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Geroldshausen
Geroldshausen: Bürgermeister will Name von KZ-Arzt am Denkmal doch schnell entfernen
Plötzliche Wendung in Sachen Wirths: Der Bürgermeister von Geroldshausen möchte die Entscheidung über den umstrittenen Namen auf dem Kriegerdenkmal vorziehen. Wie es dazu kam.
'Der Name 'Dr. Eduard Wirths' hat nichts auf dem Denkmal zu suchen', steht seit Freitag auf einem Hinweisschild vor dem Kriegerdenkmal in Geroldshausen. Die Inschrift soll jetzt doch zeitnah entfernt werden. 
Foto: Thomas Obermeier | "Der Name 'Dr. Eduard Wirths' hat nichts auf dem Denkmal zu suchen", steht seit Freitag auf einem Hinweisschild vor dem Kriegerdenkmal in Geroldshausen. Die Inschrift soll jetzt doch zeitnah entfernt werden. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:16 Uhr

Der Bürgermeister von Geroldshausen will den Namen des KZ-Arztes Eduard Wirths, der seit gut 70 Jahren auf dem Kriegerdenkmal des kleinen Ortes südwestlich von Würzburg in Stein gemeißelt ist, nun doch "zeitnah entfernen" lassen. Das erklärte Gunther Ehrhardt am Montag auf Nachfrage dieser Redaktion. Er sei "schon dabei, das zu organisieren".

Ausschlaggebend war das Interview mit Historiker Hördler

Für seine Entscheidung sei auch das Interview dieser Redaktion mit dem Göttinger Historiker Stefan Hördlern ausschlaggebend gewesen, so Ehrhardt. Der Experte für NS-Verbrechen sieht Eduard Wirths als eine zentrale Figur im KZ-Komplex Auschwitz. "Aus Sicht seiner Vorgesetzten muss Wirths eine reibungslose Arbeit in Auschwitz geleistet haben, sonst hätte man seine Auswechslung beantragt", so Hördler im Interview. Als leitender Standortarzt sei der aus Geroldshausen stammende Wirths für den kompletten KZ-Komplex verantwortlich gewesen. Wirths habe selbst an der Rampe gestanden, um Menschen direkt nach ihrer Ankunft in die Gaskammern zu schicken, oder seine Kollegen, darunter Josef Mengele, für die Selektionen eingeteilt. 

Ehrhardt möchte das Interview auch an einer Informationstafel neben dem Kriegerdenkmal der Öffentlichkeit als Erklärung zur Verfügung stellen. Am Freitag hatte der Bürgermeister dort bereits ein Schild anbringen lassen, das darauf hinweist, dass der Name Wirths nichts auf dem Denkmal zu suchen habe. Der Gemeinderat hatte drei Tage zuvor beschlossen, dass er die Taten des NS-Verbrechers "aufs Schärfste verurteilt" und sich für die Aufarbeitung Unterstützung holen wolle. Erst nach einer Aufarbeitung sollte wieder darüber diskutiert werden, was mit der umstrittenen Inschrift geschehen soll.  

"Hoffentlich können wir dann endlich wieder in Frieden hier leben."
Gunther Ehrhardt, Bürgermeister in Geroldshausen

Bürgermeister Ehrhardt möchte diese Diskussion jetzt aber vorziehen und auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am 13. April setzen. Er wünscht sich am Ende der Sitzung den Beschluss, dass  die Inschrift "Dr. Ed. Wirths" vom Denkmal entfernt wird. "Ich stelle mir vor, dass der Name dann zeitnah rausgemeißelt und parallel dazu ein Hinweisschild aufgestellt wird", so Ehrhardt am Montag. Ihm sei auch an einer "guten Gedenk- und Mahnkultur" gelegen. Dafür will er die Hilfe des Internationalen Auschwitz-Komitees suchen. "Hoffentlich können wir dann endlich wieder in Frieden hier leben." 

 
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    EOS
    Ich kann ohne weiteres nachvollziehen, daß ehrenamtlich Tätige im Gemeinderat einschließlich des Bürgermeisters sich vorrangig mit aktuellen Problemen in der Gemeinde beschäftigen und nicht mit einem vor 70 Jahren beschrifteten Grabstein. Seltsam ist allerdings, daß niemand im Ort und natürlich auch überörtlich spätestens mit Erscheinen der umfassenden Monografie von Konrad Beischl, der seine Dissertation unter dem Titel „Dr. med. Eduard Wirths und seine Tätigkeit als SS-Standortarzt im KL Auschwitz“ bereits im Jahre 2005 im Würzburger Verlag Königshausen und Neumann GmbH veröffentlicht hat, auf die Problematik aufmerksam wurde.
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    Ein Prügelknabe ist immer schnell gefunden. Der darf dann seinen Kopf hinhalten für das kollektive Versagen, wird abgestraft und weiter geht es. Die Aufarbeitung dieser Vergangenheit wurde in unserem Land nie konsequent durchgezogen. Also, bevor man mit dem Finger auf jemand, bevor man einzelne Menschen verurteilt, sollte eine komplette Aufarbeitung das Ziel sein, auch wenn es dafür sehr sehr spät ist.
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    Ich möchte mal wissen wer von denen die hier Urteilen, wer sich die Namen auf dem Denkmal durchgelesen hat und weis wer was war.
    Ich vermute die wenigsten haben bereits mehr wie 7 Namen gelesen.
    Aber jetzt die Klappe aufreisen warum er was nicht wußte.
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  • M. S.
    Ich finde es ziemlich schlimm wie jetzt von manchen auf den Gemeinderat und den Bürgermeister eingedroschen haben!

    Diejenigen wussten vor zwei Wochen doch noch nicht einmal wer die Person Wirths gewesen ist!

    Natürlich ist es eine Schande, dass der Name knapp 70 Jahre auf dem Denkmal überdauern konnte. Nur ist es sicherlich nicht die Schuld des jetzigen Bürgermeisters.

    Es ist der Gemeinde hoch anzurechnen, dass sie zugegeben hat mit der Situation überfordert zu sein und Hilfe holen wollte zwecks dem richtigen Umgang!

    Wenn man alles tut um alles ausnahmslos zu tilgen was an das 3. Reich erinnert müsste man selbiges auch aus jeglichen Bildungsplänen entfernen. Die Tafel die auf den Täter hinwies wird wesentlich mehr und eindringlicher als das pure herausmeißeln ohne jegliche weitere Information zur Geschichte!
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  • L. W.
    @ einFranke

    Dass diese Personen (Bürgermeister und Gemeinderäte) alle nicht wussten wer dieser Dr. war ist höchst unwahrscheinlich.

