An der Würzburger Uniklinik werden aktuell vier Corona-Patienten stationär behandelt, darunter auch ein Mann Ende 40. Er liegt auf der Intensivstation und muss beatmet werden. Er hatte keine erkennbaren Vorerkrankungen, berichtete der Ärztliche Klinikdirektor Georg Ertl am Dienstag vor der Presse.
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"Eine medizinische Erklärung gibt es dafür nicht. Aber im Rahmen der statistischen Verteilung müssen wir auch mit wenigen jungen, schwer betroffenen Patienten rechnen", so Ertl auf Nachfrage. Laut Uniklinik wurden am Dienstag drei weitere Corona-Patienten auf einer isolierten Normalstation versorgt. Die Zahl der Patienten ändere sich permanent durch Zugänge und Entlassungen.
Uniklinik schiebt alle planbaren Operationen auf
Die Uniklinik hat wegen der Corona-Pandemie alle planbaren Aufnahmen, Operationen und Eingriffe auf unbestimmte Zeit aufgeschoben. Nur medizinisch zwingende Maßnahmen sollen noch durchgeführt werden. Dazu gehören Notfälle wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder onkologische Behandlungen und Operationen, die keinen Aufschub dulden. Der Stopp gilt laut Uniklinik insbesondere für "planbare Eingriffe, die eine intensivmedizinische Versorgung nach sich ziehen können."
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Die Uniklinik beruft sich auch auf Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler. Er hatte gefordert, alle Intensiv- und Beatmungskapazitäten auf die Behandlung von Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen durch Covid-19 zu konzentrieren.
Für den Fall einer Überlastung der Infektionsstation hat das Uniklinikum für Testung und Behandlung von Covid-19-Patienten zusätzliche Bereiche ertüchtigt. Ein abgestufter Plan wurde entwickelt, um Räumlichkeiten für die Intensivbehandlung einschließlich künstlicher Beatmung freimachen zu können. 75 Beatmungsplätze für Corona-Patienten könne man im Bedarfsfall einrichten, so Ertl. Das notwendige Personal will man aus anderen "unkritischeren Bereichen" und aus wissenschaftlichen Ambulanzen und Laboren heranziehen.
Medizinstudenten sollen im Corona-Kampf unterstützen
"Hochrechnungen sind nicht belastbar", sagt Ertl. Aber wissenschaftliche Projekte werden erst einmal zurückgefahren, damit die Mitarbeiter in anderen Abteilungen aushelfen können. Zudem rief Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler gemeinsam mit den Ärztlichen Direktoren der sechs Universitätskliniken Würzburg, Augsburg, Erlangen, München (LMU und TUM) und Regensburg Medizinstudenten zum freiwilligen Einsatz im Kampf gegen die Corona-Pandemie auf.
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Für die Testungen spielen die Institute für Virologie und Mikrobiologie der Uni Würzburg eine entscheidende Rolle. „Wir konnten die Testkapazität um ein Vielfaches steigern und die Verlagerung außerhalb der Bereiche für die Patientenversorgung, insbesondere der Notaufnahmen ermöglichen“, so die Auskunft von Virologe Benedikt Weißbrich und Mikrobiologe Christoph Schoen. Wie die Uniklinik auf Nachfrage mitteilte, wurde die Kapazität binnen kurzer Zeit von täglich 50 auf derzeit 400 bis 500 Tests nahezu verzehnfacht.
600 Anrufe beim Bürgertelefon
Medizinstudenten arbeiten neuerdings auch beim Bürgertelefon, das von Stadt und Landkreis Würzburg eingerichtet worden ist. Bald werden dort 14 Telefone geschaltet sein, um Fragen der Bevölkerung zum Coronavirus zu beantworten. Gestartet ist es mit vier Mitarbeitern. "Derzeit sind es rund 600 Telefonate täglich", informierte Landratsamtsprecherin Eva Schorno auf Nachfrage der Redaktion. Für den Ärztlichen Direktor des Uniklinikums ist das eine große Hilfe, wie Ertl deutlich machte. Früher seien besorgte Bürger direkt in die Kliniken gekommen. Das soll jedoch dringend vermieden werden, um die Ansteckungen nicht weiter zu fördern. Tests erfolgen nur durch ärztliche Anordnung.
Der Ärztliche Direktor des Uniklinikums betont: „Wir sind als Uniklinikum besonders in der Verantwortung und stimmen uns eng mit den Krankenhäusern der Region ab, die auch alle sehr von der Situation belastet sind. Wir sind für die Region, glaube ich, gut aufgestellt."