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Geroldshausen
Name von KZ-Arzt Wirths: Bürgermeister reagiert mit Schild am Ehrenmal
Ein Hinweisschild steht nun vor dem Kriegerdenkmal in Geroldshausen. Der Text soll erklären, warum der Name Wirths zwar nicht auf den Stein gehört, aber noch stehen bleibt.
Das neue Hinweisschild vor dem Ehrenmal für Gefallene in Geroldshausen: 'Der Name Dr. Eduard Wirths hat auf dem Denkmal nichts zu suchen.'
Foto: Thomas Obermeier | Das neue Hinweisschild vor dem Ehrenmal für Gefallene in Geroldshausen: "Der Name Dr. Eduard Wirths hat auf dem Denkmal nichts zu suchen."
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:30 Uhr

"Der Name Dr. Eduard Wirths hat nichts auf dem Denkmal zu suchen", steht seit Freitagmorgen auf einem einfachen Hinweisschild vor dem Ehrenmal in Geroldshausen. Und weiter: "Der Umgang mit dem Kriegerdenkmal übersteigt in ihrer Bedeutung die Möglichkeiten der Gemeinde." Wie Bürgermeister Gunther Ehrhardt in einer Presseerklärung mitteilt, hat er das Schild dort aufstellen lassen. Es sei eine Reaktion auf die Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag

Die zwölf Räte der 1340-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Würzburg hatten in der Sitzung über das Ehrenmal mitten im Ort diskutiert, weil dort seit 70 Jahren unter den 25 Gefallenen des Zweiten Weltkrieges auch der Name Eduard Wirths aufgeführt wird. Der KZ-Arzt aus Geroldshausen war 1945 in einem britischen Internierungslager an den Folgen eines Suizidversuchs gestorben. Im Konzentrationslager-Komplex Auschwitz hatte er als leitender Standortarzt eine zentrale Rolle gespielt und war für den Tod Hunderttausender verantwortlich. 

Erklärung auf der Infotafel und ein QR-Code

Der ausführliche Text auf dem Schild lautet:

"Der Name Dr. Eduard Wirths hat nichts auf dem Denkmal zu suchen. Der Gemeinderat verurteilt die von Dr. Eduard Wirths während des Dritten Reiches als Standortarzt in verschiedenen Konzentrationslagern verübten Kriegsverbrechen auf das Schärfste. Der Umgang mit dem Kriegerdenkmal übersteigt in ihrer Bedeutung die Möglichkeiten der Gemeinde. Die Gemeinde sucht deshalb umgehend hierzu die Unterstützung geeigneter Personen oder Institutionen. Nach dieser Aufarbeitung entscheidet der Gemeinderat, in welcher Form die damalige Entscheidung revidiert wird."

Dazu gibt es einen QR-Code, der zur Internetseite der Gemeinde führt, wo die Entscheidung des Gemeinderates, der Vortrag des Bürgermeisters im Gemeinderat und Presseberichte dokumentiert sind. 

Warum bleibt der Name weiterhin auf dem Denkmal?

Der Name Wirths soll erst einmal auf dem Denkmal stehen bleiben, entschied der Gemeinderat. Die Gemeinderäte waren sich zwar alle einig, dass er dort nicht hingehört. Doch zunächst sollen die Hintergründe in aller Ruhe aufgearbeitet werden. Einig war man sich im Gremium auch, dass die Gemeinde damit überfordert sei und Unterstützung brauche.

Bürgermeister Ehrhard hat nach eigenen Angaben mittlerweile mit Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Kontakt aufgenommen. "Ich bin sehr glücklich, dass uns das Internationale Auschwitz Komitee berät", teilte Ehrhardt mit. Denn Geschichte könne nicht einfach ausradiert werden. Nächste Woche will Ehrhardt mit Heubner telefonieren. 

Im Gespräch mit dieser Redaktion bestätigte Heubner am Freitag, dass es mit dem Bürgermeister einen Schriftwechsel gibt. "Wir können über alles reden, auch über die Aufarbeitung in der Gemeinde", so Heubner. "Aber es gibt keine Alternative zur Entfernung der Innschrift." 

