Im März war es das "neuartige" Coronavirus. Sechs Monate später haben Wissenschaftler und Mediziner einiges über Sars-CoV-2 gelernt. Einiges, aber längst nicht alles. Gerade wenn es um Spätfolgeneiner Corona-Erkrankung geht, gibt es nach wie vor viele Fragezeichen. "Wir kennen den Langzeitverlauf noch nicht", sagt die Infektiologin Dr. Susanne Wiebecke. Sie hat an der Würzburger Uniklinik bislang etwa 70 Covid-19-Kranke behandelt und berät Kollegen auf der Intensivstation bei der Betreuung schwerer Fälle. Ein Gespräch über Learning-by-doing in Kliniken, wochenlang kämpfende Patienten und die Frage, ob von einer Corona-Erkrankung immer etwas zurückbleibt.
Susanne Wiebecke: Wir mussten das Krankheitsbild Schritt für Schritt kennenlernen. Anfangs wussten wir zu wenig, als dass uns etwas überrascht hätte – höchstens vielleicht, wie schwer Patienten teilweise in sehr kurzer Zeit erkrankt sind. Wir hatten einige Betroffene, die schon nach wenigen Stunden Aufenthalt im Krankenhaus beatmungspflichtig wurden. Diese Dynamik des Krankheitsgeschehens bei Einzelnen hat uns in gewisser Weise überrascht. Die Gesetzmäßigkeiten dahinter kennen wir bis heute nicht.
Wiebecke: Zunächst mussten wir die klinische Klassifikation kennenlernen, also die Einschätzung, ob es ein milder oder kritischer Fall ist. Danach richtet sich die Behandlung. Wir sind bei Corona von einem ganz individuellen Ansatz ausgegangen und interdisziplinär wurden mit der Zeit Konzepte entwickelt: Wann beatmet man? Welche unterstützenden Maßnahmen gibt es oder nutzt man Therapien, die die überschießende Entzündungsaktivität unterdrücken? Gleichzeitig wurden in individuellen Heilversuchen antiviral wirksame Mittel eingesetzt. Hier hat sich in der Zwischenzeit einiges relativiert, so würden wir heute die ein oder andere Substanz nicht mehr einsetzen.
Wiebecke: Öffentliche Aufmerksamkeit erregt hat zum Beispiel Hydroxychloroquin. In Zellkulturmodellen hatte dieses Mittel die Vermehrung des Virus gehemmt. Hier gibt es jedoch zwischenzeitlich Studiendaten, die keine relevanten Auswirkungen auf den tatsächlichen Verlauf von Covid-19 zeigen. Bewährt hat sich hingegen der Einsatz von Dexamethason, einem Kortison-Präparat. In Studien konnte eine deutlich geringere Sterblichkeit bei beatmungspflichtigen Patienten belegt werden und es wird heute für die Behandlung von schwer Covid-19-Kranken empfohlen. Gleiches gilt für Remdesivir, auch das hat sich qualifiziert und wird von uns eingesetzt.
Wiebecke: Das war sehr unterschiedlich. Wir hatten Patienten, die nach wenigen Tagen wieder entlassen werden konnten. Auf der anderen Seite gab es auch ältere Menschen und Patienten mittleren Alters, die wir von den Intensivstationen nach einem schweren Krankheitsverlauf übernommen haben und die noch mehrere Wochen bei uns auf der Infektionsstation lagen.
Wiebecke: Grundsätzlich haben wir Corona-Patienten nach der Entlassung wieder ambulant einbestellt und nochmals eine Diagnostik durchgeführt, um eben den Verlauf besser beurteilen zu können. Für eine Bewertung ist es insgesamt noch etwas zu früh. Gezeigt hat sich aber bereits: Es gibt schwer betroffene Patienten, denen es nach der Erkrankung überraschend gut geht – aber auch Patienten mit milderen Verläufen, die lange nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch Beschwerden bemerken. Das ist aber nicht neu, wir kennen das von der Influenza oder vom Pfeifferschen Drüsenfieber. Auch bei diesen Erkrankungen fühlen sich Patienten zum Teil noch monatelang beeinträchtigt und klagen über unterschiedlichste Befindlichkeitsstörungen.
