Über 20 Millionen Euro investiert Danone in mehreren Schritten in sein Werk in Ochsenfurt. Die Molkerei im Stadtteil Goßmannsdorf erhält dadurch die konzernweit erste flexible Produktionslinie für Joghurt und Milchdessert und bereitet sich gleichzeitig auf die Herstellung pflanzenbasierter Produkte vor. Der Technische Direktor von Danone Deutschland, Nadir Hamidou, nennt die Investition einen Meilenstein für das Ochsenfurter Werk und die strategische Ausrichtung des gesamten Danone-Konzern.
Noch sind die Monteure mit der Installation und den ersten Probeläufen der flexiblen Linie beschäftigt. Äußerlich unterscheidet sie sich kaum von den bestehenden, in denen entweder Joghurt oder Dessert produziert und abgefüllt wird. Die neue Produktionslinie kann beides – Joghurt und Dessert – dazu noch Produkte auf pflanzlicher Basis. Außerdem ist sie auf unterschiedliche Verpackungsformate und Materialien ausgerichtet und soll in einer weiteren Stufe die Gebinde direkt bedrucken können. "Mit dieser Investition wird Ochsenfurt das erste flexible Innovationswerk von Danone in Europa", schwärmt Hamidou, der früher selbst Werkleiter in Goßmannsdorf war.
Etwa 90 Millionen Liter Milch verarbeitet das Goßmannsdorfer Werk pro Jahr. Activia-Joghurt und das Dessert Dany Sahne sind die bekanntesten Produkte, die daraus entstehen und mit denen nicht nur der deutsche, sondern auch der europäische Markt beliefert wird. Milchprodukte lägen im Trend, sagt Nadir Hamidou. Das sei vor der Pandemie schon bemerkbar gewesen und habe sich im vergangenen Jahr noch verstärkt. "Es gibt einen Corona-Effekt, einmal dadurch, dass die Leute mehr daheim sind und deshalb öfter mal ein Joghurt essen, und weil es gesunde Produkte sind."
Doch der Markt verlange auch nach immer schnelleren Innovationen, neuen Produkten, neuen Geschmacksrichtungen. "Wir waren ein paar Jahre lang nicht mehr so innovativ, und das haben wir auch gespürt", sagt Hamidou. Bislang seien solche Neuentwicklungen nämlich stets mit hohen Kosten für Rüstzeiten und Rohstoffverluste verbunden gewesen. "Die neue Linie ist so konzipiert, dass sie sowohl große wie auch kleine Mengen, aber auch kundenspezifische Entwicklungen fahren kann", sagt der Technische Direktor. "Damit können wir schneller auf Wünsche reagieren und Chancen im Markt austesten, auch in kleinen Mengen."
Ochsenfurt positioniere sich damit als eines der Danone-Werke, das für europaweite Innovationen der nächsten Jahre eine starke Rolle spielen soll. Diese Rolle hatte das Werk schon mal: Bis vor wenigen Jahren war hier das zentrale Technikum für die Erprobung neuer Verfahren untergebracht. Solche Versuchsanlagen aber hätten ausgedient: "Heute entwickeln sich neue Technologien so schnell, dass sie frühzeitig in der echten Produktion getestet werden müssen", sagt Nadir Hamidou.
Auf einen knapp zweistelligen Millionenbetrag beziffert Danone die Kosten der neuen Fertigungslinie. Im August soll die Montage abgeschlossen sein. Im September beginnt der Regelbetrieb. Dann sollen auch zwei neue Produkte an den Start gehen, ein Milchjoghurt mit Cerealien und Nüssen sowie ein Dessert mit erhöhtem Eiweißgehalt. Die Revolution im Produkt-Portfolio ist allerdings erst für 2023 geplant. Dann sollen in Goßmannsdorf auch vegane Joghurts und Desserts auf Soja-Basis hergestellt werden.
"Wir sehen einen ganz klaren Trend zu einer flexitarischen Ernährungsweise", sagt Danone-Sprecherin Susanne Knittel. 85 Prozent der Verbraucher, die weitgehend auf tierische Nahrungsmittel verzichten, würden weiterhin Kuhmilch konsumieren. Auch für Danone in Goßmannsdorf soll es kein Entweder-Oder geben, betont Nadir Hamidou. Die Milchverarbeitung soll durch die neue Produktsparte nicht eingeschränkt werden. "Wir gehen nicht davon aus, dass Milchprodukte verdrängt werden, im Gegenteil, wir rechnen damit, dass die Nachfrage nach pflanzlichen Produkten die Milchprodukte sogar mitzieht."
Zuvor muss Danone allerdings nach Hamidous Angaben einen weiteren knapp zweistelligen Millionenbetrag investieren. Es geht unter anderem um Anlagen zur Fermentation des sojabasierten Joghurts. Dies geschehe zwar wie beim Milchjoghurt mittels Kulturen, das Verfahren unterscheide sich aber. Vor allem aber seien pflanzliche Rohstoffe viel empfindlicher als Milch, müssten viel schonender behandelt werden, um keine ungewollten Geschmacksnoten auszubilden. "Fermentation ist Teil unserer DNA, da besitzen wir sehr viel Knowhow", sagt Hamidou.
Rund 230 Mitarbeiter beschäftigt das Werk gegenwärtig. Es könnten bereits mehr sein, so Hamidou. Zehn bis 15 Fachleute aus den Bereichen Labor, Produktion und Verpackung suche man gegenwärtig. Mit der neuen Produktsparte sollen weitere Arbeitsplätze hinzukommen. "Es entstehen aber nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Wissen", sagt der Technische Direktor. Und das sei wohl auch künftig einer der wichtigsten Standortvorteile für das Werk in Unterfranken.