Was ist niedlich, nachtaktiv und ohne menschliche Hilfe hierzulande zum Aussterben verurteilt? Richtig: der Feldhamster. Zu seinem Schutz gibt es seit Jahren verschiedene Programme, die dem Nager das Leben in der Region Mainfranken erleichtern sollen. Eine Wirkung können sie aber nur entfalten, wenn möglichst viele Landwirte sich dafür begeistern lassen. Denn ausgerechnet die landwirtschaftlich genutzten Flächen sind es, die gleichzeitig den Lebensraum des Feldhamsters darstellen. Landwirt Andreas Korbmann aus Rittershausen gehört zu denjenigen, die beschlossen haben, dem Nager entgegen zu kommen. Er hat eine sogenannte Feldhamster-Insel angelegt.
Wie diese erst 2021 etablierte Schutzmaßnahme funktioniert, sah sich Landrat Thomas Eberth kürzlich vor Ort an. Eberth kann sich gut an die Zeiten erinnern, da der Feldhamster noch kein streng geschütztes Lebewesen war, sondern ein lästiger Nahrungskonkurrent, den man am besten fing und tötete. Noch in den 1970er Jahren war das so gewesen. Doch obwohl ihm in früheren Zeiten nachgestellt wurde, Kinder für gefangene Hamster gar kleine Prämien erhielten, waren die Lebensbedingungen für den Nager damals insgesamt nicht schlecht. Denn die Bewirtschaftung war früher anders, hamsterfreundlicher eben.
In Zeiten der intensiven Landwirtschaft hingegen, wo sehr große Ackerschläge innerhalb kürzester Zeit abgeerntet werden, steht der Hamster von einem Tag auf den anderen ohne Deckung und ohne Nahrung da. Das verkraftet er nicht gut. "Der Hamster braucht die Unterstützung der Landwirte", resümierte Thomas Eberth. Unter deren Feldern legt das Tier seine unterirdischen Bauten an; dort sammelt es auch die Nahrung ein, die es als Wintervorrat benötigt. Doch wenn der kleine Kerl auf der Suche nach Nahrung ohne jede Deckung weit laufen muss, lebt er nicht lange. Deshalb sollte er nahe seines Baus Nahrung vorfinden können.
In Bayern komme der Feldhamster nur noch in Unterfranken in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt vor, schreibt der Landschaftspflegeverband Würzburg (LPV) in einer Pressemitteilung. Ohne aktive Schutzbemühungen drohe er auch in Unterfranken auszusterben. "Damit es nicht soweit kommt, wurde 2002 das Artenhilfsprogramm Feldhamster (FHP) vom Landesamt für Umwelt konzipiert, welches von der Regierung von Unterfranken durchgeführt wird. Der LPV Würzburg agiert hierbei als Vermittler und Betreuer der Würzburger Landwirte vor Ort", heißt es weiter.
Bewährt haben sich in den vergangenen Jahren bereits die sechs bis zwölf Meter breiten sogenannten Ernteverzichtsstreifen in Feldern mit Getreide, Ackerbohnen oder Erbsenkulturen. Bei der Ernte werden diese Streifen bewusst ausgespart und erst ab 1. Oktober beerntet oder gemulcht. So hat der Hamster bei guter Deckung vor Fressfeinden Gelegenheit, sich dort zu bedienen, bevor er seine Winterruhe beginnt. Die finanziell geförderten Streifen sind eine einjährige Maßnahme.
In diesem Jahr hat der LPV noch eins drauf gesetzt und als weitere Schutzmaßnahme die sogenannten Hamster-Inseln etabliert. Flächen zwischen 0,3 und sechs Hektar Größe in den Kernzonen des Feldhamsterverbreitungsgebietes werden über einen Zeitraum von vier Jahren hamsterfreundlich bewirtschaftet. Streifenförmig werden Luzerne-, Getreide- und Blühstreifen angebaut. Auch sie werden den Sommer über stehen gelassen und erst ab 1. Oktober abgeerntet oder gemulcht. Als Vergütung erhalte jeder teilnehmende Landwirt 2100 Euro pro Hektar und Jahr, teilt der LPV mit.
Viele Landwirte sind überzeugt vom Hamsterschutz
Landrat Eberth findet diesen finanziellen Ausgleich wichtig. "Gesellschaft und Politik haben erkannt, dass ein Landwirt auch leben können muss", sagte er. Zumal von der hamsterfreundlichen Bewirtschaftung nicht nur der Nager etwas hat. "Der ist nur der Aufhänger", erklärte Eberth. Auch Rebhuhn, Niederwild und Insekten profitierten von diesen "Vielfaltspunkten in der Landschaft".
Heiko Lanig, beim LPV Ansprechpartner für die Feldhamster-Thematik, bedankt sich nicht nur bei Andreas Korbmann und Emil Korbmann, die beim Pressetermin ihre Hamster-Inseln vorstellen durften, sondern auch bei allen anderen Landwirte, die sich am Hamsterschutz beteiligen. 21 Hamster-Inseln mit insgesamt 35 Hektar konnten im Landkreis Würzburg bereits angelegt werden, nachdem Heiko Lanig für das neue Projekt eifrig die Werbetrommel gerührt hatte. Längst nicht für alle Landwirte stehe dabei der finanzielle Ausgleich im Vordergrund, sagt Lanig. "Die sind einfach überzeugt vom Hamsterschutz."
Weil Hamster-Inseln nur dort angelegt werden können, wo das grundsätzliche Vorhandensein des Nagers bereits nachgewiesen ist, stehen die Chancen gut, dass sich Feldhamster in den für sie hergerichteten Flächen auch tatsächlich häuslich niederlassen. Vielleicht, so die Hoffnung, breitet er sich von dort weiter aus, wenn er weiterhin Gelegenheit erhält, auf bestimmten Flächen ungestört zu leben. Deshalb soll das Programm fortgesetzt und ausgeweitet werden. Dafür sucht der Landschaftspflegeverband derzeit noch weitere interessierte Landwirte.