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Würzburg
Corona in Unterfranken: Kommt der 2. Lockdown?
"Wenn wir nichts machen, wird es im Herbst knallen", ist sich Virologe Lars Dölken von der Uni Würzburg sicher. Wie eine zweite Welle hier aussehen könnte.
Gut gefüllte Fußgängerzonen, Gedrängel beim Baden an Baggerseen oder dem Altmain und ausgelassene Urlaubsfreuden - welche Folgen wird unser aktuelles Verhalten haben?
Foto: Daniel Peter | Gut gefüllte Fußgängerzonen, Gedrängel beim Baden an Baggerseen oder dem Altmain und ausgelassene Urlaubsfreuden - welche Folgen wird unser aktuelles Verhalten haben?
Folker Quack
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:38 Uhr

Gut gefüllte Fußgängerzonen, Gedrängel beim Baden an Baggerseen oder dem Altmain und ausgelassene Urlaubsfreuden. Während Kanzleramtsminister Helge Braun sogar schon leise Hoffnung auf Großveranstaltungen im Herbst macht, warnen andere vor einer zweiten Welle nach den Sommerferien.

"Wenn wir nichts machen, wird es im Herbst knallen", sagt der Virologe Lars Dölken von der Universität Würzburg. Er ist Leiter des Lehrstuhls für Virologie und sich wie viele andere Experten sicher, dass die Infektionsrate im Herbst wieder steigen wird.

"Wir haben uns im Institut mal die Würzburger Infektionszahlen der anderen vier Corona-Viren vor SARS-COV- 2 angeschaut. Mit dem Ergebnis, dass im Sommer diese Viren zirka zehnmal weniger nachweisbar waren als im Winter."

Prof. Dr. Lars Dölken in einem Labor am Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg.
Foto: Daniel Peter | Prof. Dr. Lars Dölken in einem Labor am Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg.

Virologe Dölken: "Das Coronavirus liebt den Winter"

Entsprechend würden zum Winter die Zahlen wieder steigen, "weil wir noch keine Immunität haben." Das SARS-CoV-2 sei wie jedes andere Coronavirus auch. Es liebe den Winter, wenn sich die Menschen vorwiegend drinnen aufhalten, Junge und Alte eng zusammen sitzen oder Partys feiern.

Bleibt es bei regional begrenzten Hotspots?

Wie gravierend die zweite Welle tatsächlich ausfallen wird – dazu gibt es unterschiedliche Prognosen. Der Würzburger Infektiologe und Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann, Obmann der FDP im Gesundheitsausschuss des Bundestag ist überzeugt, dass "wir das Ausmaß beeinflussen können". Eher von regionalen Hotspots mit hohen Infektionszahlen geht seine Bad Kissinger Kollegin Sabine Dittmar, Sprecherin der SPD im Gesundheitsausschuss, aus.

SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine  Dittmar aus Bad Kissingen.
Foto: SPD | SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar aus Bad Kissingen.

"Wir haben jetzt in Israel gesehen, wie das Virus in sechs Wochen 20mal mehr wurde", sagt Virologe Lars Dölken. Die Infektionszahlen könnten sogar um den Faktor fünf pro Woche ansteigen. Je niedriger die Zahlen jetzt sind, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, selbst einen derartigen Anstieg lokal unter Kontrolle zu bekommen.

Lokal begrenzte Ausbrüche sind keine zweite Welle

Sollte es zu lokal begrenzten Ausbrüchen kommen, so ließen diese sich nach Einschätzung von Virologe Dölken innerhalb von ein bis zwei Wochen unter Kontrolle bringen. "Das hat dann nichts mit einer zweiter Welle zu tun."

Von einer "zweiten Welle" würde er erst sprechen, wenn etwa in einem ganzen Bundesland Schulen und Kitas wieder geschlossen werden müssten. Sabine Dittmar benennt die Voraussetzungen, damit es nicht zum großflächigen Lockdown kommt: "Wir müssen in der Lage sein, bei lokalen Infektionsereignissen gut zu reagieren, Infektionen nachzuvollziehen und Infektionsketten nachhaltig zu durchbrechen."

Müssen Geschäfte, Kitas, Schulen wieder geschlossen werden?

Als Infektiologe ist er vom Fach: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann aus Würzburg.
Foto: Johannes Kiefer | Als Infektiologe ist er vom Fach: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann aus Würzburg.

Ihr Bundestagskollege Andrew Ullmann mahn zur "konsequenten Einhaltung der Hygieneregeln". Dann sei er optimistisch, dass ein zweiter Lockdown nicht notwendig wird. Wichtig sei die Akzeptanz der Bevölkerung, so Lars Dölken. Darum sei es gut, dass im Sommer schrittweise gelockert wurde und man einzelne Schritte wieder zurücknehmen könnte: "Wir wissen heute einfach nicht, ob wir im Herbst Kitas und Schulen ganz normal öffnen können oder sogar wieder komplett schließen müssen. Das müssen wir lernen." Ein vollständiger Lockdown aber könne verhindert werden.

Und wie steht es um Großveranstaltungen? Sind sie im Herbst tatsächlich wieder denkbar, wie der Kanzleramtsminister spekulierte? SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar kann sich das nicht vorstellen. Das Verbieten derartiger Veranstaltungen im März sei sehr erfolgreich gewesen. Bei Großveranstaltungen könnte ein Infizierter viel Schaden anrichten und die Kontakte seien schwer nachvollziehbar, meinte sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch die anderen befragten Experten sehen Großveranstaltungen im Herbst kritisch.

 
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    Irgendwie verstehe ich das nicht. Zum einen die Aussage des Virologen, im Sommer sei die Übertragungsrate niedriger. Andererseits schreibt man, in Israel sei es jetzt, also im Sommer, zu mehr Infektionen gekommen. Was stimmt jetzt? Oder wird nur Panik verbreitet.
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  • L. W.
    @ HF2017

    Da haben Sie zu Recht ein Musterbeispiel gefunden, das dieses Virus besser in Griff hat, was vermutlich auch an der besonderen Lage dieses Staates zum bedrohlichen übermächtigen Nachbarn liegt.

    Aber ob dieses Beispiel sich auf Deutschland übertragen lässt, was ja im Schengen Raum eingebunden ist muss bezweifelt werden.

    Wie wäre wohl die Reaktion der meisten Bürger ausgefallen wenn Deutschland zum Jahreswechsel seinen Bürgern den Skiurlaub in Österreich verboten hätte ohne noch offiziell von der WHO über diesen Virus informiert worden zu sein?
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  • A. H.
    @gluehwurm und @Helmut_..: Ich halte das für kein Thema zum auch nur ansatzweisen Scherzen und Ihre Grinsköpfchen-Aussagen in diesem Fall für unagebracht!
    Zusatzfrage an Helmut_..: Wo bitte hören bei Ihnen "wenige Tote" auf bzw. ab wann wären es nach Ihrem Pegel "viele", bei einem, zehn, hundert oder....???? Können oder wollen Sie das beziffern?
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  • H. F.
    Ein zweiter Lockdown ? Geht es noch ? Soll das Land jetzt völlig ruiniert werden ? Musiker, Künstler, Freischaffende und Teile der Gastronomie stehen jetzt schon vor dem Abgrund.

    Länder wie Taiwan haben eindrucksvoll bewiesen, dass man auch ohne Lockdown sehr erfolgreich und mit nur sehr wenigen Toten durch die Corona-Krise kommen kann.
    Aber Taiwan darf Deutschland nicht öffentlich loben und nicht zum Vorbild nehmen, denn sonst muss die Merkel-Regierung im Büßergewand nach China reisen zwinkern
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  • L. W.
    @ HF2017

    Taugt Ihnen jetzt Schweden doch nicht mehr als positives Beispiel und weichen Sie jetzt auf Taiwan aus, weil Sie sicher sind, dass deren Zahlen hierzulande niemand mehr im Fokus hat.

    Nennen Sie doch mal deren Zahl in der Relation zu Deutschland, dass ihre Mitkommentatoren in die Lage versetzt werden dieses Vorgehen Taiwans tatsächlich zu beurteilen.
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  • A. H.
    ! ! !
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  • H. F.
    Taiwan hat 7 Tote bei 24 Million Einwohnern, Deutschland hat 9200 bei 83 Millionen Einwohnern.

    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Template:COVID-19_pandemic_data

    Das Rechnen überlasse ich Ihnen, Herr Lebenhan, das werden Sie hinkriegen.
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  • A. S.
    Gestern Vormittag bei mir vor dem Fenster: Eine Gruppe von ca. 25 Schülern, schätze 9. oder 10. Klasse, mit Lehrer. Alle stehen eng zusammen und essen Eis. Der Lehrer macht auf keine Abstandsregeln aufmerksam. Er steht mittendrin und schaut zu, wie sich die Jugendlichen zum Abschied umarmen. Kein Kommentar von seiner Seite. Ich glaube, die noch relativ niedrigen Infektionszahlen liegen am Sommer und dass man sich mehr draussen aufhält und nicht an einem verantwortungsbewussten Verhalten der Leute. Das wird sich im Herbst bestätigen.
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  • A. H.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • H. H.
    Warum nicht, unsere Stadtoberen haben es beim Kickersempfang samt Gruppenfoto in enger Formation doch vorgemacht.
    Um es mit ähnlichen Worten es zu rechtfertigen, es war halt für die Schüler ein emotionaler Moment. zwinkern
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  • A. H.
    Ein gewaltiger Anstieg der Infitzertenzahl (815 lt. - auch - MP) und der Fall in einer "Preussen"-Disco in Österreich (eine Gruppe vom Ballermann zurückgekehrter Touris steckte bis zu - Stand gestern - 15 Personen an) macht auch die Leugner nachdenklich
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  • A. H.
    .... HOFFENTLICH nachdenklich..
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  • J. B.
    Wenn man so die Nachrichten im Fernsehen und der Zeitung verfolgt und sieht wie locker es so manche sehen bzw es so locker nehmen - geht die Richtung mit großen Schritten dem nächsten Lockdown entgegen. Aber hoffen wir Mal, dass es soweit nicht kommen möge.
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