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Geroldshausen
KZ-Arzt Wirths am Ehrenmal: Auschwitz-Überlebende sind empört
Eduard Wirths war eine der zentralen Figuren in Auschwitz. Er wird auf dem Kriegerdenkmal in Geroldshausen geehrt. Was das Internationale Auschwitz Komitee jetzt fordert.
Das Kriegerdenkmal in Geroldshausen (Lkr. Würzburg): Unter den Namen der Gefallenen von 1939 bis 1945 wird in der vorletzten Zeile auch Dr. Eduard Wirths (links unten im Bild) aufgeführt. Wirths ist aber nicht im Krieg gefallen. Er war als leitender KZ-Arzt in Auschwitz mitverantwortlich für den Völkermord.
Foto: Thomas Fritz | Das Kriegerdenkmal in Geroldshausen (Lkr. Würzburg): Unter den Namen der Gefallenen von 1939 bis 1945 wird in der vorletzten Zeile auch Dr. Eduard Wirths (links unten im Bild) aufgeführt.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Unter den 25 Gefallenen des Zweiten Weltkrieges wird auf dem Kriegerdenkmal in Geroldshausen (Lkr. Würzburg) seit fast 70 Jahren auch Eduard Wirths aufgeführt. Wirths war von 1942 bis 1945 leitender Standortarzt in Auschwitz und hatte "im mörderischen Räderwerk des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau eine entscheidende Rolle", schreibt Christoph Heubner, Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, in einer Pressemitteilung. 

Heubner stellt klar: "Wirths ist auch nicht gefallen oder gilt als vermisst, sondern starb im September 1945 an den Folgen eines Suizid-Versuches im britischen Internierungslager Staumühle, in dem in diesen Monaten zahlreiche NS-Kriegsverbrecher inhaftiert waren." Mit der Pressemitteilung reagiert das Internationale Auschwitz Komitee, in welchem sich Organisationen, Stiftungen und Holocaust-Überlebende aus 19 Ländern zusammengeschlossen haben, auf die Berichterstattung dieser Redaktion über den Umgang mit der Geschichte Wirths in seinem Heimatort Geroldshausen. 

Wirths ist für den Völkermord in Auschwitz mitverantwortlich

Eduard Wirths, der 1934 auf eigenen Wunsch in die SS eingetreten war, habe später an der Rampe im Lager Birkenau tausende jüdische Frauen, Kinder und Männer ins Gas geschickt oder von den ihm untergebenen Ärzten ins Gas schicken lassen. Als Mitorganisator von Auschwitz sei er für den dort verübten Völkermord mitverantwortlich, so Heubner weiter.

"Für Auschwitz Überlebende ist die Ehrung dieses Menschen auf dem Ehrenmal seiner Heimatgemeinde nicht nur eine historische Lüge, die sie entsetzt und empört, sondern auch ein trauriges und symptomatisches Zeichen dafür, wie schwer es mancherorts Menschen in Deutschland bis heute fällt, sich ehrlich und schonungslos mit der nahen mörderischen Vergangenheit und dem Leid der Opfer auseinanderzusetzen."

Internationales Auschwitz Komitee fordert eine ehrliche Aufklärung

An diesem Dienstag möchte der Gemeinderat in Geroldshausen darüber diskutieren, wie er jetzt mit dem Kriegerdenkmal umgehen will. Heubner fordert "eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Lebensweg Eduard Wirths". So könnten nicht nur in Geroldshausen junge Menschen lernen, "wie man in antisemitischen Hass hineingerät und was aus ihm erwachsen ist und erwachsen kann", heißt es in der Pressemitteilung des Internationalen Auschwitz Komitees. 

