Können die Erbbaurechtsnehmer im Oberen Burgweg in Würzburg aufatmen? Es sieht ganz danach aus. Wie berichtet werden dort im September kommenden Jahres die vom Freistaat Bayern vergebenen Erbbaurechte ablaufen und der Grund und die darauf errichteten Gebäude gegen eine Entschädigung an den Staat zurückfallen. Hatte man von Seiten des Freistaates den Erbbaurechtsnehmern im Jahr 2018 noch angeboten, die Rechte nach Ablauf zu dann neuen Konditionen weiter laufen zu lassen, kam im Januar dieses Jahres der Schock.
Sie erhielten Post von der Bayerischen Immobilienverwaltung in München, dass aufgrund eines Beschlusses des Haushaltsauschusses des bayerischen Landtags vor einer Fortführung des Erbbaurechtes geprüft werden müsse, ob sich der staatseigene Grund und Boden nicht für sozialen Wohnungsbau nutzen lassen könne. Sieben Familien bangten um ihr Heim, das zum Teils bereits ihre Vorfahren vor rund 100 Jahren als Teil der sogenannten Lehrsiedlung Marienberg mit eigenen Händen erbaut hatten. Für die Grundstücke Oberer Burgweg 16 und 18 wurden sogar Ende Januar bereits in der Stadtbildkommission Nachfolgebauten vorgestellt und diskutiert.
Auch Landtagsabgeordnete und der Oberbürgermeister nahmen sich des Themas an
Die Betroffen wandten sich unter anderem an diese Redaktion, die mehrfach berichtete. Landtagsabgeordnete nahmen sich des Themas an und Oberbürgermeister Christian Schuchardt wandte sich in einem Brief an die Immobilienverwaltung und das Bauministerium in München. Er zeige Verständnis für die Belange des Freistaates, sozialen Wohnraum zu schaffen, hieß es in den Briefen. Allerdings glaube er nicht, dass die Grundstücke am Oberen Burgweg aus städtebaulicher Sicht einen Beitrag dazu darstellen könnten, argumentierte der OB unter anderem. Auch betonte er die soziale Verantwortung, die der Freistaat auch gegenüber den Bewohnern des Burgwegs habe.
Nun erhielten die Betroffenen erneut Post aus München
Nun erhielten die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner erneut Post aus München. In einer E-Mail des Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr an ihre Sprecherin Sabine Pichler hieß es unter anderem: "Nicht zuletzt aufgrund der kritischen Haltung der Stadt Würzburg zu weiteren Entwicklungspotentialen in diesem Gebiet werden wir derzeit von einer weiteren Überprüfung der Liegenschaften absehen. Die Immobilien Freistaat Bayern wird in Kürze auf die betroffenen Erbbauberechtigten zukommen, um die weitere Vorgehensweise zum Ablauf des Erbbaurechtsvertrags abzustimmen."
Was das genau heißt, weiß Ralf Schaub, einer der Betroffenen. Er habe nämlich am Mittwochabend von Ingrid Hartmann, Leiterin der Würzburger Niederlassung der Immobilien Bayern einen Anruf erhalten, berichtet er am Telefon. "Sie bestätigte, dass dieses Prüfverfahren beendet worden sei und sagte mir, dass wir bis Ende Mai Angebote für entweder einen Kauf oder die Fortführung des Erbbaurechts zu neuen Konditionen erhalten würden", weiß Schaub. "Ich habe geantwortet, dass dies ja sehr erfreulich sei." Auch Sabine Pichler freut sich: "Ich bin froh, dass die Leute am Burgweg jetzt schon etwas beruhigter sein können", sagt sie.
Selbst für die Grundstücke mit der Nummer 16 und 18 ist eine Lösung in Sicht
Und auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt zeigte sich auf Anfrage an diesem Donnerstag erfreut: "Dies ist eine gute Nachricht für die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner des Oberen Burgwegs. Die Kündigung des Erbbaurechts hätte eine Existenzbedrohung dargestellt und ich freue mich, dass das Staatsministerium für Wohnen und die Immobilien Freistaat Bayern so rasch nach meinem Schreiben von Mitte Februar eine wohlwollende, sensible Überprüfung vollzogen und mit Augenmaß für die betroffenen Würzburgerinnen und Würzburger entschieden haben", so der OB.
Selbst für die Grundstücke mit der Nummer 16 und 18 ist eine Lösung in Sicht. Dafür werde eine Bauvoranfrage für moderaten sozialen Geschosswohnungsbau bei der Stadt eingereicht, schreibt Dieter Knauer, Geschäftsführer der Immobilien Bayern aus München auf Anfrage. Die auf dem Oberen Burgweg 16 befindliche Doppelhaushälfte bleibe aber bestehen und könne deshalb von den Erbbauberechtigten weiter bewohnt werden. Man stehe bereits in Kontakt, mit dem Ziel, eine für die Erbbauberechtigten akzeptable Lösung zu finden, so Knauer.
