
1400 Beschäftigte in Würzburg müssen um ihren Job bangen: Das Würzburger Werk des Automobilzulieferers Brose steht wohl vor der Schließung. Jetzt wurde deutlich: Das endgültige Aus für den Standort könnte 2027 kommen.
Betriebsrat und IG Metall teilten am späten Dienstagabend mit, dass die Leitung des Coburger Konzerns Veränderungen der Strukturen des Unternehmens prüfe, "die langfristig zur vollständigen Aufgabe des Standorts führen könnten". Aus der Konzernzentrale wurde dies am Mittwoch im Kern bestätigt.
Brose: "Zunehmend defizitärer" Standort Würzburg steht aktuell "auf dem Prüfstand"
Damit stehen laut Gewerkschaft 1380 Arbeitsplätze am Brose-Standort Würzburg auf dem Spiel. Die IG Metall und der Betriebsrat kritisieren die Pläne scharf und fordern ein klares Bekenntnis zur Region und zu den Beschäftigten.
Das Unternehmen selbst teilte am Mittwoch auf Anfrage mit, "der zunehmend defizitäre Standort Würzburg" stehe auf dem Prüfstand. Der Verwaltungsrat erwäge, sich auf die beiden anderen fränkischen Werke in Coburg und Bamberg zu konzentrieren. Sollte Würzburg geschlossen werden, dann werde Beschäftigten in der Verwaltung eine Übernahme an anderen Standorten angeboten.
Wie es in der Mitteilung von Brose weiter heißt, hat Konzern-Gesellschafter Michael Stoschek am vergangenen Freitag die Betriebsratsvorsitzenden der fränkischen Werke über diese Pläne informiert. Im Kern gehe es darum, konzernweit die Kosten zu drosseln. "Dazu gehört die Reduzierung unserer weltweiten Standorte."
"Der Verlust eines so bedeutenden Arbeitgebers ist ein Schlag ins Gesicht", betont Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg. Für Yves Weinberger, Betriebsratsvorsitzender von Brose in Würzburg, "ist die Katze jetzt aus dem Sack".

Der Ball liege im Moment beim Brose-Verwaltungsrat. Doch der dominierende Brose-Gesellschafter Stoschek werde den Daumen über Würzburg senken, ist sich Weinberger sicher. "So eng war es für den Standort noch nie." Er werde aber weiter für den Standort kämpfen.
Brose-Mitarbeiter: Es herrscht "richtige Wut" im Betrieb
Ein langjähriger Mitarbeiter von Brose in Würzburg, der namentlich nicht genannt werden will, zeigte sich gegenüber dieser Redaktion "richtig geschockt". Unter den Beschäftigten habe am Dienstag teilweise "richtige Wut" über die Schließungspläne geherrscht.
Der Konzern mit derzeit etwa 32.000 Beschäftigten weltweit hatte bereits im Dezember weitgehende Sparpläne ins Gespräch gebracht, nachdem der Umsatz mit 7,7 Milliarden Euro drei Prozent unter dem des Vorjahres gelegen hatte. Schon im Sommer 2024 hatte das Unternehmen angekündigt, vorwiegend in der Verwaltung Stellen abbauen zu wollen.
In einem ersten Schritt sollten laut Geschäftsführung deutschlandweit 2025 rund 700 Jobs wegfallen. In Coburg und Bamberg seien jeweils rund 200 und in Würzburg 120 Stellen betroffen, hieß es damals. In Würzburg sitzt der Geschäftsbereich Antriebe, der in diesem Segment weltweit die Produktion steuert. Im angegliederten Werk wiederum werden unter anderem Elemente für Autotüren und -sitze hergestellt.
Seit 20 Jahren gelte für die Würzburger Belegschaft ein sogenannter Ergänzungstarifvertrag, der bis Ende 2026 betriebsbedingte Kündigungen ausschließe, hieß es Ende 2024 aus dem Unternehmen. Danach werde die Schließung wohl Wirklichkeit, sagte Betriebsratsvorsitzender Weinberger.
Betriebsversammlung bei Brose und Demonstration der IG Metall geplant
Der Betrieb gehört zu den größten industriellen Arbeitgeber in der Universitätsstadt Würzburg. Er ging laut Brose 2008 in Betrieb. Kunden sind unter anderem VW, Audi, ZF, BMW und Bosch.
Der IG Metall zufolge wird es an diesem Donnerstag um 9.30 Uhr eine Betriebsversammlung im Würzburger Werk geben. Für Samstag, 15. Februar, sei ab 14.30 Uhr eine Demonstration am Hauptbahnhof vorgesehen mit anschließendem Protestzug durch die Innenstadt. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt teilte am Mittwoch mit: "Die Stadt Würzburg steht an der Seite der Brose-Belegschaft."
