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Ochsenfurt
Danone-Werk in Ochsenfurt vor Schließung: Was sagen die Milchbauern und wo kommt in Zukunft Danone-Joghurt her?
Erst Millionen-Investitionen, dann das Aus: Während die Börse die Entscheidung des Danone-Konzerns feiert, herrscht im Landkreis Würzburg Unverständnis. Die Hintergründe.
Das Logo von Danone auf dem Milchwerk in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg). Der Nahrungsmittelhersteller aus Frankreich hat die Schließung des Betriebs angekündigt. 
Foto: Heiko Becker, dpa | Das Logo von Danone auf dem Milchwerk in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg). Der Nahrungsmittelhersteller aus Frankreich hat die Schließung des Betriebs angekündigt. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 10.04.2025 02:39 Uhr

Überraschend hat der französische Lebensmittelkonzern Danone in dieser Woche die Schließung seines Joghurt- und Dessertwerks in Ochsenfurt im Herbst 2026 angekündigt. 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind davon direkt betroffen. Das Aus des Betriebs im Landkreis Würzburg hat aber auch Konsequenzen für die Milcherzeuger und für die Verbraucherinnen und Verbraucher, zumal Ochsenfurt der letzte Molkereistandort von Danone in Deutschland ist. Worum geht es? Antworten auf die zentralen Fragen.

Wie begründet Danone die Werksschließung genau?

In seiner Mitteilung begründete der Danone-Konzern den Schritt mit einer zu geringen Auslastung aufgrund eines veränderten Verbraucherverhaltens und zu hohen Produktionskosten. Auf Nachfrage präzisiert Konzernsprecher Stefan Stohl: Seit 2019 habe sich die Auslastung des Werks in Ochsenfurt halbiert. Die Produktionskosten lägen 50 Prozent über dem Durchschnitt aller europäischen Danone-Standorte, so Stohl: "Das liegt nicht nur an den hohen Energie- und Lohnkosten, sondern auch an der geringen Auslastung, weil dadurch die anteiligen Fixkosten steigen."

Die größten Probleme bereitete offenbar das Pudding-Dessert Dany, zu dessen Markteinführung das Werk Ochsenfurt im Jahr 1972 errichtet worden war.

Wo kommt die Milch für Danone her?

2018 hatte Danone den Liefervertrag mit der Milchverwertungsgenossenschaft Ochsenfurt gekündigt. Seitdem bezieht das Werk die Milch ausschließlich von der Milchzentrale Nordbaden (MZN), deren Einzugsbereich vom Main-Tauber-Kreis bis in den Raum Mannheim reicht. Laut MZN-Geschäftsführer Bernhard Roth, selbst Milchviehhalten aus Sinsheim, beträgt die jährliche Liefermenge aus insgesamt 70 Milchviehbetrieben rund 56.000 Tonnen.

Wie reagieren die betroffenen Milchbauern auf die Ankündigung der Schließung?

Er habe am Mittwoch zeitgleich mit den Beschäftigten von der geplanten Schließung erfahren, sagt Milchzentrale-Chef Bernhard Roth. "Wir verstehen das nicht, zumal Danone vor wenigen Jahren erst einen zweistelligen Millionenbetrag in das Werk investiert hat. Wir haben Danone immer als fairen und zuverlässigen Partner geschätzt", erklärt Roth.

Danone stecke nicht in einem Liquiditätsengpass steckt, betont der Milchviehhalter: "Die Verträge gelten, die Milchgeldzahlungen laufen weiter bis Ende 2026, kein Landwirt muss sich Sorgen machen." Auch für die Zeit nach der Werkschließung zeigt sich Roth zuversichtlich. Weil immer mehr Landwirte Viehhaltung aufgeben, sei Milch ein gefragtes Produkt.

Was hat es mit den Investitionen ins Werk Ochsenfurt auf sich?

