Die Corona-Krise ist für die Uniklinik Würzburg nicht nur eine medizinische Herausforderung, sondern trifft sie auch finanziell. Der neue kaufmännische Direktor Philip Rieger erwartet für dieses Jahr einen hohen zweistelligen Millionenverlust. Diese Prognose gab er bei einer Pressekonferenz mit Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU), der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Uniklinikums ist.
Leere Betten und verschobene Operationen sorgen für Minus
Noch bis Jahresfrist habe man schwarze Zahlen geschrieben, sagte der Ärztliche Direktor Georg Ertl. Dann aber kamen die Pandemie und die Vorgabe aus der Politik, möglichst viele Betten für Corona-Patienten vorzuhalten und nur noch die allernötigsten Operationen durchzuführen. Dies hat Löcher in den Etat gerissen, die nun auch der Freistaat zu stopfen versucht.
540 Millionen Euro stünden als Kompensation für die sechs bayerischen Unikliniken zur Verfügung, so der Wissenschaftsminister: "Wir lassen Sie nicht im Regen stehen." Sibler geht davon aus, dass ein Teil der verschobenen Operationen und Behandlungen im zweiten Halbjahr nachgeholt werden kann und damit das Defizit zu verringen ist.
Klinikchef Ertl verweist allerdings darauf, dass nicht nur Einnahmen wegbrechen, sondern auch höhere Kosten durch die Krise entstehen. Beispiel: eine neue Corona-Verordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn, wonach Krankenhausapotheken ab November bestimmte Medikamente für drei statt bisher zwei Wochen vorrätig halten müssen. Er hoffe, dass der Freistaat auch jene Unikliniken angemessen bedient, die wie Würzburg gut gewirtschaftet haben. Grundsätzlich sei der in Aussicht gestellte "finanzielle Schutzschild beruhigend".
Klinikchef Ertl: Früh Corona-Patienten an der Uniklinik versorgt
Rückblickend ärgert sich der Ärztliche Direktor über den "unerträglichen Vorwurf" aus der Politik zu Beginn der Pandemie, die Unikliniken würden sich zu wenig um Corona-Patienten kümmern. "Da waren wir bereits mittendrin!", stellt er klar. In Zusammenarbeit mit den Ministerien habe man rasch die Versorgung sichergestellt und die Forschung zum SARS-CoV2-Virus aufgenommen.
Sie findet ihren Niederschlag neuerdings in einer Covid-19-Studie unter 5000 Würzburger Bürgern: Sie sind seit mehreren Jahren Teilnehmer der so genannten STAAB-Studie zur Herzinsuffizienz. Nun werden sie regelmäßig auch auf das Coronavirus getestet. Besonders wertvoll ist diese Corona-Studie, weil man die Risikofaktoren der Teilnehmer genau kennt. Auch Wissenschaftsminister Sibler verspricht sich wichtige neue Erkenntnisse davon. Deshalb unterzeichnete er am Donnerstag in Würzburg seine Schirmherrschaft für das Projekt, das vom Freistaat mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird.
Dass in Bayern die Corona-Testkapazitäten deutlich ausgeweitet werden, wird an der Uni Würzburg begrüßt. Medizin-Dekan Matthias Frosch, Präsident des deutschen Medizin-Fakultätentages, mahnt aber auch zum sinnvollen und zielgerichteten Einsatz der Tests. Sie sollten vor allem für Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko verwendet werden. Dazu zählt er das Personal in Pflege, Krankenhäusern, Schulen und Kindertagesstätten.
In Vorbereitung auf eine mögliche zweite Welle fordert Frosch – als Vorsitzender des Zusammenschlusses "Universitätsmedizin Bayern" – eine noch bessere Kooperation von Unikliniken und Gesundheitsbehörden und die Verzahnung in einem Bayerischen Zentrum für Infektionsmedizin.