 
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Der Name Wirths muss von diesem Stein verschwinden; da gehört er einfach nicht hin.
    Dass der Gemeinderat sich kompetente Unterstützung und Beratung sucht im Umgang mit der Geschichte ist dagegen nur klug. Denn so einfach schwarz-weiß, wie so manche Foristen es hier darstellen, wird die Sache nicht sein: auf der einen Seite ein Verbrecher, der für den Tod Hunderttausender verantwortlich ist, auf der anderen Seite lauter naive, unbescholtene Burschen, die an die Front gezwungen wurden? Kaum vorstellbar. Nicht, nachdem inzwischen hinlänglich bekannt ist, wie viele Männer sich damals begeistert freiwillig zur Wehrmacht gemeldet haben.
    Lasst den Geroldshäusern Zeit und Ruhe, sich mit ihrer Geschichte auseinander zu setzen und einen Umgang damit zu finden, mit dem das Dorf leben kann. Die Leute dort müssen sich auch weiter in die Augen schauen und miteinander auskommen können.
    Für alle anderen kommt schnell genug "der nächste Aufreger" daher und dieses Denkmal ist dann vergessen.
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  • haas-hyr@t-online.de
    Sind solche "Helden"-Denkmäler noch zeitgemäß? Der Kriegsalltag an der deutschen Ostfront kannte keine Helden. Täter und Opfer sind nun gleichermaßen geehrt. Und Angehörige, die um ihre Verstorbenen trauern wollen, bekommen noch wenigen Jahrzehnten erklärt, dass ihre Grabstätte aufgelöst wird - die der zweifelhaften Helden bleibt stehen.
    Wenn aber solche Animositäten bestehen, wäre es wohl besser, man pflanzt um das Krieger-"Denkmal" herum Efeu oder wilden Wein und lässt so ein derartiges Heldentum aus dem Blickfeld geraten. Mehr Mühe ist ein solches "Denkmal" nicht wert.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Jede Gemeinde listet stolz ihre Ehrenbürger auf.
    So wie besonders verdiente Leute zu Ehrenbürgern erklärt werden können sollte es auch Unehrenbürger geben. Zur Erinnerung an die Schandtaten besonders übler Verbrecher.
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  • richtig
    Besser alle Denkmale entsorgen. Wer weiß schon wie vielen Verbrechern sonst noch geduldig wird.
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  • flyarcus@gmx.de
    Erbärmlich!!!
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  • gowell70@yahoo.de
    Isses jetzt erbärmlich, das Hinweis-Schild aufzustellen,
    um zu zeigen, dass dieses Thema endlich Mal aufgearbeitet wird,
    oder isses erbärmlich,
    dass der Bürgermeister
    den alten Käs' wieder aufkocht,
    oder isses erbärmlich,
    dass jemand an diesem Denkmal kratzt ?

    Ich bin der Meinung, dass das komplette Kriegerdenkmal entsorgt werden sollte, um Platz zu schaffen für ein aufrichtiges Erinnern, welches Leid und Elend bisher jeder Krieg für die Menschen gebracht hat.

    Aber ein Ehrenmal für Rassenideologie, nationalsozialistische Gesinnung und Parteigängertum, sowas braucht die Welt ganz sicher nicht.

    Bleibt die Hoffnung, dass der Gemeinderat und der Bürgermeister eine angemessene Lösung finden.
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  • flyarcus@gmx.de
    Das Denkmal soll bleiben, die Soldaten mussten ihren Dienst verrichten....manche genossen ihn regelrecht! Der Name vom Eddi muss weg. Erbärmlich ist das Verhalten der Gemeinde mit ihrem Bgm, unfähig die Schandtat zu entfernen.
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  • 2ostsee
    Mit der Entfernung des Namens, was unbedingt erfolgen muss, bleiben die Schandtaten bestehen.
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  • flyarcus@gmx.de
    @ostsee....aber der Eddi bekommt keinen Kranz mehr niedergelegt.... da sehe ich schon einen Unterschied. Keiner käme auf die Idee Adolf H. offiziell an einem Gedenkstein zu ehren?
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  • 2ostsee
    Auch ich bin für die Entfernung des Namens aber die Schandtaten des Arztes bleiben.
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  • stefan.behringer@web.de
    Das ist doch vom Gemeinderat erst einmal relativ vernünftig. Ab der Name jetzt vielleicht noch 1-2 Jahre länger drauf steht, macht das Kraut nun auch nicht fett. Hauptsache man distanziert sich aufrichtig von den Machenschaften des Kriegsverbrechers.
    So eine künstliche Empörung ist ja typisch für die heutige Zeit - man tut sich schwer, nicht gleich mit ins Empörungs-Horn zu blasen.
    Danke Herr Redakteur Fritz für die Berichterstattung - Sie haben einen wichtigen Stein ins Rollen gebracht, bevor es die Kollegen aus dem Boulevard tun.
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  • fuchsastefan@web.de
    Der Typ hat die Perversion wirklich durchgezogen. Von Anfang bis zum Schluss. Historiker sind sich heute einig, daß man problemlos hätte sich von "diesem Job" entbinden lassen können,ohne berufliche oder Karrieremässige Konsequenzen fürchten zu müssen.Mir fehlen die Worte.
    Name rausflexen. Sofort!
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  • fuchsastefan@web.de
    Wenn ich die letzten Feldpostbriefe meines Großvaters lese, kommen mir die Tränen. Die hatten nicht die Wahl.
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  • ToDietz@web.de
    Ganz einfach nur erbärmlich.

    Das furchtbare ist ja nicht, dass jahrzente lang nichts passiert ist, sondern wie sich Bürgermeister und Gemeinderat HEUTE rumwinden, um den Namen nicht löschen zu müssen.

    Dabei wäre es so einfach. Jemanden mit einer Flex kommen lassen und gut ist.

    Wie gesagt: Erbärmlich. Nichts aus der Geschichte gelernt. Offenbar alle noch (mindestens) tolle Mitläufer.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat Alfisti "Das furchtbare ist ja nicht, dass jahrzente lang nichts passiert ist, sondern wie sich Bürgermeister und Gemeinderat HEUTE rumwinden, um den Namen nicht löschen zu müssen."

    Das entspricht in keinster Weise der Wahrheit und steht auch so in den vergangenen Artikeln. Es ist keine Beleidigung wenn man sie auf ihre, möglicherweise unbewusst getätigte, Falschaussage hinweist! Schade, das wäre eigentlich Aufgabe der Mainpost gewesen!
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  • kej0018@aol.com
    Mein Vorschlag: Spachtelmasse in der Steinfarbe, Namensgravur verspachteln und ein Schild mit der Erklärung was in der Lücke stand und warum der Name gelöscht wurde.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Spachtelmasse blättert irgendwann ab und irgendein Hinweis wäre schon zu viel der Ehre für den Massenmörder.
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  • klafie
    wenn jemand wie dieser arzt noch ein denkmal gesetzt bekommt und dessen name verewigt wird, so kann man sich nur kopfschüttelnd fragen, was haben die räte zu der zeit eigentlich gedacht, als sie dieses denkmal verantworten mussten. hat man aus den schäden des 1000jährigen reiches nichts gelertnt, solche personen müsste man eigentlich doch ins nirvana schicken, um die menschen nicht mehr daran erinnern zu müssen, welche greueltaten dieser arzt begangen hat.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    ich finde das Vorgehen von Bürgermeister Ehrhard besonnen und es ist auch sehr aufrichtig, dass er zugibt, dass der Umgang mit dieser Sache die Gemeinde überfordert!

    Ihn und die Gemeinderäte jetzt anzugehen weil der Name nicht umgehehend herausgemeißelt wird ist scheinheilig! Man sollte eher die Frage stellen warum zumindest in den letzten "aufgeklärten" ca. 50 Jahren nichts geschehen ist (in mindestens den ersten zwei Jahrzehnten nach Kriegsende bis zu den "berühmten" 68ern wolle man oft nichts von Verbrechern wissen was auch viele Karrieren von überlebenden Kriegsverbrechern ermöglichte).

    Es ist gut sich zu beraten. Meißelt man den Namen vorschnell heraus wird sicher ebenfalls ein renomierter Fachmann finden der das nicht toll findet und von "Vertuschung" o.ä. spricht!

    Der Bgm. befindet sich in einer Zwickmühle für die er nichts kann. Letztlich wird er es niemanden recht machen können obwohl der Bürgermeister die Taten aufs schärfste veurteilt und selbst darüber erschrocken ist.
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  • tutschku@gubus.de
    Andernorts konnte man übrigens lesen, dass dieser Wirths Vorgesetzter von Josef Mengele war.
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