An diesem Donnerstag, 3. September, galten 938 Covid-19 Patienten aus Stadt und Landkreis Würzburg laut der Statistik des Würzburger Gesundheitsamtes als gesund entlassen. Ihre Testergebnisse sind nach der Erkrankung also alle wieder negativ. Aber bedeutet genesen auch, dass man wieder fit ist? Drei Betroffene aus dem Landkreis erzählen von ihrer Corona-Erkrankung, heftigen Symptomen und wie lange es dauerte, bis sie sich wieder gesund fühlten.
Barsom Aktas: "Als wäre der Stecker gezogen"
Barsom Aktas, Inhaber der beiden Engel-Apotheken in Ochsenfurt, erkrankte Ende März an Covid-19. Der 47-jährige Apotheker weiß bis heute nicht, wo er sich angesteckt haben könnte. Zwar war nach zwei Wochen sein Testergebnis negativ, doch die Krankheit beschäftigte ihn noch lange:
"Ich war zwei Wochen zuhause und es war wie ein schwerer Infekt, inklusive Magen-Darm. Dazu hatte ich Kopfschmerzen, keinen Geruchssinn und Geschmacksverlust. Ich hatte auch hohes Fieber, aber weder Husten noch Schnupfen. Ich habe mich dann zuhause im ersten Stock isoliert und hatte keine Energie etwas zu machen. Die Symptome waren für mich neu, noch nie zuvor hatte ich Kopfschmerzen. Ich dachte, dass ich einfach zwei Wochen krank bin und es damit erledigt wäre. War es nur leider nicht.
Mittlerweile ist alles wieder gut, aber auch nach dem negativen Testergebnis hielt der Geschmacks- und Geruchsverlust noch drei Monate lang an. Ich hatte auch auffällige Herztöne und die Ärzte kannten die genaue Ursache nicht. Aber das verschwand wieder.
Am schlimmsten war die Schlaflosigkeit und die damit einhergehende Müdigkeit – wobei weder die Begriffe Müdigkeit noch Abgeschlagenheit den Zustand richtig treffen. Man fühlt sich als wäre der Stecker gezogen. Es kam in Wellen. Ein bis zwei Tage ging es mir gut, doch dann wieder schlecht. Das hat insgesamt dreieinhalb Monate gedauert und war anstrengend. Die Wochenenden habe ich überwiegend mit Schlafen verbracht.
Das hätte ich alles nicht gebraucht. Das kann ganz harmlos und glimpflich ausgehen und recht symptomarm sein, aber selbst so ein vermeintlich milder Verlauf wie bei mir hat mich vier Monate gekostet und wer weiß, was noch alles kommt. Ich möchte es auf keinen Fall ein zweites Mal haben."
Sonja Liebig: "Mehrere Dinge gleichzeitig gehen nicht mehr"
Sonja Liebig aus Randersacker hat mit dieser Redaktion schon während ihrer Erkrankung über Corona gesprochen. Die alleinerziehende Mutter, die als Beraterin beim Krisendienst Würzburg arbeitet, hatte sich noch vor der Ausgangssperre im Freundeskreis angesteckt. Mittlerweile ist sie wieder gesund - doch es dauerte lange. Corona, sagt die 50-Jährige, habe sie verändert:
"Ich bin in der Nacht auf den 17. März krank geworden. Es fing mit Halsschmerzen an, doch ich habe schnell gemerkt, dass das keine normale Erkältung sein kann. Ich hatte rasende Kopfschmerzen, ein Gefühl als würde ich Glasscherben schlucken, Gliederschmerzen, Schüttelfrost, keinen Geruchs- und Geschmackssinn mehr. Der Verlauf war von Anfang an heftig. Ich bin die ersten elf Tage nur vor mich hingedämmert.
Ich wollte aber auch nicht in die Klinik, weil es hieß, man solle die Betten frei halten. Irgendwie habe ich es ausgehalten. Sechs Wochen nach Beginn der Erkrankung war ich wieder auf der Arbeit, habe mich aber noch nicht fit gefühlt. Meine Chefin hatte Verständnis und ich hatte am Anfang noch keinen Kontakt nach außen. Wie schwer krank ich war, ist mir erst klar geworden, als ich gemerkt habe, wie lange es dauert, wieder gesund zu werden: drei Monate.
Normalerweise unternehme ich viel, jetzt musste ich lernen, auch einmal nein zu sagen. Nach der Arbeit ging gar nichts mehr bei mir. Ich habe viel Nordic Walking gemacht, nun war die Lunge dicht. Ich hatte Angst, dass das beim Atmen nicht mehr weg geht. Mit Hilfe einer Gesundheitsberaterin ging es Schritt für Schritt besser.
Ich kann und will nicht mehr so viel nebeneinander her machen. Ich habe aus meiner Erkrankung gelernt, jetzt mehr auf mich zu achten. Gerade war ich im Urlaub im Kleinwalsertal auf dem Berg. Für andere bin ich im Schneckentempo hoch, aber ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass ich es geschafft habe."
Konrad Schlier: "Ich musste erst einmal wieder Muskeln aufbauen"
Konrad Schlier ist Bürgermeister in Bergtheim, wo Ende März nach der Rückkehr von Urlaubern aus Ischgl besonders viele Corona-Fälle auftraten. Der 64-jährige Asthmatiker musste nach seinem Aufenthalt in der Uniklinik in seinem eigenen Rathaus eine Wiedereingliederung machen:
"Am 19. März traten bei mir starke Symptome auf. Ich lag krank zuhause und hatte teilweise 40,5 Grad Fieber. Nach zwei Wochen kam ich dann in die Uniklinik, weil meine Sauerstoffwerte so schlecht waren. Einen Tag war ich dort auf der Intensivstation und dann zwei Wochen auf der Infektionsstation. Nachdem an vier Tagen hintereinander der Test negativ ausfiel, wurde ich am 17. April aus der Klinik entlassen.
Ich hatte 15 Kilo verloren und nachdem ich vier Wochen gelegen war, musste ich erst einmal wieder Muskeln aufbauen. Ich war schnell erschöpft, selbst das Treppensteigen war eine Belastung. Da die Lunge komplett entzündet war, hatte ich mit Kurzatmigkeit zu kämpfen.
Aber ich habe mich schneller erholt als die Klinik das prognostiziert hatte. Dort ist man davon ausgegangen, dass ich bis zu sechs Monate brauche, bis ich wieder in meiner alten Verfassung bin. Ich fing eine stundenweise Wiedereingliederung an und war nach zehn Wochen wieder voll einsatzfähig im Rathaus.
Niemand kann etwas dazu, dass ich mich angesteckt habe und heute geht es mir wieder so gut wie vor der Erkrankung. Angst vor Corona habe ich nicht und ich gehe davon aus, dass ich derzeit noch immun bin.
Wenn man das alles einmal durchgemacht hat, sieht man wie ernst das Virus sein kann. So manch einen kann ich deshalb in seiner Unvorsichtigkeit nicht verstehen. Alle, die mitbekommen haben, wie schlecht es jemandem ging, der an Corona erkrankt war, sagen, dass die Maßnahmen gerechtfertigt sind. Zumindest alle, die meine Erkrankung mitbekommen haben, sehen das so differenziert."
Von einem Bekannten, der es auch extrem hatte, wurde mir erzählt, dass er vor lauter Schmerzen nur noch sterben wollte.
Wie kann man bei solch Berichten dann immer noch die Masken verweigern?