zurück
Würzburg
"Böses wird nicht mit Bösem überwunden": So lief der Gedenkgottesdienst anlässlich der Würzburger Messerattacke
Mit einem Gottesdienst in der Würzburger Marienkapelle gedachten Gläubige der Opfer des Messerangriffs. Dabei wurde der Gedanke der Rache thematisiert - und wieder verworfen.
Zahlreiche Menschen gedachten am Samstagnachmittag bei einem Gottesdienst in der Marienkapelle in Würzburg der Opfer des Messerangriffs vom 25. Juni 2021.
Foto: Daniel Peter | Zahlreiche Menschen gedachten am Samstagnachmittag bei einem Gottesdienst in der Marienkapelle in Würzburg der Opfer des Messerangriffs vom 25. Juni 2021.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 12.02.2024 11:50 Uhr

Erholsame Ruhe und Raum zur Andacht boten die Mauern der Marienkapelle am Samstagnachmittag. Gut 100 Menschen waren gekommen, um in einer ökumenischen Feier der Opfer der Messerattacke am Barbarossaplatz zu gedenken, die am 25. Juni 2021 drei Menschenleben gefordert hatte.

Mit Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Jüdinnen und Juden und Vertretern der muslimischen Gemeinde beehrten für den Gottesdienst auch Gläubige unterschiedlicher Religionen das christliche Gotteshaus. Für Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) "ein Zeichen für das Zusammenstehen der Stadtgesellschaft in ihrer Bürgerkirche".

Fotoserie

Feier bietet Würzburger Betroffenen würdevollen Rahmen zum Innehalten

Die von Domkapitular Stefan Gessner und Dekan Wenrich Slenczka geleitete Veranstaltung bot darüber hinaus auch den Geschädigten, ihren Angehörigen und anderen direkt von der Tat Betroffenen einen Rahmen, sich an diesem besonderen Tag abseits des Stadttrubels zu besinnen. Damalige Schwerverletzte, zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Blaulichtorganisationen und Menschen, die sich dem Täter an jenem Junitag entgegenstellt hatten, saßen Seite an Seite und erlebten eine würdevolle Feier, die Denkanstöße gab, darin jedoch nicht überforderte.

Der Chor des Mainfrankentheaters bereicherte die Gedenkfeier in der Würzburger Marienkapelle mit seiner Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts 'Ave verum corpus (KV 618)' .
Foto: Daniel Peter | Der Chor des Mainfrankentheaters bereicherte die Gedenkfeier in der Würzburger Marienkapelle mit seiner Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts "Ave verum corpus (KV 618)" .

Das Ereignis habe die "Stadt ins Herz getroffen" brachte Christian Schuchardt in seiner einleitenden Begrüßung das kollektive Trauma auf den Punkt, das viele Würzburgerinnen und Würzburger auch ein Jahr nach dem Angriff des psychisch kranken Somaliers noch mit sich tragen. Es komme ihm so vor, "als sei die schreckliche Tat erst gestern geschehen". Für eine große Zahl an Menschen sei der 25. Juni 2021 zudem eine "existenzielle Zäsur", nach der das Leben nicht mehr so sei wie zuvor und für einige werde es auch nie wieder so sein, so Schuchardt.

"Manche denken an Rache, denken an kurzen Prozess, aber Böses wird nicht mit Bösem überwunden. Hass zu schüren gegen ganze Menschengruppen, das ist ein Missbrauch eines fürchterlichen Unglücks. Gott sei Dank haben wir einen Rechtsstaat."
Dekan Wenrich Slenczka

Frage nach dem Umgang mit dem Täter der Würzburger Messerattacke angestoßen

Wenrich Slenczka stellte die Frage, wie man nach solch einer sinnlosen Tat, mit seinem Schrecken darüber umgehen könne. Man dürfe zweifeln, man dürfe trauern und hadern darüber, was diesen Menschen angetan worden sei. Doch so schwierig wie es sei, sich das Leid der Opfer überhaupt vorzustellen, sei es auch, mit dem Täter umzugehen. "Manche denken an Rache, denken an kurzen Prozess, aber Böses wird nicht mit Bösem überwunden. Böses wird nicht mit Gleichem überwunden, darin sind wir uns einig. Hass zu schüren gegen ganze Menschengruppen, das ist ein Missbrauch eines fürchterlichen Unglücks. Gott sei Dank haben wir einen Rechtsstaat."

Ein Apell, dem sich alle Beteiligten anschlossen und wie Domkapitular Gessner betonten, dass die Würzburger Gemeinschaft in ihrem Schmerz füreinander einstehe. Als symbolische Weiterführung dieses Gedankens waren die Mitfeiernden des Gottesdienstes gegen Ende dazu eingeladen, in stillem Gedenken eine Kerze für die Opfer zu entzünden, "um Würzburg wieder hell werden zu lassen".

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Simon Hörnig
CDU
Christian Schuchardt
Feier
Gläubige
Josef Schuster
Messer-Attentate
Messerattacke Barbarossaplatz
Messerstechereien
Ökumene
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • J. B.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten