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Neuses/Würzburg
Mit knapp Anfang 30 "ins Kloster": Warum sich Maria Schmitt aus Neuses für ein Leben mit Gott entschieden hat
Im September 2023 legte die junge Ordensfrau ihre Ewigen Gelübde bei den Franziskanerinnen in Würzburg ab. Wie alles begann? Mit einer Reise vor vielen Jahren.
Schwester Maria Schmitt hat bei den Franziskanerinnen in Würzburg den Ort für sich gefunden, an dem sie ihren Glauben leben kann.
Foto: Patty Varasano | Schwester Maria Schmitt hat bei den Franziskanerinnen in Würzburg den Ort für sich gefunden, an dem sie ihren Glauben leben kann.
Rebecca Vogt
 |  aktualisiert: 12.06.2024 02:46 Uhr

Als Maria Schmitt in den Pfingstferien 2012 zusammen mit weiteren Mitgliedern der Pfarreiengemeinschaft Hofheim in einen Reisebus steigt und sich von den Haßbergen aus ins italienische Assisi, die Geburtsstadt des Heiligen Franz und der Heiligen Klara, aufmacht, ahnt die damals 18-Jährige nicht, dass diese Reise ihr Leben entscheidend beeinflussen wird. "Assisi war und ist für mich ein besonderer Ort. Ein Ort, der Ausstrahlung hat", sagt Schmitt. "Das Ganze hat mich irgendwie gerührt. Aber, von dem, was jetzt ist, wusste ich damals noch gar nichts."

Während sie das erzählt, sitzt die heute 30-Jährige an einem langgezogenen, massiven Esstisch in einem Haus im Würzburger Frauenland. Die Einrichtung ist schlicht, aber modern. Alles wirkt wie in einem ganz normalen Haushalt. Und doch ist die Lebensform, für die sich Schmitt entschieden hat, aus heutiger Sicht alles andere als das: Im vergangenen September legte die junge Frau, die gebürtig aus Neuses bei Bundorf stammt, ihre Ewigen Gelübde bei den Franziskanerinnen sf (societas francisci) ab.

Ein Leben entgegen klassischer Klostermauer-Vorstellungen

Gemeinsam mit zwei Mitschwestern lebt Schmitt in der Ordensgemeinschaft. Gleichzeitig ist die 30-Jährige als Gemeindereferentin im Pastoralen Raum "Würzburg Nord-Ost" tätig. Auf ihren Eintritt in den Orden werde sie in den dortigen Pfarrgemeinden des Öfteren angesprochen. "Viele können sich gar nicht vorstellen, wie wir leben", weiß Schmitt und ergänzt mit einem Schmunzeln: "Unser Leben hier ist auf jeden Fall entgegen der klassischen Klostermauer-Vorstellungen."

Im Gebets- und Meditationsraum der Würzburger Franziskanerinnen hängt das Kreuz von San Damiano, vor dem der Heilige Franz einst den Auftrag Christi vernahm, die dortige Kirche wiederaufzubauen.
Foto: Patty Varasano | Im Gebets- und Meditationsraum der Würzburger Franziskanerinnen hängt das Kreuz von San Damiano, vor dem der Heilige Franz einst den Auftrag Christi vernahm, die dortige Kirche wiederaufzubauen.

So tragen die drei Würzburger Franziskanerinnen zum Beispiel kein Ordensgewand, sondern Alltagskleidung. Zudem sind Schmitt und ihre Mitschwestern allesamt berufstätig. Sie würden so an den Orten und auf die Weise wirken, wie es ihrem Charisma entspricht. Die Gebetszeiten der Gemeinschaft – in der Regel morgens um 7.30 Uhr und abends gegen 18 Uhr oder 18.30 Uhr – sind flexibel, wie die 30-Jährige weiter erklärt, etwa wenn beruflich noch ein Abendtermin ansteht.

"Ich wusste, wenn ich diese Entscheidung nicht treffe, dann geht es halt so weiter, aber dann bin ich auch nicht wirklich glücklich."
Maria Schmitt, Ordensschwester

Der genaue strukturelle Rahmen unterscheide sich von Orden zu Orden. Es gebe natürlich zum Beispiel Gemeinschaften mit festen Gebetszeiten. "Da ist dann 5 Uhr früh fix und wird auch nicht geschoben. Das ist schon hart", sagt Schmitt und lacht. Was die Ordensgemeinschaften aber eint: "Wir leben alle dasselbe, dieselbe Sehnsucht. Wir setzen alles auf Gott, unser ganzes Leben."

Im Studium brach innerlich eine Welle an Grundfragen los

Einen Wink in Richtung dieses Lebens erhielt die gebürtige Neuseserin auf ihrer Reise mit der Pfarreiengemeinschaft Hofheim nach Italien. "Ich war damals auf der Suche und habe mich gefragt, was ich mit meinem Leben mache", erinnert sich Schmitt. "Nur eines war mir klar: Etwas Soziales sollte es werden." Durch die damalige Hofheimer Gemeindereferentin Ilse Waldenmeier sei sie schließlich während der Assisi-Fahrt auf den Gedanken gekommen, Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit zu studieren.

