
Wir haben am Donnerstagtagmorgen im Klinikum 17 an Covid-19 erkrankte Patienten, davon drei in der intensivstationären Behandlung. Die anderen Patienten befinden sich auf der Isolierstation. Die Situation hat sich seit Wochenbeginn wenig verändert. Sie ist stabil. Deshalb denke ich, wir gehen geordnet in die Feiertage.
Zwei Patienten können wir entlassen. Beide sind natürlich sehr froh, dass sie das Weihnachtsfest nicht im Klinikum verbringen müssen. Bei einem Patienten ist dies möglich, weil er eine Antikörper-Therapie erhalten hat.
Erneut aufgefallen ist mir bei der Visite: Es gibt nach wie vor eine Verunsicherung beim Thema Impfen was Patienten mit Immunsuppression betrifft. Bei ihnen ist das körpereigene Immunsystem unterdrückt, in der Regel durch die Therapie der Autoimmunerkrankung. Es besteht teilweise immer noch die Ansicht, dass diese Menschen bei der Corona-Impfung zurückhaltend behandelt werden sollten. Das Gegenteil ist der Fall!
Konkret geht es um einen Patienten, der bereits zwei Impfungen erhalten hat.Jetzt steht die Booster-Impfung an. Ich habe ganz klar dazu geraten. Solche Patienten sind durch das Coronavirus mehr gefährdet als andere. Sie sollten unbedingt die Auffrischung erhalten!
Ansonsten mussten wir im Klinikum zuletzt – trotz leicht rückläufiger Infektionszahlen – die stationäre Aufnahme einzelner Patienten verschieben. Beispielsweise bei einem Betroffenen, der zur Abklärung seiner Post-Covid-Symptome in die Ambulanz des Klinikums kam.
Sicher könnte man sich jetzt fragen: Wie passt das zusammen, wenn einerseits sich die Corona-Lage momentan leicht entspannt und es andererseits heißt, Patienten mit akuten Beschwerden müssen behandelt werden?
Den betroffenen Post-Covid-Patienten haben wir in der Ambulanz untersucht und erkannt: Es liegt ein Folgeschaden seiner Corona-Erkrankung vor. Und deshalb gibt es eine Indikation zur weiteren stationären Klärung der Lungenerkrankung. Aber momentan ist seine Situation noch so stabil, dass diese Abklärung auch zwei Wochen später erfolgen kann. Bei der Abwägung haben wir uns deshalb aufgrund der aktuellen Belegung für eine Verschiebung entschieden.
Grundsätzlich sind wir sehr froh, dass es am Klinikum Würzburg-Mitte zum Beispiel die Lungenhochdruck-Ambulanz im Missio oder die Rheumatologische Spezialambulanz im Juliusspital gibt. Nicht alle Kliniken haben die Möglichkeit, Patienten vor der stationären Aufnahme beziehungsweise im Vorgriff komplexer stationärer Aufenthalte anzuschauen.
An den Weihnachtsfeiertagen ist es auch mal wichtig, dass es für das Klinikpersonal Momente gibt, in denen nicht ständig der Fokus auf dem Thema "Corona" liegt. Diese Momente wünsche ich allen Menschen. Die Pandemie wird uns sicherlich weiter begleiten, aber zwischendurch muss man den Blick und den Geist frei bekommen für das normale Leben. In diesem Sinne uns allen ein ruhiges gesegnetes Weihnachtsfest.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (51) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist für die Covid-19-Patienten zuständig. In seinem Tagebuch gibt er regelmäßig Einblicke in den Klinikalltag. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch