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Ochsenfurt
"Best Practice-Beispiele": Neuer Pflegetrakt an der Main-Klinik Ochsenfurt setzt Maßstäbe
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach befürwortet die Neuordnung der Krankenhauslandschaft, fordert aber mehr Gestaltungsspielraum für die Länder.
Bei der Einweihung des neuen Pflegetrakts an der Main-Klinik Ochsenfurt (von links): stellvertretender  Verwaltungsleiter Georg Sonnek, Landrat Thomas Eberth, Geschäftsführer Christian Schell, Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach, Architektin Birgit Braunschmidt, Ärztlicher Direktor Joachim Stenzel und Pflegedirektorin Susanne Saemann.
Foto: Manuel Reger | Bei der Einweihung des neuen Pflegetrakts an der Main-Klinik Ochsenfurt (von links): stellvertretender  Verwaltungsleiter Georg Sonnek, Landrat Thomas Eberth, Geschäftsführer Christian Schell, Bayerns ...
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 27.02.2025 02:38 Uhr

Ein Klinik-Neubau, von dem sich andere Krankenhäuser viel abschauen können - das zumindest ist die Einschätzung von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach nach einem kurzen Rundgang durch den neuen Pflegetrakt an der Main-Klinik in Ochsenfurt. Am Freitag wurde dieser nach vierjähriger Bauzeit feierlich eingeweiht. In Betrieb genommen werden die 52 Zimmer für insgesamt 98 Patientinnen und Patienten am 17. März.

Bei der Führung gaben Geschäftsführer Christian Schell, Pflegedirektorin Susanne Saemann und Chefarzt Joachim Stenzel der Ministerin einen Einblick in den hohen Aufwand, den man in der Planungsphase betrieben hatte, um den neuen Pflegetrakt für Patienten und Mitarbeitende optimal zu gestalten. Eigens wurde dafür das originalgetreue Modell eines Patientenzimmers aufgebaut, um Ärzten, Pflege-, aber auch Reinigungskräften die Gelegenheit zu geben, jedes Detail auf seine Praxistauglichkeit zu überprüfen. Die Ergebnisse reichen von der Anordnung der Türgriffe bis zu fahrbaren Schränken, die eine Verlegung von Patienten vereinfachen.

Mitarbeitende wurden aktiv in die Planung der Patientenzimmer mit einbezogen

"Es sind viele Kleinigkeiten, die uns das Leben erheblich einfacher machen", sagt Chefarzt Stenzel. Judith Gerlach schlägt deshalb vor, die "Best Practice-Beispiele" über die Bayerische Krankenhausgesellschaft anderen Kliniken nutzbar zu machen. "Es muss ja nicht jeder das Rad neu erfinden", so Gerlach.

Der neue Trakt ist der erste Bauabschnitt einer Generalsanierung, die noch weit bis ins nächste Jahrzehnt andauern wird. An die Vorgeschichte dieser Sanierung erinnern stellvertretender Verwaltungsleiter Georg Sonnek und Architektin Birgit Braunschmidt vom Würzburger Büro GKP Architekten. Ursprünglich sollten nämlich nur die Trinkwasserleitungen erneuert werden, weil sie den hygienischen Anforderungen nicht mehr genügten.

Bei dieser Gelegenheit wollte man den Zuschnitt der Patientenzimmer an heutige Bedürfnisse anpassen, stellte aber bald fest, dass dazu auch das Fundament des Altbaus hätte ertüchtigt werden müssen, so Braunschmidt. Deshalb hatten sich Abriss und Neubau letztlich als wirtschaftlichste Lösung erwiesen.

Wirtschaftlich, aber nicht billig: 36,9 Millionen Euro hat der Neubau insgesamt gekostet, sagt Klinik-Geschäftsführer Christian Schell. Erfreulich dabei: Die Kosten übertreffen die Berechnungen aus dem Jahr 2019 nur um fünf Prozent, obwohl der Baupreisindex im gleichen Zeitraum um über 30 Prozent angestiegen sei. 24,6 Millionen Euro davon erhält die Klinik als Zuschuss vom Freistaat, den Rest muss der Landkreis als Eigentümer des Hauses aufbringen.

