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Würzburg
Corona-Spätfolgen: Wie viele Betroffene es gibt und wie Post-Covid behandelt wird
Oft kämpfen Patientinnen und Patienten nach einer Corona-Infektion noch monatelang mit Beschwerden. Wie verbreitet Long-Covid in der Region ist und was Ärzten Probleme macht.
Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte Corona-Erkrankte mit Spätfolgen zu kämpfen hat. Wie wird Patienten geholfen?
Foto: Symbolbild: Uwe Anspach, dpa | Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte Corona-Erkrankte mit Spätfolgen zu kämpfen hat. Wie wird Patienten geholfen?
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:52 Uhr

Sie haben Corona überstanden – und sind noch immer krank. Im Freistaat leiden nach Schätzungen rund 65 000 Menschen an Spätfolgen einer Infektion mit Sars-CoV-2. Das Problem: Bislang ist über Post- oder Long-Covid wenig bekannt, Behandlungskonzepte entstehen erst. Und: "Es gibt nicht das Post-Covid-Symptom", sagt Dr. Petra Schulze, Infektiologin an der Würzburger Uniklinik. Die Beschwerden der Betroffenen seien diffus, die Diagnose oft schwierig. Bleibt die Frage: Wie verbreitet sind Corona-Langzeitfolgen in Unterfranken und wie wird den Patienten geholfen? 

Bayernweit wurden laut Gesundheitsministerium im ersten Quartal 2021 rund 18 500 Patientinnen und Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung mit einer Post-Covid-Diagnose behandelt. Hinzu kamen 13 500 Behandlungen nach einer akuten Corona-Erkrankung sowie etwa 500 Patientinnen und Patienten mit einem multisystemischen Entzündungssyndrom in Verbindung mit Covid-19. Allerdings seien diese Zahlen nur bedingt aussagekräftig, heißt es aus dem Ministerium. Weil es bislang keine offizielle Definition der Erkrankung gebe, sei die Dunkelziffer wohl höher.

Schätzungen zufolge kämpfen in Unterfranken 5500 Menschen mit Post-Covid

Generell gehen Experten davon aus, dass etwa jeder zehnte Corona-Erkrankte mit Spätfolgen zu kämpfen hat. In Unterfranken wären das umgerechnet rund 5500 Menschen. Man habe "aktuell keine regionalen Zahlen zu Long-Covid in Unterfranken", heißt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). Sowohl bei der Diagnose, als auch bei der Behandlung von Long-Covid stehe man noch am Anfang, sagt Sprecher Axel Heise.

Internistin Petra Schulze betreut in der Infektiologischen Ambulanz der Würzburger Uniklinik seit mehreren Monaten Post-Covid-Patienten. Momentan etwa vier bis acht Patienten pro Woche, Tendenz steigend, sagt Schulze: "Telefonisch haben wir aktuell sehr viele Anfragen, immer öfter auch von Patienten, die zuvor nicht stationär wegen Corona behandelt wurden. Wahrscheinlich werden es noch mehr."

Wie aber werden Long-Covid-Erkrankte behandelt? "Das Problem ist: Es gibt nicht die spezifische Therapie für Post-Covid, es gibt kein Medikament, das man geben könnte", sagt die Infektiologin. "Man behandelt Symptom-orientiert." Dabei reichen die Beschwerden der Betroffenen von Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Kurzatmigkeit über Konzentrations- oder Wortfindungsstörungen bis hin zu allgemein eingeschränkter Leistungsfähigkeit oder unregelmäßigem Herzschlag. Auch psychische Probleme mit Depressionen, Schlaf- oder Angststörungen kommen vor.

"Es gibt nicht die spezifische Therapie für Post-Covid, es gibt kein Medikament, das man geben könnte."
Dr. Petra Schulze, Infektiologin an der Würzburger Uniklinik

Aufgrund dieser Vielfalt würden die Post-Covid-Patienten nicht direkt in der Infektiologischen Ambulanz behandelt, sagt Schulze: "Wir prüfen jeden Fall in einem interdisziplinären Team und die Behandlung erfolgt dann in dem Fachbereich, in dem die Funktionsstörung vorliegt." Für die Patienten heißt das nicht selten: Geduld haben. Die Wartezeiten auf Termine in Fachambulanzen seien teilweise lang.

