
Viel Bangen und Bibbern und vor allem viel harte Arbeit liegen hinter Csaba Béke. Doch am Samstagabend konnte der Geschäftsführer das neue Chambinzky Hafentheater unterhalb des Kulturspeichers nach mehreren Monaten Umbauphase eröffnen. Wie knapp die Eröffnung bemessen war, erzählte er im Anschluss an das Stück "Kalter Weisser Mann", das dort Premiere feiern durfte. Bis vier Uhr morgens am Eröffnungstag sei er in den Räumen gewesen und habe die letzten Arbeiten erledigt. "Aber jetzt fällt mir ein großer Stein vom Herzen."
Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus dem Stadtrat, Sponsoren und Theaterfreunde waren erschienen, darunter auch der neue Kulturreferent Benedikt Stegmayer und sein Vorgänger Achim Könneke. Oberbürgermeister Christian Schuchardt begrüßte sie alle in seiner Eröffnungsrede und blickte zurück: "Da hat sich das Kulturamt sehr ins Zeug gelegt und viel argumentiert. Es war nicht einfach, den Stadtrat zu überzeugen, wir erinnern uns daran", sagte Schuchardt.
Ein Rückblick: Monatelang bewegten zwei Themen die Kulturszene und Kulturfreunde in Würzburg – das Ende der Kabarettbühne Bockshorn im Kulturspeicher und die Kündigung des Theater Chambinzky in der Valentin-Becker-Straße. Vor allem die Frage, wie die Räume des Bockshorns weiter genutzt werden könnten, hatte große mediale Aufmerksamkeit erhalten. Im März dieses Jahres beschloss der Stadtrat dann offiziell, die Räume künftig an das Chambinzky zu vermieten.
199 Sitzplätze und eine eigene kleine Bar im neuen Chambinzky in Würzburg
Nun ist in den Räumen unterhalb des Kulturspeichers ein fest bestuhltes Theater mit 199 Plätzen und einer kleinen Bar, der Speicherbar, entstanden. Vom alten Bockshorn ist kaum mehr etwas wiederzuerkennen: Die Nebenbühne und Künstlergarderobe wurden erweitert, sodass jetzt Platz für das gesamte Chambinzky-Ensemble besteht. Ein neues Zuschauerpodest sorgt dafür, dass auch in den hinteren Reihen eine gute Sicht auf die Bühne gegeben ist. Die neue Zuschauerbeleuchtung und die mit Tüchern abgehängte Decke verleihen dem Raum zudem eine gemütliche Atmosphäre.

An der ein oder anderen Ecke fehlt noch der Feinschliff, so war beispielsweise keine Zeit mehr, die Nummerierungen der Zuschauersitze anzubringen, was für einige verwirrte Blicke sorgte. "Ich würde mich nicht wundern, wenn sich jetzt noch der letzte Handwerker aus dem Haus schleichen würde", sagte Schuchardt mit einem Schmunzeln. Doch er zeigte sich begeistert: "Ich kann Ihnen sagen, es ist gelungen. Unseren aufrichten Respekt und Glückwunsch. Sie haben fast ein kleines Stadttheater geschaffen."
Umbau der Spielstätte kostete 250.000 Euro: Einsparung durch Wiederverwertung alter Sitze
250.000 Euro hat der Umbau insgesamt gekostet. Sparen konnte das Chambinzky aufgrund von Upcycling: Statt für eine neue Bestuhlung der 199 Plätze mindestens 100.000 Euro auszugeben, sah sich Béke nach Alternativen um und hat diese beim Kulturamt in Landshut gefunden. Das Stadttheater dort muss seit zehn Jahren in einem Zelt spielen, da die Anforderungen für das denkmalgeschützte Gebäude nicht mehr erfüllt sind. Die Bestuhlung stand daher ungenutzt. Von einem Würzburger Unternehmen wurde sie anschließend neu bezogen.

"Es ist vollbracht", freute sich Béke sichtlich erleichtert. "Dass Sie hier gerade überhaupt auf etwas sitzen können, grenzt an ein kleines Wunder. Vor ein paar Stunden nämlich haben wir uns noch überlegt, ob wir Ihnen Garnelenspieße auf kleinen Inbusschlüsseln servieren müssen, damit Sie notfalls Ihre Sessel nachziehen können." Mit viel Lob bedankte er sich vor allem bei den vielen Helferinnen und Helfern, die unzählige haupt- und ehrenamtliche Stunden dabei aufgewendet haben, das Eröffnungsdatum einhalten zu können.
Neue Spielstätte für Fans des politischen Kabaretts in Würzburg
"Nie zuvor dagewesene Spannungen und herausfordernde Krisen" habe das Chambinzky bewältigen müssen, sagte Béke weiter. "Ab Eingang der Kündigung unserer Räumlichkeiten und der Verleumdungswelle während des Vergabeverfahrens für diese Räumlichkeiten hier haben wir uns nach außen nicht aus der Ruhe bringen lassen und alles dafür getan, dem gesamten Druck würde- und respektvoll entgegenzutreten und zu trotzen."
Mit der Verleumdungswelle spielt Béke auf Aussagen des ehemaligen Betreiber-Ehepaars des Bockshorns an, das dem damaligen Kulturreferenten Könneke unter anderem "Lügen" und ein "abgekartetes Spiel" beim Vergabeverfahren vorgeworfen hatte.
"Nun liegt es an uns, unser Versprechen an die Fans des politischen Kabaretts an Ort und Stelle zu halten und mit diesem, aber auch mit ähnlichen Programm die städtische Kulturlandschaft weiterhin zu bereichern und unser Konzept entsprechend anzupassen und andernorts zu ergänzen", so der Intendant.