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Würzburg
Brose will Standort in Würzburg schließen: Rund 2000 Menschen demonstrierten in der Innenstadt – auch OB Schuchardt
Gegen den geplanten Stellenabbau und die Werksschließung in Würzburg des Automobilzulieferers Brose: Alle Bilder der Demonstration in der Innenstadt.
Ungewöhnlich viele selbstgebastelte Plakate waren am Samstagnachmittag bei der Demo gegen die Schließung des Brose-Werks in Würzburg zu sehen.
Foto: Patty Varasano | Ungewöhnlich viele selbstgebastelte Plakate waren am Samstagnachmittag bei der Demo gegen die Schließung des Brose-Werks in Würzburg zu sehen.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 19.02.2025 02:37 Uhr

Mit lauten Trillerpfeifen und vielen selbstgebastelten Plakaten zogen am Samstagnachmittag mehr als tausend Menschen durch die Würzburger Innenstadt. Anlass waren die drei Tage zuvor öffentlich gewordenen Pläne des Automobilzulieferers Brose, knapp 1400 Stellen zu streichen und den Standort Würzburg zu schließen.

Aufgerufen zum Demonstrationszug hatte die Gewerkschaft IG Metall. Laut Polizei nahmen rund 1500 Beschäftigte der Brose-Standorte Würzburg, Coburg und Bamberg, Freunde und Familienmitglieder daran teil. Der Veranstalter sprach sogar von 2500 Menschen. Auch Würzburgs noch amtierender Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) war vor Ort.

Am unteren Markt in Würzburg wurde es während der Redebeiträge richtig laut

Gegen 14.30 Uhr startete die Demonstration vor dem Würzburger Hauptbahnhof. Beim gemeinsamen Marsch durch die Innenstadt kam, dank der unzähligen Plakate, die Wut, Frust und Enttäuschung über die drohende Schließung des Würzburger Werkes zum Ausdruck. Aber auch Appelle an Konzernchef Michael Stoschek und seine Familie, den Standort und die Arbeitsplätze zu erhalten wurden laut.

Fotoserie

Bei der Abschlusskundgebung am unteren Markt gedachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Schweigeminute der Opfer des mutmaßlichen Anschlags auf die Verdi-Demonstration am Donnerstag in München. Anschließend folgten verschiedene Redebeiträge. Rudi Baumeister, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender des Brose-Werks, fühlt sich ins Frühjahr 2005 zurückversetzt, als Siemens VDO die Produktion nach Tschechien verlagern wollte. "Damals haben wir alle zusammengehalten, um gemeinsam um den Standort zu kämpfen", sagte Baumeister. "Wir haben einem Weltkonzern die Stirn geboten und werden auch dem Alleinherrscher Herrn Stoschek die Stirn bieten."

Damals wie heute gibt es große Unterstützung aus der Politik. Bayerns Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (CSU), die Schweinfurter CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber, die beiden Landtagsabgeordneten Patrick Friedl (Grüne) und Volkmar Halbleib (SPD), sowie Mitglieder des Würzburger Stadtrats und Kandidatinnen und Kandidaten der anstehenden Bundestags- und OB-Wahlen standen bei der Kundgebung Schulter an Schulter in der ersten Reihe.

IG Metal kündigt an notfalls mit voller Härte gegen Brose vorzugehen

Stellvertretend für die Politiker sprach Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU). "Eine ganze Stadt und eine ganze Region wird sich dafür stark machen, dass der Standort erhalten bleibt." Als zweitgrößter gewerblicher Arbeitgeber der Stadt sei Brose sehr wichtig für die Standortqualität. Es könne nicht Inhalt sozialer Marktwirtschaft sein, "Standorte aufzugeben oder abzuschreiben, um die Erträge an anderer Stelle zu steigern", so Schuchardt.

Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, freute sich in einer kämpferischen Rede über die Zeichen der Solidarität. Die Gewerkschaft werde Brose zu Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag mit Sicherung der Arbeitsplätze "mindestens über das Jahr 2030 hinaus" auffordern. Sollte sich der Konzern diesen Verhandlungen verweigern, "dann werden wir zu Arbeitskampfmaßnahmen greifen. Wenn nötig, auch mit voller Härte."

Der Betriebsratsvorsitzende Yves Weinberger betonte zum Abschluss: "Wir wollen verhandeln, aber der Standort Würzburg ist nicht verhandelbar." Er forderte die Anwesenden auf, ihre Plakate auf keinen Fall wegzuwerfen: "Die brauchen wir alle noch."

