Wer dieser Tage um einen verstorbenen Angehörigen trauert, der muss dies auf einer Beisetzung tun, die wegen des Coronavirus speziellen Regeln unterworfen ist. Bis Dienstag mussten die Bestatter in der Region vielfach Vorkehrungen nach eigenem Ermessen treffen, um bei Trauerfeiern eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Verbindliche Regeln gab es nicht.
Kein guter Zustand, fand Matthias Liebler, der nicht nur in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) einen Bestatterbetrieb führt, sondern auch Landesinnungsmeister und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Bestatterverbandes ist: "Wir sind schließlich keine Medizinier." Bereits Anfang der Woche hatten die großen christlichen Kirchen beschlossen, keine Trauer-Gottesdienste mehr abzuhalten.
Trauerfeierlichkeiten nur noch im kleinen Kreis
Liebler war froh, dass am Mittwoch erste Behörden Regelungen erließen, die den Ablauf von Bestattungen festlegen, in seinem Fall das Landratsamt Main-Spessart. Laut einem Schreiben sollen die Feierlichkeiten im kleinen Kreis stattfinden und sich auf engste Angehörige beschränken.
Ferner sei auf körperliche Gesten der Anteilnahme (Umarmungen, Küsse, Händeschütteln) ebenso zu verzichten wie auf das Werfen von Erde ins Grab und die Verwendung von Weihwasser. Auch offene Aufbarungen soll es dieser Tage nicht geben. Und natürlich sei auf ausreichenden Abstand zwischen den Anwesenden zu achten, empfohlen wird eine Distanz von 1,50 Meter.
Die Friedhofsverwaltung soll ferner Teilnehmerlisten auslegen, in denen Mitarbeiter die Kontaktdaten der Anwesenden eintragen. Dies dient einer schnelleren Identifikation der Teilnehmer, sollte einer zu einem späteren Zeitpunkt positiv auf Corona getestet werden.
Coronavirus hat Einfluss auf die Arbeit von Bestattern
Das Coronavirus tangiert die Arbeit von Bestattungsunternehmen in vielen Bereichen. Kondolenzlisten lege man nicht mehr aus, und Trauergespräche fänden nur noch über das Telefon statt, erklärt Andreas Schwarz, Mitarbeiter von Bestattungen Otto Volk in Kitzingen."Die Leute sind bisher alle sehr offen gewesen und verstehen die Situation." Auf Anweisung der Stadt Kitzingen seien nur noch maximal 20 Personen in Trauerhallen erlaubt, so Schwarz.
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Wie die Sprecherin der Stadt, Claudia Biebl, bestätigt, werde das sogar vom Friedhofspersonal kontrolliert. Die Trauergäste müssen zwei Meter weit voneinander entfernt sitzen. Wenn mehr Leute kämen, müssten diejenigen draußen warten, die nicht zum engsten Familienkreis gehören, sagt Schwarz. Manche Friedhöfe hätten Trauerhallen mit Außenlautsprechern. Über diese könnten Angehörige das Geschehen im Inneren verfolgen. "Bis jetzt hatten wir diesen Fall noch nicht."
Würzburg hat Trauerhallen geschlossen
Ähnliche Regelungen gelten für Schweinfurt. Dort dürfen die Gäste in Trauerhallen nur jeden dritten Platz und jede zweite Sitzreihe belegen. Bei schönem Wetter sollen Trauerfeiern am Grab stattfinden. Und auch in Schweinfurt gilt: Es sollen nur enge Familienangehörige zu Beerdigungen kommen. "Wenn mehr Leute auftauchen, muss man denen im Zweifelsfall leider sagen, dass sie nicht reindürfen", sagt Kristina Dietz, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt.
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In Würzburg bleiben Trauerhallen wegen der hohen Ansteckungsgefahr derzeit sogar geschlossen. Beisetzungen sollen nur noch mit den engsten Angehörigen, maximal 20 Personen, stattfinden. Auch auf Musik am Grab werde derzeit verzichtet, berichtet Geli Stegerwald, Geschäftsführerin von Welt Bestattung in Würzburg. "Es soll vermieden werden, dass die Leute zu lange am Grab zusammenstehen."
Beerdigung im Livestream
Um die Trauergäste vor einer Infektion zu bewahren, verteile sie Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Handschuhe, sagt Stegerwald. Außerdem biete sie Menschen, die bei einer Beisetzung nicht dabei sein können, die Möglichkeit, sich eine Live-Übertragung im Internet anzusehen.
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Gerade bei den Beerdigungen von älteren Menschen seien die Besucherzahlen selten sehr hoch, gibt Stegerwald zu bedenken. Eine große Gefahr bestünde ohne Sonderregelungen der Stadt allerdings bei den Beisetzungen von jungen Menschen, die in vielen Vereinen aktiv waren und viele Freunde hatten. "Da kommen teilweise mehrere Hundert Leute", sagt Stegerwald.