Wiebecke: Dazu gibt es noch keine strukturierten Informationen, wir dokumentieren bisher die Einzelfälle. Und hier wird eine Vielzahl von Befindlichkeitsstörungen genannt, angefangen von Müdigkeit über Antriebsschwäche und Leistungsdefizite bis zu anhaltenden Geschmacksstörungen.
Wiebecke: Eben das sehen wir nicht. Nicht jeder Patient mit relevanten Vorerkrankungen hat zwangsläufig einen lang andauernden Heilungsprozess. Wir haben auch jüngere Patienten, die noch unerwartet lange unter Beschwerden leiden – obwohl man von der klinischen Untersuchung her von einer Ausheilung ausgehen dürfte. Sie klagen über Defizite, für die wir bisher keine Erklärung finden.
Wiebecke: Das ist schwer zu differenzieren. Wenn man als bisher junger und leistungsfähiger Mensch gewisse Defizite spürt und das dauert viele Wochen an, dann hat das natürlich Auswirkungen auf die Psyche. Es lässt sich aber keine sichere Kausalität feststellen.
Wiebecke: Ich denke, das hat etwas mit dem Risikoverhalten zu tun. Ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen sind nach wie vor sehr, sehr vorsichtig.
Wiebecke: Grundsätzlich ist das natürlich möglich. Aber es ist momentan nicht zu beweisen.
Wiebecke: Wir gehen aus der Erfahrung mit anderen Infektionserkrankungen davon aus, dass man wieder komplett gesundet. Genau wissen wir es aber nicht, da wir den Langzeitverlauf eben noch nicht kennen.
Wiebecke: Nein. Wenn es keine Organschäden gibt, sollte sich der Krankheitsverlauf innerhalb von Monaten bessern. Wir kennen es aber von der Grippe, dass Patienten manchmal nach über einem Dreivierteljahr noch sagen, ich bin immer noch nicht wieder der, der ich vorher war. Im Einzelfall ist es allerdings immer sehr schwierig, spätere Beschwerden genau auf die Viruserkrankung zurückzuführen. Derzeit laufen zahlreiche Studien zu den Spätfolgen und wir warten auf die Auswertung.
……bei Ihnen,wie es scheint,bereits geschehen! Wie kann man helfen?
Genauso die Art von extremen Verläufen, Spätfolgen und die Krankheitsbilder...
Diese Infos gerne aus den offiziellen Quellen entnehmen!
Und nun?
Wieder meine Frage: wo ist dieses saugefährliche Virus, von dem alle reden?
Da könnte man auch das West-Nil-Virus ins Feld führen. Hat ähnliche Zahlen, was das Verhältnis zu Infizierten, milden und extremen Verläufen angeht. Interessiert aber keinen, obwohl es gerade nach D schwappt....
Eins aber glaube ich: Corona befällt das Gehirn. Direkt oder indirekt....
West -Nil -Virus keiner.
Soviel zu ihrer Aussage vergleichbare Zahlen.
Nicht sehr lustig wenn es den Freundeskreis trifft.
Die selben naiven Kommentare habe ich irgendwie schon im Februar gelesen. Die meisten haben es aber wohl begriffen, manche erst auf die harte Tour am eigenen Leib oder an dem der Familie und Freunde.
Ist das eine Schutzmechanismus des Gehirns aus der Vor-Steinzeit, reale Gefahren einfach aus zu blenden? Man lebt weiter wie zuvor und und ignoriert einfach den Säbelzahntiger? Kann man machen. So hat man wenigstens die Illusion, alles liefe normal weiter. Bis halt dann ...
Was Sie mit Ihrer Gesundheit machen, ist Ihre Sache. Ich hoffe aber, dass Sie nicht selbst zum Superspreader für andere werden, nur weil Sie die Realität verweigern. Ihre Freiheit hört da auf, wo die der anderen beginnt.