Auch er bestätigt noch einmal, "dass der Freistaat Bayern den übrigen Erbbauberechtigten am Oberen Burgweg ein Angebot unterbreiten wird, nach dem sie die jeweiligen Grundstücke zum gutachterlich festgestellten Verkehrswert erwerben können. Alternativ wird die Neubestellung eines Erbbaurechts zu aktuellen Konditionen offeriert."
unbegreiflich, dass die zweite Generation der Erbpachtnehmer nicht versucht hat sich die Grundstücke zu sichern. Wenn das Haus abbezahlt ist ist es doch nicht so schwierig sich auch das Grundstück über Bankdarlehen/Hypotheken zu finanzieren.
Und dann wäre man abgesichert und würde von der Wertsteigerung der Immobilie voll profitieren.
Kurzsichtigkeit wird in diesem Fall jetzt hoffentlich mit höheren Erbpachtzinsen bestraft. Warum soll der Freistaat denn jetzt nicht die Wertsteigerung nutzen?
Nicht verwechseln mit der heute nicht mehr zulässigen Erbpacht in der Landwirtschaft.
Nehmen wir mal an, die Grundstücke wären kein Erbbau und einer der Besitzer hätte geplant, sein Häuschens abzureißen und so ein MFH zu bauen. Ich möchte nicht wissen, welches große Gegengeschrei dann eingesetzt hätte.
Aus Rücksicht auf die Wünsche der Erbbaunehmer, habt ihr es geschafft, die Schaffung einer Vielzahl von Wohnungen an dieser Stelle aktiv zu verhindern! Und dass schichtest den Bedarf an Wohnung als „Belange des freistaats Bayern“ bezeichnet ist schon sehr absurd.
Was ist denn der Sinn der erbbaurechts, wenn dies nicht an den freistaats zurückfallen kann, wenn die Bewohner nicht ausziehen möchten.
Sorry, aber hier werden private Interessen, jahrzehntelanges verbilligtes wohnen auf Kosten der Allgemeinheit für wichtiger erachtet als dringend nötigen Wohnbau ausgespielt. Wie kann das sein?
Und die Mainpost spielt fleißig mit!
Es war klar, daß die Verträge bald ablaufen. Aber die Pächter haben sich nicht nach neuen Wohnungen umgesehen, weil ihnen mitgeteilt wurde, sie könnten (erst kurz vor Ablauf) verlängern. Da jetzt einen Rückzieher zu machen, wäre nicht fair.
Wenn die Berichte stimmen.
Die Wohnungsnot, oder besser gesagt der Mangel an bezahlbaren Wohnungen für die, die nicht zu den Besserverdienern gehören, aber mit ihrer Arbeit viel zum Funktionieren dieses Landes beitragen, hat wohl eher wenig mit der nicht realisierten Neubebauung des Burgweges zu tun.
Schon eher mit der Gier der Immobilienhaie und mit der Ignoranz der Regierenden, die das Tafelsilber Sozialer Wohnungsbau an Investoren verscherbelt haben sowie mit dem eklatant gestiegenen Quadratmeteranspruch der Singles: dort, wo noch vor 40 Jahren eine Familie mit vier bis sechs Personen gewohnt haben ist oft nur noch ein einzelner Mieter zu finden.
Noch dazu kommt das neueste Modell zum asozialen Geldverdienen: Wohnungen, die ausschliesslich zum Zweck des air b&b erworben wurden - ob da immer das korrekte Steueraufkommen durch die Vermietung entrichtet wird ist zudem fraglich.
Hier haben private eigeninteressen gegen die stadtgesellschaft als Ganzes gesiegt. So bitter! Und unser OB spricht auch noch von „Existenzbedrohung“. Ich fasse es nicht, ganz ehrlich.
Aber dann habe ich gelesen, daß die Pächter sich ein paar Jahre vor Vertragsende beim Verpächter nachgefragt haben. Und daß ihnen geantwortet wurde, sie könnten verlängern, aber erst kurz vor Ablauf. Das war noch zu Zeiten, wo man vermutlich eher eine neue Wohnung gefunden hätte, als heute.
Wenn das so stimmt, fände ich es frech und möglicherweise auch illegal (hängt sicher von den Einzelheiten und der Beweisbarkeit ab), jetzt plötzlich anders zu entscheiden. Denn jetzt auf die Schnelle neue Wohnungen zu finden, dürfte sehr schwer werden.
als ich kürzlich von Gegenüber auf die kleinen Häuser sah, hoffte ich auch für das Stadtbild inständig, sie können so wie sie sind dort bleiben. Auch Wü hat gewonnen mit dieser Entscheidung. Ihre Missgunst ist unangebracht. Sozialer Wohnungsbau MFH Bau ist dort wirklich fehl am Platz.