Im Nachhinein betrachtet, ein entscheidender Anstoß. "Im Studium ist so eine richtige Welle in mir losgebrochen", berichtet die heutige Gemeindereferentin und Ordensschwester. "Mir gingen dabei viele Grundfragen durch den Kopf: Wer bin ich? Wie will ich eigentlich leben? Das war eine ganz lange Auseinandersetzung in mir." Irgendwann sei dabei auch der Gedanke an ein Ordensleben aufgekommen.

"Am Anfang wusste ich nicht so recht, was ich davon halten soll", sagt Schmitt. Ordensschwestern oder -brüder habe sie zu dem Zeitpunkt nicht gekannt. "Ich habe aber immer wieder ein Ziehen in mir gespürt, das nicht nachgegeben hat und eine Entscheidung von mir gefordert hat. Ich wusste, wenn ich diese Entscheidung nicht treffe, dann geht es halt so weiter, aber dann bin ich auch nicht wirklich glücklich."

Auf die Suche nach einer Ordensgemeinschaft gemacht

Die junge Frau machte sich daher auf den Weg in Richtung Ordensleben und auf die Suche nach einer für sie passenden Gemeinschaft. Über einen Kurs an Ostern kam schließlich der erste Kontakt zu den Würzburger Franziskanerinnen zustande. "Interessanterweise war mir von Anfang an klar, wenn dieser Weg etwas für mich ist, dann soll es eine franziskanische Ordensgemeinschaft sein", sagt die 30-Jährige. Sie schätze, wegen der damaligen Eindrücke aus Assisi.

Am 16. September 2023 legte Schwester Maria Schmitt ihre Ewigen Gelübde ab. Als ausdeutendes Zeichen bekam sie dabei unter anderem die Heilige Schrift in die Hände gelegt.
Foto: Bruder Carsten Meister, Augustiner (Archivfoto) | Am 16. September 2023 legte Schwester Maria Schmitt ihre Ewigen Gelübde ab. Als ausdeutendes Zeichen bekam sie dabei unter anderem die Heilige Schrift in die Hände gelegt.

Die Würzburger Franziskanerinnen leben nach den drei Grunddimensionen: Contemplatio, Compassio und Communio. Gemeint sind damit die gemeinsame Ausrichtung auf und Sehnsucht nach Gott, die Verbundenheit zu allen Geschöpfen beziehungsweise zu allem, was lebt, und die mitschwesterliche Verbundenheit untereinander, wie Schmitt erklärt.

Letztendlich sei es noch einmal eine lange Auseinandersetzung gewesen, bis sie sich endgültig entschieden habe, sagt sie mit Blick auf ihre Anfänge bei den Franziskanerinnen. Mit Postulat, Noviziat und Juniorrat durchlief Schmitt schließlich fünf Jahre lang ihre Ausbildung in der Ordensgemeinschaft, ehe sie am 16. September 2023 ihre Ewigen Gelübde ablegte und sich damit für ein Leben in Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit entschied.

"Es ist für mich kein Verzicht", erklärt die 30-Jährige dazu. "Ich habe mich für diese Lebensform entschieden, auch wenn sie heutzutage entgegen aller vorgelebten Lebensformen ist." Nur wenige junge Menschen zieht es wie sie in eine Ordensgemeinschaft. Ob sie deswegen Angst hat, zu einer aussterbenden Art zu gehören? "Ich glaube ganz fest, dass das Evangelium nie ausstirbt", entgegnet Schmitt.

Der Bibelvers "Fürchte dich nicht" dient ihr als Kraftquelle

Für ihre Ewigen Gelübde hat sie den Vers "Fürchte dich nicht" ausgewählt. Eingraviert in einen Ring trägt sie das Wort aus der Bibel nun stets bei sich. "Es gibt mir ganz viel Kraft", sagt die 30-Jährige und erklärt, dass sie gerne auch junge Menschen dazu ermutigen möchte, "auf ihr Innerstes zu hören. Egal, welche Erwartungen und Vorstellungen von außen auf sie einprasseln. Dass sie den Mut haben, wenn eine Entscheidung ansteht, den Schritt auch zu gehen."

Die Bibel beziehungsweise das Wort Gottes begleitet Schwester Maria Schmitt in ihrem Alltag.
Foto: Patty Varasano | Die Bibel beziehungsweise das Wort Gottes begleitet Schwester Maria Schmitt in ihrem Alltag.

Zu ihrem eigenen, von den gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen abweichenden Weg, von Assisi bis zu den Würzburger Franziskanerinnen, sagt Schwester Maria: "Meine Entscheidung ist nichts, was vom Himmel gefallen ist. Sie ist verbunden mit meiner Lebensgeschichte und einer ganz starken Suchbewegung in mir. Angetrieben von der Sehnsucht nach Gott und dem Wunsch, den Ort zu finden, an dem ich meinen Glauben leben kann."

 
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