 
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  • kej0018@aol.com
    Was ich nicht begreifen kann: warum hat es fast 70 Jahre gedauert, bis jemand daran Anstoss genommen hat?
    Was ich noch weniger begreifen kann sind einige, gottseidank wenige, Kommentare hier im Forum, die einfach nur widerwärtig sind.
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  • mausschanze
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  • Albatros
    Einigen Foristen wäre es recht, wenn derartige Gedenktafeln von Gefallenen vollständig entfernt werden, denn in deren Augen war auch jeder Soldat ein Nazi. In jedem Fall hat dieser KZ-Arzt Wirths hat auf dieser Tafel nichts zu suchen, denn er war wirklich ein Nazi und Mörder und hat keinen Anspruch darauf, dass man seiner gedenkt.
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  • th.faust@gmx.de
    Ich kann in keinem Kommentar lesen, dass alle Denkmäler abgebaut werden sollen und dass alle Soldaten Nazis waren. Ganz im Gegenteil.
    Aber von Ihnen habe ich keinen anderen Kommentar erwartet.
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  • Arcus
    Mord verjährt nicht. Erst recht nicht Massenmord. Einem Mörder, der sich feige durch Selbstmord der Verantwortung entzogen hat, darf nicht das Mäntelchen eines gefallenen Soldaten, der sich oft nicht freiwillig in die Kriegsmaschenerie der Nazidiktatur begeben hat, umgehängt werden. Von den vielen Opfern der Nazigewaltdiktatur ganz zu schweigen.
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  • Galka
    Dieses Denkmal steht doch bestimmt schon lange und es sind wahrscheinlich auch schon viele
    Gedenkkränze dort abgelegt worden .Plötzlich hat mal jemand die ganzen Namen richtig durchgelesen.
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  • 2ostsee
    Dem Bürgermeister und seinen Gemeinderät*innen empfehle ich eine Bildungsreise nach Auschwitz
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  • peterlesbub
    Eindeutig muss der Name entfernt werden.
    Spätestens dann, wenn die Neonazis dort Kränze bei erlaubten Demos niederlegen.
    Ist Geroldshausen dann das neue Wunsiedel, das lange dem braunen Spuk Widerstand leistete, aber diese unappetitliche Sache jahrelang nicht in der Griff bekam ?
    Der Gemeinderat sollte das in seine Überlegungen mit einbeziehen.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Lasst doch endlich die Toten ruhen, sowohl Opfer als auch Täter! Ständig das erneute Aufwühlen sollte unterbleiben!
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  • 2ostsee
    Das kann nicht ihr Ernst sein ! Ein Schlag ins Gesicht der wirklichen Opfer und das soll man ruhen lassen?
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Mein Name ist nicht Ernst, doch ich meine das ernst!!!
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  • 2ostsee
    Kleinlich bei der Rechtschreibung, großmütig bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
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  • ToDietz@web.de
    Schämen Sie Sich!
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wüsste nicht wofür, nur weil ich der Meinung bin man sollte endlich mal Ruhe mit der ganzen Hetze geben???
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  • komsan
    Mich nervt das auch total jedesmal dieses blöde nachgekarte. Das das nicht Ok war weiss jeder, aber irgendwann muss mal Schluss sein damit. Wir leben in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit. Es heisst jetzt nach vorne schauen. Bin mal gespannt bis wann die Angehörigen ihre Namen ablegen müssen wie es ja bei vielen Strassennamen bereits geschehen ist bzw geschehen soll. Was die USA im Vietnam oder Irak gemacht haben war auch nicht in Ordnung, nur da lässt man alles ruhen.
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  • gowell70@yahoo.de
    Dieses "blöde Nachgekarte", wie Sie es nennen, empfinde ich als zwingend notwendig, um aus dem Fehlverhalten in der Vergangenheit zu lernen und um zu verhindern, dass in Zukunft solche Verbrechen keine Chance mehr haben.

    Und ja, Sie haben Recht, Deutschland ist bei weitem nicht die einzige Nation, die sich schuldig gemacht hat.

    Selbstverständlich wäre es angemessen, wenn auch die USA ihre Kriegsverbrechen als solche sehen würden,
    natürlich täte die Türkei gut daran, den Völkermord an Armeniern und Kurden historisch richtig einzuordnen
    und für China wäre es auch keine Schande, das Unrecht gegenüber Tibet oder dem uigurischen Volk einzugestehen und zu beenden.

    Aber die Haltung, die Sie fordern, es den anderen in Ignoranz gleichzutun, diese Haltung will ich nicht.
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  • gowell70@yahoo.de
    ...der erste Absatz ist leider etwas verhunzt, ich korrigiere:
    ...und um zu g e w ä h r l e i s t e n , dass in Zukunft solche Verbrechen keine Chance mehr haben.
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  • johannes-fasel@t-online.de
    @GWM: Freud'scher Versprecher/Verschreiber ???
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  • gowell70@yahoo.de
    Nö, deshalb korrigiert 🤷🏻‍♂️
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  • johannes-fasel@t-online.de
    @GWM: Sorry. War ein Missverständnis. Meine obige Antwort kann gelöscht/vergessen werden.
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