Alle reden über Lockerungen, doch Grund zum Aufatmen gibt es laut Dr. Michael Mildner noch nicht. "Wir haben einen rasanten Anstieg der Covid-Zahlen in unseren Kliniken", sagt der Corona-Krankenhaus-Koordinator für die Region Main-Rhön. Gerade in den vergangenen fünf Tagen habe sich die Lage zugespitzt.
Waren es Anfang Februar nur 70 Covid-Patienten, so ist ihre Zahl inzwischen auf fast das Doppelte hochgeschnellt. Aktuell müssen 129 Corona-Patienten stationär behandelt werden. "Das sind 30 Prozent mehr als vor einer Woche." Lediglich auf den Intensivstationen habe sich die Lage entspannt. Derzeit werden nur neun Patienten in den Kliniken der Region Main-Rhön künstlich beatmet.
Für Mildner zeigt die hohe Hospitalisierungsrate, dass auch Omikron eine Variante mit schweren Verläufen ist. Sie erwischt zwar Ungeimpfte wie Geimpfte, doch was Mildner auffällt: Die meisten geimpften Covid-Patienten seien nicht geboostert gewesen. Doch gerade die dritte Impfung senke das Risiko für eine Ansteckung und einen schweren Verlauf.
Personalknappheit aufgrund von Erkrankungen
Die steigenden Covid-Patientenzahlen auf den Normalstationen bringen manche Kliniken an ihre personellen Grenzen. So konnten in den vergangenen zwei Wochen fünf der sieben Akut-Häuser keine Corona-Patienten mehr aufnehmen, weil die Betreuung der Kranken nicht mehr zu stemmen gewesen wäre. Auch, weil in einigen Kliniken Personalknappheit aufgrund von Erkrankungen beim Pflege- und Ärztepersonals herrsche.
Mildner hat sofort reagiert und die Covid-Station im Orthopädische Krankenhaus Schloss Werneck wieder reaktiviert. Sie war zur Unterstützung der Akuthäuser in der Hochphase der Delta-Welle Anfang Dezember eingerichtet, nach deren Abflauen Mitte Januar aber wieder aufgelassen worden. Nun ist die Hilfe aus Werneck erneut nötig.
Viele Neuaufnahmen
Es sei nicht nur die kontinuierlich steigende Zahl an Corona-Patienten, sondern auch die Wucht, mit der sie in den Krankenhäusern aufschlagen. "Die Zahl der täglichen Neuaufnahmen liegt im zweistelligen Bereich", verdeutlicht Mildner die Belastung für das Personal. Aktuell hat er erst einmal sechs Betten in Werneck angefordert, bei Bedarf kann aber auf mehr als das Doppelte aufgestockt werden.
Hier zeigt sich, wie wertvoll die von der Regierung eingesetzte Corona-Krankenhaus-Leitstelle ist. Mildner als ärztlicher Leiter hat die Fäden in der Hand und kann schnell auf Notsituationen reagieren. In der Hinterhand hat er sogar noch Reha-Einrichtungen, die ebenfalls zur Unterstützung der Akuthäuser herangezogen werden können. Mildner rechnet damit aber nicht, sondern geht von einer Entspannung im Krankenhaussektor in den nächsten zwei Wochen aus. Trotzdem sein Appell: "Es ist wichtig, dass sich alle impfen lassen."
Dieser "Maskendreck" geht mir sowas auf dem Geist, dass es nicht besser geht.