Damit reduziert sich die Betrachtung für mich auf die Unternehmens- und letztlich auf die Unternehmerentscheidung - und die ist - wie auch in vielen anderen Fällen - zutiefst egoistisch. Da verblasst dann auch die ansonsten medial oft dargestellte Gönnerschaft von Familie Stoschek für soziale, sportliche oder andere gesellschaftliche Zwecke.
Unsere Premium Industrie hat das nur in ihrer Selbstzufriedenheit zu spät gemerkt und sich auf den eigenen Lorbeeren zu lang ausgeruht. Deswegen verkaufen sich unsere veralteten, überteuerten Karren nicht mehr, auch nicht die Verbrenner.
Die folgen sehen wir jetzt. Daran wird auch die Aufhebung eines Gesetzes nichts ändern, welches sowieso erst in 10 Jahren in Kraft tritt.
Komisch, nicht wahr - ein solches Verbot in den USA. Warum wohl gibt es das dort?
Aber ich glaube die Gründe würden Sie nur verunsichern, und nicht in Ihr antiquiertes Weltbild reinpassen...
vielen Dank für Ihren Kommentar. Leider entspricht der Kommentar nicht unseren Richtlinien. Belegen Sie Ihre genannten Fakten bitte mit einer Quelle. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
mit besten Grüßen
Ihr mainpost.de-Team
Man kann davon halten, was man will, aber weltweit betrachtet ist die Elektromobilität auf dem Vormarsch, und das wird sich auch nicht mehr aufhalten lassen. Da kann sich Deutschland noch so sehr nach der "guten alten Zeit" sehnen...
Wenn dazu noch die Wirtschaft insgesamt den Bach runter geht und immer mehr Leute entlassen werden, sich also kein neues Auto mehr leisten können, ist das noch schlechter für Brose.
Wer ist verantwortlich für den Niedergang der deutschen Wirtschaft? Die verfehlte Politik der letzten 10-15 Jahre. Und ja, da war auch die CDU beteiligt -und die SPD. Beschleunigt hat sich das aber in den letzten drei Jahren unter rot-grün(gelb).
Die Transformation unserer Mobilität läuft schon seit Jahren, nur haben unsere bequemen Aufsichtsräte, Vorstände und auch die Gewerkschaften versäumt auf diese einzugehen.
Es hat ja immer fette Gewinne gegeben , und ständige Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzung bei vollen Lohnausgleich waren in der Industrie die Regel.
Jetzt einen Sündenbock zu suchen ist nicht redlich, sondern einfach endlich mal den Hintern heben und die längst überfälligen Reaktionen auf eine sich ändernde Mobilität durchführen.
Jetzt nur nach der Politik rufen ist nicht die alleinige Lösung, oder wer hat gerufen wenn es rund lief und Milliarden verdient worden sind?
Ich denke der Gesellschafter muss nicht am Hungertuch nagen.
Das Problem ist, dass sich bei unseren Herstellern alle Antriebsarten, also auch die Verbrenner, schlecht verkaufen. Bei Audi nimmt das dramatische Züge an. Dort wird schon diskutiert, ob überhaupt die Marke noch fortbestand hat.
https://www.focus.de/auto/news/autoabsatz/deutsche-hersteller-in-der-krise-vw-tochter-audi-am-ende-auto-experten-analysieren-was-der-marke-fehlt_id_260710096.html
Alles auf Elektro stimmt dort eher nicht. Eher alles auf überfette SUV.
Die deutsche Autoindustrie hat insgesamt ein Absatzproblem, aus bekannten Gründen. Das schlägt bei Zulieferern wie Brose voll durch.
Produkte die sich schlecht verkaufen, gründen auf falscher Modellpolitik. Die Entscheidungen dazu traf und trifft das Management. Sonst niemand.
Scheinbar wissen sie, wie es besser geht und mit den immensen Gewinnen könnte die Gewerkschaftskasse aufgebessert werden. Zudem könnten die Arbeitnehmer endlich angemessen und nach Vorstellung der IGM bezahlt werden.
Da müsste die Dynastie Brose aber erstmal die Bereitschaft zum Verkaufen ankündigen. Und ob die Dynastie auch bereit wäre den Kundenstamm mit zu verkaufen ist mehr als fraglich.
Vergleichen sie doch mal das einkommen eines "ungelernten" mit dem einer Krankenschwester.
Nur wenn die Krankenschwester ein "Werkstück" vermasselt ist der Schaden im Vergleich zu einem Stück Metall oder Kunststoff erheblich von der rechtlichen Konsequenz ganz zu schweigen.