Erst 2021 hat Danone rund 10 Millionen Euro in eine neue Produktionslinie investiert, die Joghurt wie Puddingdesserts in verschiedenen Becherformaten abfüllen kann. "Mit dieser Investition wird Ochsenfurt das erste flexible Innovationswerk von Danone in Europa", sagte der Technische Direktor von Danone Deutschland, Nadir Hamidou, damals.

Mit einem weiteren Investitionspaket sollte die Herstellung veganer Produkte beginnen. Diese Pläne wurden nicht verwirklicht. "Wir haben ein veganes Dessert auf den Markt gebracht, das damals nicht in Deutschland produziert wurde", sagt Konzernsprecher Stohl heute. "Wenn dieses Produkt erfolgreich gewesen wäre, hätten wir es in Ochsenfurt produziert. Leider wurde es vom Verbraucher nicht angenommen."

Nach Milliarden-Investitionen soll hier jetzt bald Schluss sein: das Danone-Werk im Ochsenfurter Gemeindeteil Goßmannsdorf am Main. 
Foto: Gerhard Meißner | Nach Milliarden-Investitionen soll hier jetzt bald Schluss sein: das Danone-Werk im Ochsenfurter Gemeindeteil Goßmannsdorf am Main. 

Was geschieht nun mit dem Werk am Main?

"Wir prüfen alle Optionen", sagt Sprecher Stefan Stohl. Dazu gehöre auch ein möglicher Verkauf des Werks im Ochsenfurter Gemeindeteil Goßmannsdorf. Allerdings seien die Produktionsanlagen dort auf ein sehr schmales Produktportfolio zugeschnitten. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dafür einen Käufer finden, ist gering."

Wie geht es für die rund 230 Beschäftigten weiter?

Danone hat Unterstützung bei der Jobsuche, eine Vorruhestandsregelung und die Gründung einer Transfergesellschaft angekündigt. Das Angebot eines Arbeitsplatzes am Werk Fulda, dem künftig  einzigen Produktstandort in Deutschland, dürfte für die wenigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infrage kommen. Dort werden keine Molkereiprodukte, sondern vorwiegend Babynahrungsmittel hergestellt.

"Die beste Lösung wäre, den Standort zu erhalten. Wenn es sein muss, mit einem neuen Arbeitgeber", sagt der Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Ibo Ocak.

Wo kommt künftig der Danone-Joghurt für den deutschen Markt her?

Neben Dany hatte die Joghurt-Marke Activia den Hauptanteil an der Produktion in Ochsenfurt. "Es gibt noch keinen Plan, was wohin geht", sagt Konzernsprecher Stefan Stohl. Dass Danone am Standort Fulda eine Molkerei baut, schließt er aus.

Die Produkte für den deutschen Markt werden also künftig im europäischen Ausland produziert. Das könnte in Tschechien sein, wo der Lebensmittelkonzern bereits neben Dany und Activia auch vegane Milchersatzprodukte herstellen lässt. 

Wie steht der Danone-Konzern wirtschaftlich da?

Nach einem Bericht der Lebensmittelzeitung hat Danone den Konzerngewinn im Geschäftsjahr 2024 mehr als verdoppelt - auf rund zwei Milliarden Euro. Die Danone-Aktie legte seit Bekanntwerden der Schließungspläne am Mittwoch um sechs Prozent auf rund 75 Euro zu. 

 
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  • Georg Ries
    Frankenland Joghurt wäre evtl. eine Alternative?
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  • Peter Koch
    Frankenland gehört indirekt der Lactalis S.A. zu der widerum die Lactalis Deutschland gehört und der gehört Frankenland.