Einfacher und schneller wäre die Versorgung über eine eigene Post-Covid-Ambulanz. Noch hat die Politik die Rahmenbedingungen für die Einrichtung einer derartigen Spezialambulanz nicht geschaffen. Aber noch mehr Patienten - das sei an der Würzburger Uniklinik "in der bisherigen Weise nicht mehr machbar", sagt die Internistin.

Auch in die Praxis von Hausarzt Dr. Christian Pfeiffer in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) kommen immer wieder Menschen, die an Post-Covid leiden. "Es sind weniger Kinder oder Senioren, sondern die mittlere Altersgruppe", sagt der unterfränkische Vorsitzende des bayerischen Hausärzteverbandes. Schwierig sei für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen oft die Diagnosestellung: "Es gibt keinen Bluttest zum Nachweisen von Long-Covid". Deshalb müssten zunächst in Untersuchungen andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden.

Pfeiffers Rat: "Wer mehrere Monate nach einer Corona-Infektion noch Probleme hat, sollte sie abklären lassen." Im ambulanten Bereich sei die KVB daher gerade dabei, ein Netzwerk zur Behandlung von Long-Covid-Patienten aufzubauen. Erste Behandlungspfade oder Leitlinien gebe es bereits. "Aber das Ganze muss sich erst in den Praxen etablieren."

Immer wichtiger bei der Behandlung von Post-Covid würden Rehamaßnahmen, sagt Infektiologin Petra Schulze. Seit Juli könnten auch Heilmittel wie Physio- und Ergotherapie oder Logopädie verordnet werden. Meist würden Patienten nach etwa sechs Monaten eine Besserung spüren – "es kann aber auch mal länger dauern".

Ob die Impfung vor Long-Covid schützt, ist noch unklar

Und welche Rolle spielen die Impfungen für Spätfolgen? Da sei weitere Forschung nötig, sagt Schulze. "Manche Patienten sehen durch die Impfung eine Verbesserung der Symptome. Ob das daran liegt, dass übrige Virusbestandteile beseitigt werden oder der Körper bei der Abwehr unterstützt wird, ist unklar." Und ob die Impfung sogar vor Long-Covid schützen könne, müsse man ebenfalls "erst abwarten".

Angesichts der vielen offenen Fragen und der hohen Zahl an Betroffenen mit Corona-Langzeitfolgen will der Freistaat die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit einem millionenschweren Aktionsplan verbessern. Gefördert werden sollen laut Gesundheitsministerium innovative Projekte und Behandlungsansätze. "Post-Covid ist die Krankheit nach der Krankheit", sagt Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Experten könnten nicht ausschließen, dass das Post-Covid-Syndrom das Potenzial für eine neue Volkskrankheit habe.

 
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  • radfahrer
    Nur mal so zur Erinnerung:

    -Spätfolgen- gibt es ebenso bei anderen Krankheiten, wie im Infektionsgeschehen als auch im organischen Bereich.
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  • radfahrer
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  • katzehutter@t-online.de
    Wenn ich die Symptome der Long-COVID-Patienten so lese, dann kann ich eindeutig auch die Symptome der Fibromyalgie heraus lesen, die ebenfalls nicht richtig behandelbar ist und noch immer nicht zu 100% erforscht ist.
    Da hofft man als Betroffene mal endlich, dass sich hierbei in der Forschung mal was tut und die Fibro nicht immer nur als psychische Erkrankung angesehen wird.
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  • Taehti
    Da gebe ich Ihnen recht! Vielleicht wird endlich auch hier mehr Geld in die Forschung gesteckt. Schließlich ist die Zahl der Fibros weitaus höher…
    Wäre eine win-win Situation für alle
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