sich die Frage, ob eine ausreichende Immunantwort nach der Impfung bestand. Beide konnten erfreulicherweise ambulant betreut werden.
Frage der Kapazitäten: Warum die Anspannung weiter hoch ist
Eine positive Nachricht gab es von einer Intensivpatientin mit Lungenversagen nach Covid-19, die nicht mehr infektiös ist. Sie wird gerade von der Beatmung entwöhnt und unser Atemtherapeut hat bestätigt, dass sie große Fortschritte gemacht hat. In den nächsten Tagen können wir vermutlich ihre Trachealkanüle entfernen. Das ist immer ein wichtiger Erfolg.
Trotzdem muss man sagen: Die Anspannung bleibt hoch. Die Intensivstationen sind voll belegt mit schwer kranken Menschen, auch jenseits der Corona-Versorgung. Zusätzlich beschäftigen uns momentan auffallend viele Patientinnen und Patienten, die an Magen-Darm-Infekten leiden.
Wir können nach wie vor jede Patientin und jeden Patienten versorgen. Dennoch mussten wir bei der Planung für die nächste Woche festlegen, dass wir Therapie- und Untersuchungskapazitäten etwas defensiver vergeben. Das liegt einerseits an den steigenden Covid-Patientenzahlen, andererseits an Personalausfällen.
Feste Überzeugung: Ohne Impfung wären die Intensivstationen voll belegt mit Covid-Erkrankten
Konkret heißt das, dass wir beispielsweise Kontrolluntersuchungen verschoben haben. Notfälle und dringliche elektive Eingriffe, sowohl diagnostisch als auch therapeutisch, werden aufgenommen und auch das OP-Programm läuft entsprechend. Aber eine Anpassung war nötig.
Wenn man auf die Covid-Fälle aktuell blickt – 39 auf der normalen Isolierstation, einer auf der Intensivstation – ist das eine deutlich andere Verteilung als etwa im letzten Winter. Das liegt aber schlichtweg daran, dass über 70 Prozent der Menschen geimpft sind. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Hätten wir das nicht, wären die Intensivstationen mit Covid-19-Erkrankten voll.
Auffällig: Bei Infektion mit Omikron viele Magen-Probleme
Zudem hat natürlich Omikron eine andere Biologie. Was uns dabei auffällt: Omikron verursacht bei manchen Patienten Magen-Darm-Beschwerden. Das haben wir vorher bei anderen Varianten nur untergeordnet gesehen. Jetzt klagte bereits eine Reihe der Covid-Patienten auch über Übelkeit und Erbrechen.
Insgesamt muss man sagen: Für ein Klinikum ist die aktuelle Lage, die momentane Patientenverteilung, nicht leichter handhabbar – es wird nur ein anderes Segment nun wieder noch stärker in Anspruch genommen. Klar, für die Intensivstationen hat sich die Situation verbessert. Aber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den peripheren Stationen ist es alles andere als eine leichte Zeit.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (51) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist für die Covid-19-Patientinnen und -Patienten zuständig. In seinem Tagebuch gibt er regelmäßig Einblicke in den Klinikalltag. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch