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Würzburg
B 19-Umgehung Giebelstadt: 60 Anwohner demonstrieren vor der Bezirksregierung gegen den Stopp des Verfahrens
Der Stopp für die Ortsumgehung war eine "Katastrophe", sagt Gemeinderat Ernst Rauh. Die Anwohner der stark befahrenen Straße haben sich am Freitag dagegen gewehrt.
Die Anwohner der stark befahrenen B19  haben am Freitag gegen den Stopp der Planungen zur Ortsumgehung Giebelstadt demonstriert.
Foto: Ulises Ruiz Diaz | Die Anwohner der stark befahrenen B19  haben am Freitag gegen den Stopp der Planungen zur Ortsumgehung Giebelstadt demonstriert.
Anna Kirschner
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:44 Uhr

Trillerpfeifen, Druckluftfanfaren und Holzratschen: Am Freitagmorgen ist es laut auf dem Peterplatz vor der Regierung von Unterfranken. Vielleicht sogar lauter als an der B 19, die durch Giebelstadt und seine Ortsteile Herchsheim und Euerhausen führt? Um die ging es bei der Demonstration in Würzburg, für die sich gegen 10 Uhr rund 60 Menschen versammeln.

Die Anwohnerinnen und Anwohner der stark befahrenen Straße machen ihrem Ärger Luft. Anlass ist, dass das Planfeststellungsverfahren im April dieses Jahres von der Regierung von Unterfranken gestoppt wurde – mit einem einzigen "Federstrich", wie der Anwohner Anton Heim aus Euerhausen sagt. Er meint die kurze Pressemitteilung des Staatlichen Bauamts vom 27. April, in der berichtet wird, dass die Regierung von Unterfranken das Planfeststellungsverfahren für die B 19-Ortsumfahrung gestoppt hat.

Einschätzung der Naturschutzbehörde führte zum Stopp

Hintergrund ist laut Pressemitteilung, dass eine "erhebliche Beeinträchtigung" der betroffenen Vogelschutzgebiete "nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden" könne. Entscheidend dafür ist die Einschätzung der Höheren Naturschutzbehörde, die ebenfalls an der Regierung ansässig ist. Das Gebiet um Giebelstadt gilt als einer der letzten Lebensräume für den Feldhamster und die Wiesenweihe in Deutschland. Vor dem Stopp des Verfahrens hatten der Bund Naturschutz (BN) und der Landesbund für Vogelschutz die Planungen bemängelt, der BN hatte mit einer Klage gegen einen positiven Planfeststellungsbeschluss gedroht. 

Zahlreiche Plakate mit Forderungen und Parolen waren am Freitagmorgen zu sehen. 
Foto: Ulises Ruiz Diaz | Zahlreiche Plakate mit Forderungen und Parolen waren am Freitagmorgen zu sehen. 

Während das Verfahren vorerst also ruht, geht die Belastung der Anwohnerinnen und Anwohner weiter. "Wenn ein Lkw durchfährt, dann wackeln bei uns auf dem Tisch die Kaffeetassen", berichtet Anton Heim aus Euerhausen. "Aber das stört uns nicht. Das sind wir gewöhnt." Lärm und Dreck sind das eine. Was ihn vielmehr umtreibt, sind aber die Toten: Sechs Menschen seien in Euerhausen an der B19 gestorben, seit die Planungen laufen. "Vor unserem Hoftor ist die Frau Krämer totgefahren worden", sagt Heim.

"Ich will nicht dran schuld sein, dass noch mehr Leute sterben."
Anton Heim, Anwohner in Euerhausen

Die Todesfälle seien der Hauptgrund für sein jahrelanges Engagement für den Bau der Ortsumgehung, obwohl sie für ihn als Landwirt Nachteile hätte: "Wir bräuchten für jedes Güllefass, das wir ausfahren, fünf bis zehn Minuten länger, weil wir die Wege nicht mehr fahren könnten. Aber ich will nicht dran schuld sein, dass noch mehr Leute sterben", so Heim. Alternativen zur bisher geplanten Trasse westlich der Orte sieht er nicht.

Ernst Rauh, Gemeinderat (UWG) in Giebelstadt, sieht das genauso: "Jeder, der sagt, er sucht nach einer Alternativtrasse, lügt die Menschen sehenden Auges an." Denn auf ein neues Flurbereinigungsverfahren, auf neue Flächenverkäufe würden sich die Eigentümer nicht einlassen. Das Planfeststellungsverfahren müsse deshalb weitergeführt werden. "Es gibt keine andere Chance."

Ernst Rauh spricht bei der Demonstration auf dem Peterplatz vor der Regierung von Unterfranken. Er wirft der Behörde vor, vor der angekündigten Klage des Bund Naturschutz einzuknicken.
Foto: Ulises Ruiz Diaz | Ernst Rauh spricht bei der Demonstration auf dem Peterplatz vor der Regierung von Unterfranken. Er wirft der Behörde vor, vor der angekündigten Klage des Bund Naturschutz einzuknicken.

Der Regierung von Unterfranken wirft Rauh vor, nicht neutral geprüft zu haben und vor der angekündigten Klage des BN "einzuknicken". Er kritisiert außerdem die Kommunikation: Außer der Pressemitteilung habe es keine ausführliche Stellungnahme in Richtung der Anwohnerinnen und Anwohner gegeben. Er hoffe nun, dass es bei einem für Montag, 31. Oktober, angesetzten Gespräch am Landratsamt "eine konstruktive Weiterentwicklung gibt, dahingehend, dass man den Naturschutz neu bewertet." Zu dem nicht-öffentlichen Treffen seien Vertreter des Landtags, des Landkreises und der Planungsbehörden eingeladen.

Über den Parkplatz vor dem Regierungsgebäude am Peterplatz schallen derweil Tonaufnahmen vom Lärm an der B 19 in Giebelstadt. Und die Demonstranten skandieren gemeinsam. "B 19 Umgehung Giebelstadt bedeutet", ruft Rauh. Und die anderen 60 Menschen antworten ihm: "Sicherheit für Kinder" und "Sicherheit für Senioren". "Zukunft", "Lebensqualität", "fließender Verkehr". Und letztlich, so meint Rauh, auch Versöhnung von Mensch und Natur.

 
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  • Bernd57
    Gegen die Entscheidung der Regierung von Unterfranken sollte die Gemeinde Giebelstadt auf dem Klageweg vorgehen. Da kann dann neutral geprüft werden ob diese Entscheidung Bestand hat bzw. geändert werden muss.
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  • gaugruzi@web.de
    Ich finde es auch etwas lächerlich, dass ein Tier mehr zählt wie ein Mensch. In den letzten Jahrzehnten wurde in Giebelstadt / Euerhausen viel für den Tierschutz / Naturschutz getan. Vor allem durch Landwirte und Gemeinde. Nun - wo die "schützenswerte Tiere" da sind, zählt das Tier mehr wie der Mensch ? Das versteht kein Mensch ! Folgendes trifft mal wieder zu: Deutschland schafft sich ab. Und Hut ab von den 60 Menschen, die sich die Zeit genommen haben ! Der Rest wird einer ordentlichen Arbeit nach gegangen sein, um Geld zu verdienen, für den härtesten Winter seit 40 Jahren, der evtl. kommt.
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  • al-holler@t-online.de
    60 von 2000 - a weng arg weng, wie mir scheint.
    Was ich so "unter der Hand" hör(t)e lässt mich vermuten, dass wesentlich mehr als diese 60 froh sind, dass sie diese Umgehung nicht vor die Nase bekommen, vielleicht sogar auch die Ingolstädter, wer weiß; sagen täten se des laut natürlich nicht.
    Warum aber hat man nicht rechtzeitig auf die Ostumgehung über das Flugplatzgelände umgeplant??????
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  • glaser.rudolf@t-online.de
    da wird wiedermal naturschutz höher eingestuft, als menschenschtz.
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  • matthiasr
    Laut gewöhnlichen gut unterrichteten Kreisen soll exakt das in der Ablehnung stehen, dass Naturschutz hier über Menschenschutz geht bzw. Naturschutz eine höhere Priorität hat!
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  • Bernd57
    Anscheinend ist der Regierung von Unterfranken das Leben der Tiere mehr wert als das Leben von Menschen. Oder haben sie Ängste vor einer Klage des Bund Naturschutz? Schämt euch!
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  • al-holler@t-online.de
    no, no, gejhts nit auch eine nummer kleiner? gilt auch für "rudig".
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