Zum Start in die neue Woche behandeln wir im Klinikum Würzburg Mitte 16 Covid-Erkrankte, davon drei auf den Intensivstationen. Die Situation ist stabil. Dennoch rechnen wir angesichts der Vielzahl der derzeitigen Omikron-Erkrankten mit einer weiteren Welle für die Isolierstationen.
Die Behandlung von Covid-Erkrankten auf diesen nicht-intensiven Isolierstationen ist aufwendig. Sie umfasst häufig eine Sauerstoff-Therapie. Dazu geben wir in der Regel für fünf Tage das Cortison-Präparat Dexamethason. Zudem hilft vielen Erkrankten eine prophylaktische Blutverdünnung, um Thrombosen durch Bewegungsmangel vorzubeugen. Manche benötigen auch eine therapeutische Blutverdünnung, um Immunothrombosen in den Blutgefäßen zu verhindern.
Viele Erkrankte sind bei Covid so geschwächt, dass sie kaum aufstehen können
Auf der normalen Corona-Station müssen Patientinnen und Patienten zwar nicht von einer Maschine beatmet werden. Sie sind aber oft geschwächt, können kaum aufstehen und brauchen, gerade im höheren Alter, Hilfe bei der Körperpflege, beim Essen oder bei der Mobilisation. Wenn man nicht auf die Intensivstation muss, heißt das also nicht, dass Covid eine leichte Erkrankung ist, die einen nicht einschränkt. Und die nicht einen großen pflegerischen Aufwand voraussetzt.
Beschäftigt hat mich am Montag auch das Gespräch mit einer Patientin, die ihre Covid-Erkrankung gerade überstanden hat. Sie kann und will nun eigentlich endlich nach Hause – aber ein Familienmitglied ist mit einer anderen Virusvariante infiziert. Sich aus dem Weg zu gehen, ist in ihrer häuslichen Situation nicht möglich. Deshalb kann im Moment noch keine Entlassung erfolgen. Das Risiko einer Re-Infektion ist zu groß.
Restbeschwerden nach Covid sind nicht selten
Dass nach einer überstandenen Infektion Corona nicht immer sofort vergessen ist, zeigt auch das Beispiel einer anderen Patientin. Die Frau war seit längerem bereits doppelt geimpft - im Dezember hat sie sich angesteckt. Sie erkrankte nur leicht und musste nicht ins Krankenhaus. Allerdings spürt sie immer noch Beschwerden und ist deshalb zu uns zur Nachuntersuchung gekommen.
Trotz eines zunächst milden Krankheitsverlaufs fand sich jetzt noch eine Resteinschränkung der Lungenfunktion. Ich konnte die Patientin aber beruhigen, das wird sich wieder zurückentwickeln. Wir haben ihr empfohlen, sich jetzt ein drittes Mal impfen zu lassen. Noch ist nicht sicher, wann der an Omikron angepasste Impfstoff verfügbar ist, daher gilt bis dahin die Empfehlung zur Verwendung der derzeitigen Impfstoffe.
Wichtig ist: Die Patientin ist kein Einzelfall. Einschränkungen oder Restbeschwerden nach Covid sind nicht selten. So wird über Symptome wie Müdigkeit und Husten relativ häufig berichtet – selbst von Patienten, die nicht stationär behandelt wurden. Über Müdigkeit beispielsweise klagt etwa die Hälfte der Betroffenen, unter Atemnot leiden, je nach Alter, etwa 15 bis 20 Prozent.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (51) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist für die Covid-19-Patienten zuständig. In seinem Tagebuch gibt er regelmäßig Einblicke in den Klinikalltag. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch