Hygiene und Abstand sind das eine. Eine möglichst gute Behandlung von Covid-19-Patienten mit Medikamenten und noch besser die Prävention durch einen Impfstoff sind das andere. Fieberhaft wird weltweit daran geforscht, auch in Deutschland, auch in Würzburg.
Impfstoffsuche so schnell wie nie zuvor
"Die Nachrichten in Sachen Impfstoff sind gute Nachrichten", sagt Professor Jörg Vogel, Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie an der Universität Würzburg. Was im Frühjahr noch nach Science-Fiction klang, sei wenige Monate später Realität. Es gebe fast 200 Kandidaten für einen Impfstoff, 20 davon würden bereits klinisch getestet. Drei Impfstoffe gingen sogar schon in die entscheidende dritte Phase.
Laut Vogel dauert die Entwicklung eines Arzneimittels normalerweise zehn bis 15 Jahre. In Sachen SARS-CoV2-Virus denke man bereits nach ein paar Monaten über die letzte und entscheidende Phase nach. Der Experte freut sich, "dass auch die mRNA-Impfstoffe zweier deutscher und einer US-amerikanischen Firmen zu den Favoriten gehören." Mit dieser Technologie ließen sich schnell viele Dosen Impfstoff herstellen.
Forschung zum Coronavirus auch in Würzburg
Vogel forscht selbst intensiv an der RNA-Biologie von Infektionen. Aktuell untersucht sein Team, mit welchen Zellen das Corona-Virus interagiert, welche Immunzellen gebildet werden und sucht nach Möglichkeiten, einen schweren Verlauf der Krankheit vorherzusagen.
Remdesivir, ein ursprünglich gegen Ebola entwickeltes Medikament, sei inzwischen für die Behandlung von Covid-19 so gut wie zugelassen, so Lars Dölken, Leiter des Lehrstuhls für Virologie der Universität Würzburg. Was ihn besonders interessieren würde: Ob Remdesivir bei Hochrisikopersonen schwere Verläufe verhindern könne, wenn es frühzeitig, das heißt im Idealfall noch vor Symptombeginn, unmittelbar nach einem positiven Coronatest eingesetzt würde.
Damit hätte man womöglich die Sterblichkeit in den betroffenen Würzburger Altenheimen deutlich senken können. Leider gebe es dazu aber noch keinerlei verlässliche Forschungsergebnisse. Aber auch Tamiflu wirkt laut Dölken gegen Grippe erheblich besser, wenn es noch vor den ersten Symptomen verabreicht wird.
Überwunden ist das Coronavirus nach Einschätzung von Biochemiker Vogel erst mit einem Impfstoff: "Das ist der Endbahnhof. Solange wir dort nicht angekommen sind, haben wir das Virus nicht unter Kontrolle." Eine Herdenimmunität zu erreichen, hält er für unrealistisch. Zumal nicht klar sei, wie lange die natürliche Immunität anhält. Es würde viel zu lange dauern, bis man auf diese Weise das Virus bannen könne, ist der Institutsleiter überzeugt. Bis dahin aber hätte man eine deutlich höhere Sterblichkeit, wie das Beispiel Schweden zeige.
Lars Dölken ist sich sicher, dass der Schutz bei bereits Infizierten oder nach einer Impfung viel länger andauere, als Antikörper nachweisbar sind. Wenn das eigene Immunsystem schon mal das Virus erfolgreich kontrolliert hat, kann es binnen einer Woche die entwickelten Abwehrmechanismen wieder hochfahren. Man sei dann zwar trotzdem infiziert, die Krankheit würde aber keinen schweren Verlauf mehr nehmen.
Politiker appellieren zur Impfung gegen Influenza
Anders als für das Coronavirus gibt es gegen die Influenza längst einen Impfstoff, er wird jedes Jahr angepasst. Fachleute und Politiker raten vor allem den Risikogruppen noch eindringlicher zur Grippeschutzimpfung als in den vergangenen Jahren. Er werde nicht müde, vor allem ältere Menschen darauf hinzuweisen, sagte jüngst Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) bei einem Besuch in Würzburg.
Auch SPD-Gesundheitspolitikerin und Ärztin Sabine Dittmar rät dringend zur Grippeimpfung als flankierende Maßnahme. Es gebe genügend Impfstoffe, es seien so viele Dosen vorrätig wie noch nie. Arztpraxen könnten sie ohne Komplikationen bestellen und müssten auch keine Regressforderungen fürchten.