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Würzburg
Dr. Helds Corona-Tagebuch: Durch neue Covid-Fälle werden die Kapazitäten knapp
Mehr Corona-Patienten, Notfälle und erkrankte Mitarbeiter fordern Kliniken in der Region heraus. Am Wochenende sei es schon eng geworden, warnt Lungenspezialist Dr. Matthias Held.
Bislang war die Grippe in diesem Winter kein Thema. Nun hat das Klinikum Würzburg Mitte einen Influenzapatienten aufgenommen. Dr. Matthias Held, der Ärztliche Direktor, hofft, dass es ein Einzelfall bleibt.
Foto: Christoph Weiss | Bislang war die Grippe in diesem Winter kein Thema. Nun hat das Klinikum Würzburg Mitte einen Influenzapatienten aufgenommen. Dr. Matthias Held, der Ärztliche Direktor, hofft, dass es ein Einzelfall bleibt.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Wir behandeln aktuell im Klinikum Würzburg Mitte 43 Covid-Erkrankte, davon einen auf der Intensivstation. Die Dynamik bleibt also hoch. Gerade am Wochenende haben wir an beiden Standorten zahlreiche neue Patientinnen und Patienten mit Covid-19 aufgenommen. Um sie versorgen zu können, mussten wir unsere Planung anpassen und Personal umschichten. Zugleich haben wir uns eng mit den umliegenden Kliniken in der Region ausgetauscht: Die Versorgungskapazität war überall sehr angespannt.

Im Krankenhaus ist die Pandemie noch lange nicht vorbei

Das lag vor allem an der Vielzahl neuer Covid-Erkrankter, aber auch an einem hohen Notfallaufkommen und Krankheitsausfällen beim Personal. Vor diesem Hintergrund mussten wir teilweise Patienten mit weiter entfernten Wohnorten heimatnah verlegen. Und leider zeigt es eines ganz deutlich: Auch wenn man sich in der Gesellschaft die Pandemie momentan wegsehnt – im Krankenhaus sind wir damit lange noch nicht fertig.

Ebenfalls neu aufgenommen haben wir in der Nacht zum Dienstag einen Patienten mit Influenza. Er hat Husten, Fieber und sein Allgemeinzustand hat sich durch die Grippe verschlechtert. Bislang war Influenza wie im vergangenen Winter kein Thema bei uns im Klinikum. Wir hoffen daher, dass es ein Einzelfall bleibt.

Welche Folgen eine Omikron-Infektion haben kann und wie Komplikationen entstehen

Häufig sehen wir derzeit Patienten, die nach einer Omikron-Infektion zunächst eine bakterielle Lungeninfektion bekommen haben und bei denen sich in der Folge ein Pleuraempyem gebildet hat. Das ist eine Eiteransammlung im Rippenfellspalt, die operativ entfernt werden muss. Wie aber kommt es dazu?

Wir wissen, dass Virusinfektionen der Atemwege prädisponierend für bakterielle Superinfektionen sind. Man muss sich das so vorstellen: Ein Virus verursacht zum Beispiel eine Bronchitis und durch die Schädigung der Schleimhaut können Bakterien leichter in den Körper eindringen, die wiederum eine Infektion verursachen können – bis hin zu einer bakteriellen Lungenentzündung. Und gelegentlich sieht man hier als Komplikation ein Pleuraempyem. Wir glauben nicht, dass Omikron direkt der Auslöser für diese Eiteransammlung ist, aber es kommt indirekt über die durch Omikron begünstigte bakterielle Superinfektion zu dieser Komplikation.

Der erste Urlaub seit Corona

Mein schönstes Erlebnis war das Gespräch mit einem Patienten, der zur Routinekontrolle seiner Lungenerkrankung kam. Er war aufgrund seiner Vorerkrankung in der Pandemie sehr vorsichtig, hat alle Schutzmaßnahmen befolgt und ist geimpft. Nun hat er mir erzählt, dass er mit seiner Familie im Winterurlaub war. Natürlich sei er auch dort vorsichtig gewesen – aber er habe sich getraut und sich nicht von der Angst vor einer Ansteckung abhalten lassen. Er sagte, er habe die Tage als große Befreiung nach zwei Jahren Pandemie empfunden. Das mitzuerleben, fand ich sehr bewegend.

Liebe Leserinnen und Leser, zum Abschluss unserer Tagebuch-Serie mit Dr. Matthias Held aus dem Klinikum Würzburg Mitte haben Sie die Gelegenheit, dem Lungenspezialisten und Corona-Experten Fragen zu stellen. Was möchten Sie über den Klinikalltag oder die Behandlung von Covid-19 gerne wissen? Schreiben Sie uns bis Montag, 14. März, an folgende E-Mail-Adresse: redaktion.themenmanagement@mainpost.de

Die letzte Folge des Corona-Tagebuchs von Dr. Matthias Held erscheint am Samstag, 19. März. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch

 
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Kommentare
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  • A. W.
    Sehr schade, dass diese Serie endet!

    Herzlichen Dank für die Einblicke in den Klinikalltag , die einen kleinen Rundumblick auch außerhalb der Intensivstationem gegeben hat.

    Dass die Belastung in den Krankenhäusern immer noch hoch ist, sollte jedem von uns bewusst sein.

    Alles Gute und vielen Dank für Ihren Einsatz und den Ihrer Kolleginnen und Kollegen!
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