Es war ein Fünkchen Hoffnung für die sieben Familien am Oberen Burgweg in Würzburg. Sie hofften auf die Aufnahme der Häuser, die ihre Vorfahren vor rund 100 Jahren in Eigenarbeit als sogenannte Lehrkolonie Marienberg gebaut hatten, als Ensemble in die bayerische Denkmalliste und hatten eine Prüfung beantragt. Wie berichtet, soll das Erbbaurecht dort trotz vorheriger Ankündigung nun im September 2023 von Seiten des Freistaates vermutlich doch nicht verlängert werden. 2018 hatte ihnen der Freistaat eine Verlängerung um noch einmal 60 Jahre in Aussicht gestellt, deshalb hatten sie teilweise massiv in ihre Eigenheime investiert.
Wie berichtet, prüft der Freistaat derzeit auf allen seinen Grundstücken, für die in naher Zukunft das Erbbaurecht ausläuft, ob der "Staatsbedarf Wohnungsbau" dort gedeckt werden kann. Dieses hatte er den Betroffenen nun Mitte Januar mitgeteilt. Betroffen sind am Oberen Burgweg sieben Familien. Für das größte Grundstück auf den Parzellen Oberer Burgweg 16 und 18 war im Auftrag der Immobilienverwaltung Bayern von einem Würzburger Architekturbüro bereits eine städtebauliche Untersuchung vorgenommen worden, die in der jüngsten Sitzung der Stadtbildkommission vorgestellt worden war.
In der Sitzung hatte Stadtbaurat Benjamin Schneider mitgeteilt, dass das Landesamt für Denkmalpflege derzeit prüfe, ob die Lehrkolonie in die Denkmalliste aufgenommen werde. Für einen Erhalt hatten sich in der Sitzung außer Stadtheimatpfleger Hans Steidle auch die Kommissions- und Ratsmitglieder Wolfgang Roth (CSU), Karin Miethaner-Vent (Grüne) und Willi Dürrnagel (Würzburger Liste) ausgesprochen. Dürrnagel hatte die Stadt als Untere Denkmalschutzbehörde dazu aufgefordert, die Siedlung als Gesamtensemble sofort unter Denkmalschutz zu stellen, ohne auf eine Entscheidung des Landesamts zu warten.
Das Ergebnis der Denkmalschutz-Prüfung lag bei der Stadt bereits vor
Allerdings lag das Ergebnis der Prüfung bei der Stadt Würzburg bereits seit Ende November 2020 vor, schreibt Christian Dümler von der Bamberger Dienststelle des Landesamtes für Denkmalpflege, in einer Mail vom Montag an Sabine Pichler, Sprecherin der betroffenen Familien am Oberen Burgweg. Er bedauert, dass diese nicht an Pichler weitergeleitet worden sei. Pichler hatte den Antrag auf Ensembleschutz nämlich bereits im Oktober 2020 gestellt, noch bevor eines der Häuser an der Straße abgerissen worden sei, wie sie am Telefon sagt. Nachdem sie bislang keine Antwort erhalten hatte, hatte sie vor der Sitzung der Stadtbildkommission noch einmal beim Landesamt nachgefragt.
Und deswegen wurmt es sie, dass der Mann vom Denkmalamt in seiner Mail unter anderem schreibt, teilweise erhebliche bauliche Eingriffe und Veränderungen hätten sämtliche noch vorhandenen Objekte in ihrem äußeren Erscheinungsbild stark verändert. Das Straßen- und Platzbild sei damit nachhaltig überprägt, so das Gutachten aus dem Bamberger Amt.
Auch die der Mail beigefügten Fotos hält Sabine Pichler nicht für aussagekräftig
Materiell-substanziell wie auch im Erscheinungsbild sei es nicht (mehr) ausreichend überliefert, um einen "Ensembleverdacht" nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz hinreichend begründen zu können, führt der Fachmann weiter aus. Auch das versteht Pichler nicht. Es sei nie ein Mitarbeiter des Denkmalamtes bei einem der Betroffen gewesen. "Wie will er da die Substanz beurteilen", fragt sie. Auch die der Mail beigefügten Fotos - tagesaktuell, wie Dümler schreibt - hält sie nicht für aussagekräftig.
Doch das Urteil des Denkmalschützers steht fest: Eine besondere Bedeutung im Sinne dieses Gesetzes, also eine geschichtliche, künstlerische, städtebauliche, wissenschaftliche oder volkskundliche Bedeutung sei nicht erkennbar. Eine Denkmaleigenschaft als Ensemble bestehe daher nicht, stellt er fest.
Nun wollen die Familien vom Oberen Burgweg sich nach München wenden, kündigt Pichler an. Die Fraktionssprecher im Landtag, Ministerpräsident Markus Söder und auch Kerstin Schreyer, Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, sollen bald Post aus Würzburg bekommen, sagt sie.
Bei den Umbauten wurde offenbar nicht auf Denkmalschutz geachtet. Dass jetzt Laien darüber fabulieren, was substanziell im Ensembleschutz bedeutet ist ja irgendwie schon mal interessant, aber ist das wirklich einen Artikel wert?
Und wer die letzten Jahre tatsächlich stark investiert hat: der Hauspreis wird durch den Freistaat ersetzt. Da geht also nichts verloren.
Allerdings frage ich mich welcher Bewohner wirklich nach 99 Jahren ausziehen muss?!
Flächen für neue Wohngebiete gibt es -fast- keine, Nachverdichtung bringt Ärger mit Nachbarn und dauert ewig.
Zwangsläufig müssen Menschen aufs Land ziehen und werden zu unbeliebten Pendlern.
Empathie lose Menschen finden das noch korrekt und freuen sich. Nennt man Schadenfreude aber die soll ja bekanntlich die schönste Freude sein.