    https://www.lactalis.de/ueber-uns/historie
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  • Christoph Hofmann
    Erstmal tut es mir leid dass unverschuldet Mitarbeiter ihren Job verlieren. Das ist immer scheiße. Auch für die Mitarbeiter anliegender Unternehmen, die eng mit Danone in Ochsenfurt verbunden waren.
    Mal abgesehen davon kam die Milch nicht mehr aus der "Region" , die Produkte blieben "nicht" in der Region. Das einzige was regional war , waren die Grundwasserentnahmen, die auch durch die ( von sich selber so gelobten) Arbeit der Main Post & des BR nicht veröffentlicht worden sind, wo ansonsten andere an dieser Stelle , auch durch Kommentare und teilweise durch grausamen einseitigen Berichte einer Manuela Göbel ( besonders die Landwirtschaft) nicht sonderlich ausgeglichen einen auf den Deckel bekommen haben.
    Besonders blieb mir ein Kommentar in Erinnerung der ja erwähnen musste , dass Teile der Produktion von Gemüse in der Bergtheimer Mulde nicht in der "Region" bliebe .
    Da fiel niemand Danone ein. Vielleicht verrät ja Danone am Ende mal wieviel Grundwasser die gebraucht haben.
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  • Stefan Wolz
    Ja, die Verbraucher sollten hier einfach bewusst Daone Joghurt nicht kaufen. Germany Products first
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  • Karl-Heinz Schmid
    Dann kauft halt "Müller" Produkte? Schon mal den reichsten Müller Europas recherchiert ???
    Der hat nicht nur 3 Ecken - sondern eine "dunkle" 4te !!!
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  • Peter Koch
    Berchtesgadener Land ist eine Genossenschaft und wenn man deren Produkte kauft verdient der Bauer mehr als wenn noch ein Konzern in der Handelskette steckt.
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  • Hiltrud Erhard
    Kauft einfach mal keinen Danone Joghurt!
    Das ist ein Witz!
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  • Anton Müller
    Das machen bereits viele Menschen. Sonst wäre doch die Auslastung nicht so gering...
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  • Peter Koch
    Wie ich gestern schon schrieb hat Danone die Aktivitäten für D, A und CH in der Danone Deutschland GmbH zusammengelegt. Die macht keinen Gewinn sondern Verlust. Das könnte sich die Mutterfirma Danone S. A. natürlich leisten falls die Aktionäre Gutmenschen sein sollten. Das sind sie aber anscheinend nicht.
    Und bei € 43 Millionen Verlust in 2023 ist es auch egal wenn eine Investition von € 10 Millionen den Bach runter geht.

    https://www.northdata.de/Danone%20Deutschland%20GmbH,%20Frankfurt%20a%C2%B7%20Main/Amtsgericht%20Frankfurt%20am%20Main%20HRB%20112989
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  • Ralf Eberhardt
    Weder Danone noch die Aktionäre sind Gutmenschen. Deshalb bleibe ich bei der Feststellung, dass es hier um Rendite-ist-Geil-Mentalität geht. Und da haben Menschen = Arbeitnehmer eben keinen Platz! Das mag man Marktwirtschaft nennen, aber das Übel in dieser Entwicklung wird nicht freundlicher dadurch.
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  • Peter Koch
    Und dazu kommen Produkte die ich nicht mag obwohl ich Joghurt gerne esse. Aber halt Joghurt ohne Bakterien die in großer Zahl lebend meinen Darm erreichen. Damit wirbt Danone für Activa, es wäre ein Vorteil gegenüber normalem Joghurt. Ich hab aber schon meine Lieblingsbakterien im Darm und extra zugesetztes Calcium brauch ich auch nicht.
    Ich bekenne mich hiermit schuldig am Ende für das Danone Werk Goßmannsdorf.
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  • Paul Schüpfer
    Das hat mit Gutmenschentum zum Glück nichts zu tun, aber auch nicht mit Rendite-ist-Geil-Mentalität. In der Marktwirtschaft (übrigens auch in der Landwirtschaft) gibt es nun mal ein auf und ab. Es ist natürlich nicht gut, wenn Menschen darunter leiden, aber nichts ist für die Ewigkeit. Ich bin mir sicher es gab, außer vielleicht bei Beamten, nie Jobs, die 100%ig sicher waren.
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