Die Main-Klinik bedeutet hohe finanzielle Lasten für den Landkreis Würzburg

Das ist Anlass für Landrat Thomas Eberth, auf die Bedeutung der Main-Klinik für die Region hinzuweisen, aber auch auf die hohe finanzielle Belastung, die der Landkreis dafür auf sich nimmt. Auf über vier Millionen Euro werde das Defizit der Klinik im laufenden Jahr vermutlich anwachsen. Rechnet man die Umlage hinzu, die der Landkreis in den staatlichen Krankenhausfonds einbezahlt, dann seien es jährlich rund neun Millionen Euro, die der Landkreis in die medizinische Versorgung steckt.

Ministerin Judith Gerlach begrüßt deshalb die vom Bund verabschiedete Krankenhausreform, fordert aber mehr Handlungsspielraum der Länder bei deren Ausgestaltung. "Man kann eine Klinik in Hamburg nicht mit einem Krankenhaus im ländlichen Raum über einen Kamm scheren", sagt Gerlach. Sie setzt auf mehr Kooperation und sieht die Main-Klinik dabei auf einem guten Weg. Federführend habe die Klinik eine Strukturanalyse im Raum Würzburg/Kitzingen angestoßen, die Grundlage für eine effiziente Neuordnung der einzelnen Versorgungsleistungen unter den beteiligten Häusern sei. Diese Strukturanalyse ist auch der Grund, warum die weitere Generalsanierung der Klinik zunächst eine Pause einlegt. Ziel sei es, das Ergebnis abzuwarten, um nötigenfalls noch planerische Änderungen vornehmen zu können, sagt Geschäftsführer Christian Schell. 

In der Zusammenarbeit zwischen der Main-Klinik und der Klinik Kitzinger Land ist die Kooperation bereits vorangeschritten. In den kommenden Monaten soll in Kitzingen ein gemeinsam genutztes Herzkatheter-Labor eingerichtet werden, sagt der Ärztliche Direktor der Kitzinger Klinik und Kardiologe Frank Breuckmann.

Die Festlegung von Landrat Thomas Eberth auf die Zusammenarbeit mit der Kitzinger Klinik gilt als einer der Gründe für den Bruch zwischen ihm und dem langjährigen Vorstand des Landkreis-Kommunalunternehmens, Alexander Schraml. Schraml hatte die Generalsanierung der Klinik maßgeblich auf den Weg gebracht. Zur Einweihung des neuen Pflegetrakts war er nicht geladen. Gekommen ist stattdessen der bisherige Finanzreferent der Stadt Würzburg, Robert Scheller, der im April sein neues Amt als Vorstand des Kommunalunternehmens und Geschäftsführer der Main-Klinik antreten wird.

 
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  • Frank Stößel
    Die Kooperation von Klinik Kitzingen und Klinik Ochsenfurt zur Einrichtung des gemeinsam zu nutzenden Herzkatheder-Labors in Kitzingen ist ein wahrer Glücksfall. Zugleich ist das eine Blaupause für noch stärkere Zusammenarbeit unserer Städte und Landkreise über ihre gemeinsamen Grenzen hinweg. Wagenburgmentalität im kommunalen Bereich ist auch überhaupt nicht europaisch im besten Sinne des Wortes. Schließlich entsprechen die mit der Landkreisreform 1978 gesetzten Grenzen von Kommunen und Landkreisen insbesondere im Bereich der Grundversorgung der Bevölkerung nicht mehr den tatsächlichen wirtschaftsräumlichen Gegebenheiten. Gut ist außerdem noch, dass endlich der Grund für das Zerwürfnis zwischen Landrat und bisherigem KU-Vorstand genannt wurde, welches zu dessen Ablösung durch Robert Scheller führte. Wenn Landkreis Würzburg und sein Kommunalunternehmen weiterhin gemeinsam dem Prinzip Kooperation konsequent folgen, kann das KU im Freistaat noch einige Nachahmer finden.
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