    Hier war einfach jahrzehntelang eine Mauer des Schweigens weil diese Familie vermutlich immer noch eine der wichtigsten des Dorfes ist.
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  • N. T.
    Ende gut, doch nichts war und ist gut.
    Dieser mißratene Eiertanz wird noch lange mit Geroldshausen in Verbindung gebracht werden.
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  • P. K.
    Dieser Unmensch war Arzt und hat Menschen grausam umgebracht. Abgesehen davon hat er sich freiwillig zu diesem Job im KZ gemeldet.
    Und an Ich1961, dass ich Ihre Meinung zum Thema total widerlich finde ist ja wohl klar.
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  • R. B.
    Was hat Ich1961 geschrieben ich finde da garnichts
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  • U. L.
    Was soll der Aufstand? Steinmetz, Hammer und Meißel, und ruckzuck ist das Problem beseitigt. Damit ist doch niemand überfordert.
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  • E. H.
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  • R. B.
    Sehr geehrter Herr Ehrhardt, dass jahrzehntelang ein hochrangiger Nazi auf einem Kriegerdenkmal geehrte wurde und keiner was gewusst haben will, ist an sich schon ein Skandal ohnegleichen. Was Sie und Ihr Gemeinderat jedoch in den vergangenen Wochen für einen Eiertanz vollführt haben, ist beispiellos. Sie haben nicht nur Ihre ganze Gemeinde in Verruf gebracht, Sie haben auch deutlich unter Beweis gestellt, dass Sie samt Gemeinderat als Entscheidungsträger und Verantwortliche hoffnungslos überfordert sind.
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  • J. S.
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  • R. S.
    Haben Sie überhaupt eine Ahnung was der Bgm und der Gemeinderat in der Vergangenheit an Sacharbeit geleistet hat?
    Haben Sie vorher überhaupt gewusst wo Geroldshausen liegt?
    Kennen Sie den Bgm oder einen Gemeinderat persönlich, weil Sie allen Unfähigkeit unterstellen?
    Waren sie jemals in Geroldshausen und haben das Denkmal gesehen?
    Haben Sie gleich den Namen auf dem Denkmal gesehen und SOFORT gewusst, dass das ein Kriegsverbrecher ist?
    Wenn Sie alle Fragen mit "Ja" beantworten können ziehe ich meinen Hut und werde ihren künftigen Kommentare kritiklos zustimmen...mhm...das überlege ich mir noch..
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  • R. B.
    @simonhard, wenn Sie ein wenig recherchieren würden, dann könnten Sie feststellen, dass die angeblich so neuen Erkenntnisse um Wirths gar nicht so neu sind. Man hat sehr wohl im Ort, insbesonder die alten Menschen, gewusst, wer Dr. Wirths war. Es gibt zahlreiche, unter anderem auch Filmdokumentationen, in welche die Familie Dr. Wirths als Gutmenschen im KZ darzustellen versucht. Auch das im Ort ansässige Familienunternehmen, bei welchem nicht wenige Ortsansässige beschäftigt waren, hat hier seine Bedeutung. Ich unterstelle dem heutigen Bürgermeister und seinem Gemeinderat nicht, dass diese das alles wussten, aber wer Dr. Wirths war und welche Funktion dieser Mann im KZ Dachau hatte, dies war in wenigen Stunden in Erfahrung zu bringen, wenn man denn wollte. Aber so hangelt man sich über Wochen hin und beschädigt das Ansehen der ganzen Gemeinde. Und was Sie mit meinen Kommentaren machen "simonhard", ganz ehrlich, das ist mir so was von egal; ich schreibe niemandem nach dem Mund.
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  • R. S.
    Typisches Politikersprech.
    Ausschweifend und auf keine konkrete Frage eine Antwort.
    Schade um die Zeit.
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  • R. B.
    @simonhard, ich habe Ihre Fragen bewusst nicht beantwortet, weil diese völlig unerheblich für die Vorkommnisse sind. Welchen Unterschied macht es, ob ich weiß wo Geroldshausen liegt oder nicht? Keinen, davon abgesehen weiß ich sehr wohl wo Geroldshausen liegt und war auch des öfteren dort. Welche Bedeutung hat es in dieser Angelegenheit, welche Sacharbeit der Gemeinderat bzw. der Bürgermeister bisher geleistet hat? Keine. Was Sie hier machen ist reine Polemik, wenn hier Jemand Politikersprache verwendet, dann sind Sie das, viel reden, wenig sagen. Ein selbstsicherer Bürgermeister hätte zweifelsohne nicht diesen Tanz veranstaltet, in dem die Gemeinde heute so und morgen wieder anders entscheidet. Es galt Schaden von der Gemeinde abzuwenden und dies ist kläglich gescheitert. Aber vermutlich sind auch einige Bürger im Ort, die den Namen weniger kritisch sehen.
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  • U. A.
    Hat etwa jetzt jemand Muffensausen bekommen? Oder warum dieser plözliche Sinneswandel?
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