Für Basel Asideh ist es das erste Mal. An diesem Sonntag darf sich der 35-jährige Würzburger bei der Landtagswahl zwischen zehn Parteien entscheiden und sein Kreuzchen setzten – eigenständig und geheim. Anders als viele Erstwählerinnen und Erstwähler musste Asideh viel länger als bis zu seiner Volljährigkeit warten, um frei wählen zu dürfen – warum?
Basel Asideh ist in Syrien aufgewachsen. 2011 begann der "Arabische Frühling" und Syriens Präsident Baschar al-Assad ging brutal gegen die Opposition vor. 2015 floh er aus seiner Heimat und lebt seitdem in Deutschland. Wahlen gab es auch in Syrien, doch dort liefen die ganz anders ab, und es gibt auch nur eine einzige Partei.
Asideh erinnert sich: Vor vielen Jahren sei sein Vater zum Rathaus in seiner Heimatstadt gegangen. Dort hätten ihn die Beamten aufgefordert, die Ausweise seiner Kinder zu holen. "Von allen Kindern über 18 Jahren haben sie dann die Stimme für die Partei mitgezählt, obwohl wir gar nicht da waren", sagt Asideh. Da habe er zum ersten Mal verstanden, dass er in seiner Heimat niemals ein echtes Mitbestimmungsrecht haben werde.
Politik in Syrien: Wählen ist für alle verpflichtend
In dem Moment habe er das Vertrauen in die Politik in seinem Land verloren. Anders als in Deutschland gebe es in Syrien keine Möglichkeit, sich über die Wahl zu informieren. "Egal ob im Internet oder in den Medien, keiner erklärt, welche Inhalte oder Ziele die Partei hat", sagt Asideh. Der gesellschaftliche Druck sei hoch und über Politik dürfe nicht gesprochen werden.
"Wir haben dieses Tabu-Dreieck aus Sex, Religion und Politik. Über diese drei Dinge spricht man öffentlich nicht", sagt Asideh. Schnell habe er gemerkt, dass die Wahlen nur Fassade seien und von Beginn an feststehe, wer gewinnt. Deshalb und weil er Assad nicht unterstützen wollte, habe er 2014 nicht an den Neuwahlen in Syrien teilgenommen – ein riskanter Entschluss. Denn während in Deutschland jede Person frei entscheiden kann, ob sie ihr Wahlrecht wahrnimmt, drohen in Syrien für das Nicht-Wählen harte Strafen.
In Syrien drückt man bei der Wahl seinen Finger in blaue Farbe, erklärt Asideh. Tagelang bleibe die Farbe trotz Waschen am Finger – nicht ohne Grund. Denn in den Tagen nach der Wahl fänden regelmäßig Kontrollen auf der Straße statt. "Wenn sie sehen, dass man keine Farbe am Finger hat, weil man nicht gewählt hat, können sie alles mit einem machen", sagt Asideh. Er habe sich damals eine Woche zu Hause versteckt, sei nicht aus dem Haus gegangen – aus Angst, kontrolliert zu werden.
Wählen in Deutschland: Parteien unterscheiden sich deutlich voneinander
Hier in Deutschland ist nun alles anders. Seit dem 20. Juni dieses Jahres hat Asideh die deutsche Staatsbürgerschaft und darf nun zum ersten Mal an einer demokratischen Wahl teilnehmen. "Meine Stimme in Deutschland zählt", freut er sich. In Deutschland bekomme man überall Informationen zur Wahl, auch zu den Inhalten der einzelnen Parteien.
Dabei stellt er auch Unterschiede fest: So gebe es Parteien, die neben dem ausführlichen Wahlprogramm ihre Ziele übersichtlich und leicht verständlich zusammenfassen würden. "Mir ist es wichtig, dass möglichst alle Menschen Parteiprogramme verstehen können, um möglichst allen Menschen eine demokratische Teilhabe zu ermöglichen. Deshalb finde ich es wichtig, dass Parteien bei der Vermittlung ihrer Ziele auf Barrierefreiheit achten, etwa Informationen in leichter Sprache, Fremdsprachen, Gebärdensprache oder Texte mit Vorlesefunktion anbieten."
Auch solche Aspekte würden bei seiner Wahlentscheidung mit einfließen. Denn leichtfertig treffe er die Entscheidung nicht. "Meine Stimme ist viel wert, die gebe ich nicht einfach her", erklärt Asideh. Und weil die erste Teilnahme an einer demokratischen Wahl für den 35-Jährigen etwas Besonderes ist, will er auch persönlich in die Wahlkabine gehen. Der Sozialpädagoge hat sich dafür am 8. Oktober extra die spätere Arbeitsschicht gewählt. Am Vormittag geht er gemeinsam mit seiner Freundin zur Wahl.
Führer und der wusste sogar dass in Bayern und Hessen am Sonntag Wahlen sind. Das Ausland
schaut also auch ganz genau nach Deutschland, wer und welche Parteien momentan regieren.
Er fragte mich, ob ich auch wählen gehe, selbstverständlich sagte ich zu ihm. Wer nicht zur
Wahl geht, hat hinter her auch kein Recht, sich zu beschweren, wer gewählt wurde. Klar, ist
jedem seine Privatsache, wen er wählt. Das hat man letztlich dann selbst zu verantworten,
welche Partei vorne drann ist. Warten wir den Wahlsonntag-Abend ab, ob in Hessen und in Bayern richtig gewählt wurde. Das Beste wäre, wenn wir eine sehr sehr hohe Wahlbeteiligung hätten, das ist auch ein Spiegelbild für Berlin. Da geht es bei der nächsten Wahl ums Ganze!! Packen wirs an!
Was man wählt, ist primär egal, wichtig ist, wählen zu gehen.
Den Deutschen gehts immer noch wurschtig zu gut, so will man sich beim wählen herausreden wollen.
Wählen ist wichtig, unsere Lehrer haben immer argumentiert, wer nicht wählen geht, unterstützt immer den , den du nicht haben möchtest, also den Gegner. Da ist was dran!