Erholsame Ruhe und Raum zur Andacht boten die Mauern der Marienkapelle am Samstagnachmittag. Gut 100 Menschen waren gekommen, um in einer ökumenischen Feier der Opfer der Messerattacke am Barbarossaplatz zu gedenken, die am 25. Juni 2021 drei Menschenleben gefordert hatte.
Mit Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Jüdinnen und Juden und Vertretern der muslimischen Gemeinde beehrten für den Gottesdienst auch Gläubige unterschiedlicher Religionen das christliche Gotteshaus. Für Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) "ein Zeichen für das Zusammenstehen der Stadtgesellschaft in ihrer Bürgerkirche".
Feier bietet Würzburger Betroffenen würdevollen Rahmen zum Innehalten
Die von Domkapitular Stefan Gessner und Dekan Wenrich Slenczka geleitete Veranstaltung bot darüber hinaus auch den Geschädigten, ihren Angehörigen und anderen direkt von der Tat Betroffenen einen Rahmen, sich an diesem besonderen Tag abseits des Stadttrubels zu besinnen. Damalige Schwerverletzte, zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Blaulichtorganisationen und Menschen, die sich dem Täter an jenem Junitag entgegenstellt hatten, saßen Seite an Seite und erlebten eine würdevolle Feier, die Denkanstöße gab, darin jedoch nicht überforderte.
Das Ereignis habe die "Stadt ins Herz getroffen" brachte Christian Schuchardt in seiner einleitenden Begrüßung das kollektive Trauma auf den Punkt, das viele Würzburgerinnen und Würzburger auch ein Jahr nach dem Angriff des psychisch kranken Somaliers noch mit sich tragen. Es komme ihm so vor, "als sei die schreckliche Tat erst gestern geschehen". Für eine große Zahl an Menschen sei der 25. Juni 2021 zudem eine "existenzielle Zäsur", nach der das Leben nicht mehr so sei wie zuvor und für einige werde es auch nie wieder so sein, so Schuchardt.
Frage nach dem Umgang mit dem Täter der Würzburger Messerattacke angestoßen
Wenrich Slenczka stellte die Frage, wie man nach solch einer sinnlosen Tat, mit seinem Schrecken darüber umgehen könne. Man dürfe zweifeln, man dürfe trauern und hadern darüber, was diesen Menschen angetan worden sei. Doch so schwierig wie es sei, sich das Leid der Opfer überhaupt vorzustellen, sei es auch, mit dem Täter umzugehen. "Manche denken an Rache, denken an kurzen Prozess, aber Böses wird nicht mit Bösem überwunden. Böses wird nicht mit Gleichem überwunden, darin sind wir uns einig. Hass zu schüren gegen ganze Menschengruppen, das ist ein Missbrauch eines fürchterlichen Unglücks. Gott sei Dank haben wir einen Rechtsstaat."
Ein Apell, dem sich alle Beteiligten anschlossen und wie Domkapitular Gessner betonten, dass die Würzburger Gemeinschaft in ihrem Schmerz füreinander einstehe. Als symbolische Weiterführung dieses Gedankens waren die Mitfeiernden des Gottesdienstes gegen Ende dazu eingeladen, in stillem Gedenken eine Kerze für die Opfer zu entzünden, "um Würzburg wieder hell werden zu lassen".