 
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  • Erich Spiegel
    Fortsetzung meines Kommentars: Mit 8% Lohnforderungen kann man die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nicht verbessern. Das sollte die Gewerkschaft mal kapieren und es seinen Mitgliedern schonend beibringen. Der Bau von Tesla in Grünheide und die LNG Terminals an der Ostsee zeigt, dass Deutschland auch schnell sein kann, wenn die Bürokratie auf ein Minimum reduziert wird. Leider wollen die Grünen und Linken die Bürokratie noch erhöhen. In Schleswig-Holstein ist der Versuch der Politik gescheitert überzogene Bürgerbeteiligung zurück zu drängen. Es kann nicht sein, dass notwendige Ansiedlung von Industrie verhindert wird. Wenn die Wende bei der Industrie nicht klappt sind wir bald abhängige Kolonie von China. Mit Frau Weidel und Hr. Krah als neues Traumpaar in der Staatsführung wie einst Erich u. Margot Honecker. Weidel und Krah haben ja beste Beziehungen zu China. Vermutlich gibt es auch einige Überläufer von der CSU, die China toll finden (siehe MainPost Bericht).
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  • Peter Koch
    Die 8% verteilten sich auf 2 Jahre. Wann kapieren Sie das endlich. In 2023 lag die Inflation bei 5,9% und 2024 bei 2,2%.
    Also ergaben die 8% Lohnerhöhung noch nicht mal einen Inflationsausgleich.
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  • Dietmar Eberth
    Verbreiten Sie keine Falschinformationen. Im letzten Jahr gab es eine Lohnerhöhung von 5,2%.
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  • Jonas Hörning
    Herr Eberth, verbreiten Sie keine Falschinformationen. Letztes Jahr gab es keine 5,2% mehr Entgelt in der M+E Industrie.
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  • Dietmar Eberth
    Stimmt, ich hab das mit dem vorletzten Jahr verwechselt.

    Letztes Jahr (2024) gab es eine Lohnerhöhung von 3,3% und im vorletzten Jahr (2023) gab es die 5,2% Lohnerhöhung. (Es bleibt aber dabei, in keinem Jahr gabe es eine Lohnerhöhung von 8% wie der Forenschreiber behauptet)
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  • Erich Spiegel
    gefordert wurden aber 8%. (siehe igmetall.de "Warum wir 8 Prozent mehr Geld fordern"). Völlig "Gaga" in der jetzigen Situation
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  • Dietmar Eberth
    Forderungen sind Forderungen und Abschlüsse sind Abschlüsse. Sie gehen doch auch bei ihren persönlichen Lohnverhandlungen mit ihrem Arbeitgeber mit einer höheren Forderung in das Gespräch. Die einen gehen dann etwas runter von ihren Forderungen und die anderen gehen etwas rauf mit ihrem Angebot. So ist nun mal das "Spiel" bei Lohnverhandlungen und jeder hat ein kleines Erfolgserlebnis.

    Vereinbarte Lohnerhöhungen (Abschlüsse):
    2023: 5,2%
    2024: 3,3%
    2025: 2,0%
    2026: 3,1%

    "In der Metall- und Elektro­industrie insgesamt stiegen die tarif­lichen Monats­gehälter von 2016 bis 2023 um insgesamt 19,1 % . Die Verbraucher­preise stiegen im gleichen Zeitraum um 22,8 %."
    https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/Tarifverdienste-Tarifbindung/TDB/_TDB/tarifinfo-metall-elektro.html

    Alles in allem sind das moderate Lohnabschlüsse.
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  • Dietmar Eberth
    "Leider wollen die Grünen und Linken die Bürokratie noch erhöhen. In Schleswig-Holstein ist der Versuch der Politik gescheitert überzogene Bürgerbeteiligung zurück zu drängen."

    In Schleswig-Holstein regiert die CDU.

    In Brandenburg (Tesla Werk) regiert SPD, mal mit Beteiligung von Grüne, mal mit Linke mal mit CDU jetzt mit BSW.

    Irgendwie passt ihre Behauptung mit " Grüne und Linke sind an allem Schuld" nicht mit ihren Beispielen Teslawerk und Schleswig-Holstein zusammen. Sie sollten Ihre Argumente nochmal überdenken oder bessere Beispiele bringen.
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  • Maximilian Henke
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Erich Spiegel
    Mit der Krise von 2005 ist die heutige Krise nicht vergleichbar. Heute ist sie dramatisch schlechter. Schwellenländer wie China und Indien spielten damals
    keine Rolle. Heute sind sie technisch auf Augenhöhe aber viel preiswerter. Star der Entwicklung ist China, das mit cleverer Strategie, aber auch unfairen Methoden den Westen, vor allem Europa wirtschaftlich in die Ecke drängt. Wie China klotzt, während wir kleckern zeigt sich am Beispiel der Stadt Shenzen. Vor 35 Jahren kleiner als Schweinfurt, heute 12 Millionen Einwohner. Zum Vergleich: Thüringen hat 2 Mio. Wieviel Beton wurde in Shenzhen für Krankenhäuser, Wohnungen, Straßen, etc. wohl verbaut? Langfristig muss Standort D wieder wettbewerbsfähig werden. Mit Demos kann man die Entwicklung verzögern, aber langfristig nicht verhindern. Wahrscheinlich kommt Brose mit seiner Maximalforderung nicht durch. Es gibt einen Kompromiss d.h. 1/3 Stellenabbau. Wenn die Wettbewerbsfähigkeit ausbleibt geht der Abbau die nächsten Jahre weiter.
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  • Dietmar Eberth
    Sie vergleichen den Bausektor von Deutschland mit einem Land das fast 20x soviel Einwohner hat. Da ist natürlich alles größer (und schöner) und wird mehr Beton verbaut.

    Aber auch da ist nicht alles Gold was glänzt. China befindet sich seit Jahren in der größten Immobilienkrise aller Zeiten. In Städten wie Shenzhen bekommt ein Neumieter sogar eine Prämie (negative Anzahlung).
    https://finanzmarktwelt.de/china-immobilien-krise-jetzt-negative-anzahlungen-272960/
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  • Erich Spiegel
    Dietmar Eberth: Was juckt das die chinesische Regierung wie es der Bevölkerung geht? Die haben ihr Volk im eisernen Griff. Hauptsache, die Wirtschaft brummt, ohne Rücksicht auf Mensch und Natur. Und Hauptsache ihre Strategie geht auf. Wie die Strategie aussieht, siehe MainPost Bericht ""Bizarre Nähe" von Bayerns Regierung: Journalist aus Unterfranken über Chinas geheimes Netzwerk in Deutschland."
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  • Dietmar Eberth
    "Die [China] haben ihr Volk im eisernen Griff. Hauptsache, die Wirtschaft brummt, ohne Rücksicht auf Mensch und Natur."

    Und das wünschen Sie sich auch für Deutschland? Ich lebe sehr gerne in Deutschland und wüsste nicht viele andere Länder wo ich auch gerne Leben würde. Vielleicht die Nordischen Ländern wie Schweden, Norwegen, Dänemark oder vielleicht. Und trotz allem Wirtschaftswachstum gehört China definitiv nicht dazu.
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  • Alfred Nowak
    Und welches Unternehmen wird das nächste sein? Bei der ideologischen und träumerischen Endscheidungen und Gesetze der Bundesregierung und den verkrusteten Bürokratieapparat geht die Deindustrialisierung in Deutschland leider weiter! Andere Länder um uns herum freuen sich.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Abwarten, die Herren Rösch und Nembach.
    Globalisierung ist leider nicht nur ein trendiges Buzzword. Und mit dem Elefanten Trump im Porzellanladen der Weltwirtschaft werden die Bandagen immer noch härter werden. Da sind sogar 2000 Existenzen in Würzburg leider sprichwörtlich pea nuts.
    Schön ist anders.
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  • Roland Rösch
    Haben wir unser Selbstwertgefühl verloren ? Amerika sehe ich persönlich mit dieser unfähigen Milliardärs Regierung auf einen sehr schlimmen Weg in einer Krise und die merkt man schon in 2-3 Jahren . Kochen wir unsere eigene Suppen da weiß man was drin ist und jeder wird satt.
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  • Alfred Nowak
    Von was träumst Du? Wenn wir denken wir können gegen die wirklichen Player in der Welt wie USA, China, Russland, Indien, Brasilien, …. unser eigenes „Süppchen“ kochen, dann gute Nacht Deutschland und Europa.
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  • Walther Prinz
    Russland ist nur militärisch gesehen eine Großmacht. Wirtschaftlich ist es in der Reihe der o.g. Staaten nichts zu suchen. Außer Rohstoffen hat es für den Weltmarkt nämlich nichts zu bieten.
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  • Alexander Hopf
    Demo hilft nichts!!
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  • Roland Rösch
    Rumsitzen und alles kampflos hinnehmen hilft Nix und ist voll die falsche Einstellung von ihnen . Vielleicht hatten sie noch nie für ihren Arbeitsplatz kämpfen müssen,sind sie froh Herr Hopf
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